Die "Umzugsprofis"aus Bodersweier
Eidechsen bekommen neues Zuhause

Trockenes Gras und wenig Versteckmöglichkeiten: Die Eidechsen in Bodersweier sind erfolgreich in ein neues Zuhause vergrämt worden. Eine Trennwand aus Folie sorgt künftig dafür, dass die kleinen Schuppentiere nicht aus Versehen in ihren alten Lebensraum zurückkehren. | Foto: Stadt Kehl
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  • Trockenes Gras und wenig Versteckmöglichkeiten: Die Eidechsen in Bodersweier sind erfolgreich in ein neues Zuhause vergrämt worden. Eine Trennwand aus Folie sorgt künftig dafür, dass die kleinen Schuppentiere nicht aus Versehen in ihren alten Lebensraum zurückkehren.
  • Foto: Stadt Kehl
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Kehl-Bodersweier (st). Aufmerksame Beobachter konnten in den vergangenen Wochen eine schwarze Folie am Ortsausgang Bodersweier in Richtung Rheinau-Linx entdecken. Die Abdeckung diente den heimischen Zaun- und Mauereidechsen als Wegweiser in ein neues Zuhause und wurde nun unter Aufsicht einer externen Reptilien-Expertin entfernt.

Neues Revier für Feuerwehrzufahrt

„Das geplante Gerätehaus der Feuerwehr benötigt eine Zufahrt“, erklärt Frank Wagner, Leiter des Bereichs Grünflächen am Betriebshof. „Damit deshalb keine Tierart ihren Lebensraum verliert, haben wir die Eidechsen schrittweise und professionell umgesiedelt.“ Für diesen Zweck wurde eigens ein neues Areal für die kleinen Schuppentiere angelegt.

„Ohne eine solche Umsiedelung, in Fachkreisen Vergrämung genannt, würden die Eidechsen bei Baubeginn durch die großen Bagger und die aufgewühlte Erde zu Schaden kommen“, erläutert Frank Wagner. „Die schwarze Folie ist hierbei ein einfaches und effektives Mittel, um die kleinen Tierchen in ein sicheres Gebiet zu geleiten.“

Mitarbeiter einer externen Fachfirma hatten die dunkle Abdeckung vor dreieinhalb Wochen auf gemähtem Gras befestigt, um den kleinen Schuppentiere den Weg zum neuen Lebensraum attraktiver zu gestalten. „Eidechsen sind wechselwarme Tiere und regulieren ihre eigene Körpertemperatur durch äußere Einflüsse. Daher bevorzugen sie Lebensräume mit Sonnenplätzen sowie Versteckmöglichkeiten“, berichtet Ann Magret Amui-Vedel, die Umweltreferentin der Stadt. „Durch das Mähen und Abdecken der Fläche, wird der alte Lebensraum für die Zaun- und Mauereidechsen uninteressant und sie wandern von selbst zu ihrem neuen Areal, in dem sie dann gute Lebensbedingungen vorfinden.“

Und tatsächlich: Als die Folie vor Ort abgenommen wird, findet die externe Fachexpertin nur noch eine verbliebene Echse im trockenen Gras. In der neuen Heimat ausgesetzt, flitzt die junge Mauereidechse sogleich zu ihren Verwandten. „Die Eidechsen haben hier alles, um sich pudelwohl zu fühlen“, freut sich die Expertin. „Und die große Sandfläche gibt den Tieren zusätzlich die Möglichkeit, ihre Eier auszubrüten.“ Wie zur Bestätigung reckt in diesem Moment die junge Eidechse wieder den Kopf aus einem Baumstamm. „In ihrem neuen Wohnraum finden die Echsen eine bunte Mischung aus Sand, Kies, Steinen und Totholz vor“, erklärt Ann Magret Amui-Vedel den Aufbau des neuen Lebensraums der Eidechsen.

Bei der Planung sei die räumliche Nähe der neuen Fläche zum ursprünglichen Lebensraum der heimischen Eidechsen besonders wichtig gewesen, sagt Frank Wagner: „Solche Reptilien sind sehr ortstreu, die unmittelbarer Nähe zu ihrem angestammten Platz ist wichtig für sie.“ Nur eine kleine Brücke trennt die beiden Flächen. Dass die kleinen Schuppentierchen einen anderen Weg als in das vorbereitete Areal einschlagen, stehe hingegen nicht zu befürchten. „Straßen und Wege überqueren die Reptilien im Normalfall nicht. Sie gelten als natürliche Grenze“, weiß der Bereichsleiter des Betriebshofs. „Das leere Bachbett, in dem die schwarze Folie angebracht war, grenzt im Osten an den Radweg und im Westen an die B36. Die Tiere zieht es durch die Abdeckung also automatisch in ihr neues Zuhause.“ Eine Trennwand aus Folie soll künftig verhindern, dass die Eidechsen sich aus Versehen in das für sie gefährliche Baugebiet verirren. Ein genauer Termin für den Baubeginn des Gerätehauses der Feuerwehr steht noch aus.

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