Weihnachtsbräuche auch aus Region
Wolfacher ließ Christbaum leuchten

Weihnachten in den 1970er-Jahren: Die Stube im Effringer Schlösschen wird passend geschmückt. | Foto: Foto: Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
  • Weihnachten in den 1970er-Jahren: Die Stube im Effringer Schlösschen wird passend geschmückt.
  • Foto: Foto: Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
  • hochgeladen von Christina Großheim

Gutach (gro). Was wäre Weihnachten ohne den festlich geschmückten Baum oder die Krippe? Auch wenn sich das Fest bereits im dritten Jahrhundert nach Christus etabliert hatte, gibt es viele der uns bekannten Bräuche noch gar nicht so lange. "Weihnachten ist ein altes Fest, die Formen, es zu feiern, haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert", stellt Thomas Hafen, Wissenschaftlicher Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof in Gutach, fest. "Es wurde an ein altes römisches Fest angedockt, die Wintersonnenwende, die am 21. Dezember gefeiert wurde", schildert Hafen. Später habe sich der 24. Dezember als der Tag von Christi Geburt durchgesetzt.

Die Idee von Weihnachten als Familienfest stamme von Martin Luther. Auf den Reformator gehe auch der Brauch zurück, einen immergrünen Baum auf öffentlichen Plätzen aufzustellen. "Einen der frühesten Belege dafür gibt es im Elsass in der Gemeinde Türkheim", sagt Hafen. Deshalb gilt die Nachbarregion als Heimat des Christbaumes. Geschmückt wurden diese Bäume nicht. "Der Christbaum galt lange als protestantischer Brauch, die Krippe als katholischer", erklärt Thomas Hafen, warum im katholischen Schwarzwald der Brauch sich erst spät durchsetzte.

Kerzenschein am Baum

Einen wesentlichen Beitrag zum Christbaum, wie wir ihn kennen, leistete ein Wolfacher. Der Heimatdichter Heinrich Hansjakob erzählt von Theodor Armbruster, der von 1815 bis 1898 lebte. Theodor der Seifensieder, wie er genannt wurde, stellte auch Kerzen her. Hansjakob berichtet, wie der junge Mann, um seine Angebetete zu beeindrucken, einen Baum zur Weihnachtszeit mit brennenden Kerzen bestückte. Die junge Frau wurde tatsächlich seine Ehefrau und seitdem gilt der Wolfacher als Erfinder des beleuchteten Baumes.

Weihnachtskrippen wurden in ganz Deutschland her- und aufgestellt – natürlich auch im Schwarzwald. "Ursprünglich bestand eine Krippe nur aus Maria und dem Christuskind", weiß Thomas Hafen. Im Laufe der Zeit seien die weiteren Figuren dazugekommen. "Die Leute hatten das Holz und Zeit zum Schnitzen im Winter", stellt er fest. "Viele Krippen spielen vor Ort, wo sie hergestellt wurden", so Hafen. So stelle etwadie Oberwolfacher Krippe einen Kinzigtäler Stall dar.

Ehlenbogener Krippenspiel

Ein berühmtes Krippenspiel wurde ebenfalls in der Region verfasst. Als in den 1920er-Jahren der Lehrer Ernst August Zäuner nach Alpirsbach-Ehlenbogen kam, war er über den Mangel an Weihnachtsbräuchen verblüfft. Er schrieb das berühmte Ehlenbogener Krippenspiel, das seitdem in ganz Deutschland aufgeführt wird.

Auch die Figur des Weihnachtsmanns geht auf Luther zurück, dem der Gedanke der Strafe von Kindern nicht gefiel. Traditionell wurde der Nikolaus von einer dunklen Gestalt begleitet: Im Elsass war dies Hans Trapp, in Steinach sind die Klausenbichler unterwegs. Diese Begleitfiguren haben sich mittlerweile verselbstständigt.

Kräuterbüschel und Rauhnächte

In Gutach wurde in der Heiligen Nacht ein Zweig aus dem Kräuterbüschel, der an Maria Himmelfahrt geweiht worden war, ins Viehfutter gemischt. Zudem hieß es auf den Bauernhöfen, dass in dieser Nacht die Tiere reden könnten. Am zweiten Weihnachtsfeiertag beginnen die Rauhnächte. Die Zeit bis zum 6. Januar wird zur Weissagung genutzt: So wurden zwölf Zwiebelschalen ausgelegt – für jeden Monat eine – und von deren Entwicklung das Wetter abgeleitet.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.