Beate Axmann im Porträt
Wenn sich Begegnung in Bildern manifestiert

Die Künstlerin Beate Axmann versucht, mit ihren Werken immer auch eine Antwort auf gesellschaftliche Fragen zu geben, die sie beschäftigen. | Foto: Michael Bode
  • Die Künstlerin Beate Axmann versucht, mit ihren Werken immer auch eine Antwort auf gesellschaftliche Fragen zu geben, die sie beschäftigen.
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Haslach. "Mein Leben war schon in frühester Kindheit durch Malen und Gestalten geprägt", erzählt Beate Axmann, Künstlerin aus Haslach. Sie sei in einer kreativen Familie aufgewachsen, der Vater Hobbymusiker und die Mutter kommt aus einem Malergeschäft. "Die großformatigen alten Tapetenbücher waren meine Leinwand. Ich habe Bilder gemalt und meinen beiden jüngeren Schwester dabei Geschichten erzählt", schmunzelt die 59-jährige sympathische Schwarzwälderin.

Ein Kunststudium kommt aus finanziellen Gründen aber nicht in Frage. Axmann absolviert eine Ausbildung zur Erzieherin und macht sich danach erst einmal neun Monate nach Südamerika auf. "Ich hatte immer schon Fernweh und den Drang in die Welt und die Indios haben mich schon als Kind wahnsinnig fasziniert", erzählt sie. In Südamerika ist sie künstlerisch sehr aktiv und entwickelt sich weiter. Es entstehen viele eindrucksvolle Reisebilder.

Wieder im heimischen Schwarzwald heiratet sie und wird Mutter dreier Kinder. Ihre Kunst betreibt sie weiterhin, ernsthaft zwar, aber immer noch als leidenschaftliches Hobby. Der tragische Unfalltod ihres Sohnes katapultiert Axmann 2003 mit voller Wucht auf eine völlig neue Ebene ihres künstlerischen Schaffens. "Das Malen wurde für mich zur Notwendigkeit. Ich habe gemalt, um nicht unterzugehen", erzählt sie. In dieser Zeit entstehen vor allem unterschiedliche Motive von Engeln. "Dann habe ich mich Stück für Stück freigeschwommen und mich ganz bewusst auf meinen eigenen künstlerischen Weg gemacht", so Axmann, die jetzt seit 18 Jahren als freischaffende Künstlerin arbeitet.

"Zhou-Brothers holten mich aus Komfortzone"

Bei einem Workshop der weltbekannten Zhou-Brothers in Österreich bekommt sie neuen Input. Dort habe sie angefangen, richtig großformatig zu malen. "Für mich war die Begegnung wie ein Schlüssel nach draußen. Die Zhou-Brothers haben mich aus meiner Komfortzone geholt – auch wenn ich immer schon einen gewissen Mut hatte, ins kalte Wasser zu springen", erklärt sie. Es folgen Einladungen als "Artist in Residence" nach Chicago 2013, 2014 und 2015. Im Jahr 2019 stellt Axmann ihre Werke im dortigen Dank-Haus aus. Auch in China sind ihre Arbeiten zu sehen. "Auf einer Reise nach Shanghai kam es zu einer ganz besonderen Begegnung, die mich noch heute emotional berührt", erzählt sie fasziniert. Die Geschichte wird in einem Kurzfilm verarbeitet, der bald erscheint. Sie besucht Kunst-Symposien im Kosovo und der Türkei. Um die Balance zwischen den vielen Reisen – vor Corona ist Axmann zwischen zwei und drei Monaten im Jahr unterwegs – und der Liebe zur Heimat zu finden, ist ihr der familiäre Zusammenhalt mit Ehemann und den beiden Töchtern besonders wichtig, der den bodenständigen Gegenpol zur freigeistigen Künstlerin bildet.

"Ich arbeite immer in Themen, die mich berühren, emotional triggern. Das kann Natur, Politik oder Gesellschaftskritik sein", erklärt sie ihren Ansatz. "Und mit meiner Kunst äußere ich mich dazu und versuche meine Antwort zu finden." Im Idealfall solle der Betrachter zum Nachdenken angeregt werden. "Die Kunst lebt von der Begegnung und dem Austausch. Die Welt braucht Kunst und sie gehört zum Leben dazu", ist Axmann überzeugt.

Ihr aktuelles Thema "Sicht.Verrückt" lässt sich wohl am besten unter dem Motto "Nichts ist so, wie es scheint" zusammenfassen und ist in die unterschiedlichen Serien "Schrei", "Kindheit", "Am Bach" unterteilt. In dieses Thema fällt auch ihre Auseinandersetzung mit dem Haslacher Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob, die im Auftrag des Stadthotels in Haslach entsteht. Ihre Arbeiten dazu – ein großformatiges Porträt und eine Serie von Holztafelbildern – sind im Stadthotel in Haslach zu sehen.

Zusammen mit ihrer Kollegin Gabriele Schuller betreibt Axmann auch eine Pop-up-Galerie in der Offenburger Innenstadt, wo ein Großteil der Arbeiten der beiden Künstlerinnen zu sehen sind. Momentan arbeiten die beiden an einem gemeinsamen Auftrag. "Die besondere Herausforderung hierbei ist, dass sich jede von uns zurücknehmen, aber trotzdem in den gewissen Flow kommen muss, um sich in der Arbeit vergessen zu können. Das ist einfach ein super Gefühl." Matthias Kerber

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