18 Stolpersteine für die Familien Wertheimer und Bensinger in Kehl verlegt
Ein Zeichen, dass die Opfer nicht vergessen werden

Shlomit Proter, Nachfahrin von Rosa Bensinger, reicht in der Kehler Hauptstraße Gunter Demnig den Stolperstein, der den Namen ihrer Urgroßmutter trägt.  | Foto: gro
  • Shlomit Proter, Nachfahrin von Rosa Bensinger, reicht in der Kehler Hauptstraße Gunter Demnig den Stolperstein, der den Namen ihrer Urgroßmutter trägt.
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Kehl (gro). Zum dritten Mal wurden am Dienstagmorgen in Kehl Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis 27. Januar verlegt. Die 18 Steine erinnern an die Mitglieder der Familien Wertheimer und Bensinger, die von den Nationalsozialisten zum Teil ermordet wurden, denen aber zum Teil auch die Flucht Ende der 1930er-Jahre gelang.
Um 9 Uhr wurden die ersten fünf Steine vor dem Anwesen in der Kinzigstraße 21 in das Straßenpflaster eingebaut. "Wir erinnern uns heute an unsere einstigen jüdischen Nachbarn", so der Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano, der in seiner kurzen Ansprache beschrieb, wie aus angesehenen Kehler Bürgern über Nacht Verfolgte wurden. "Wir zeigen damit, dass sie nicht vergessen sind, egal wie viele Jahre seitdem vergangen sind." Vetrano erinnerte daran, dass Fritz Wertheimer, der mit seiner Familie 1939 die Flucht nach Argentinien gelang, viele Jahre später wieder nach Kehl kam und Kontakt zu seinen ehemaligen Schulfreunden hielt. "Kehl ist trotz allem die Heimat von ihm geblieben."
Symbolisch wurde der Schulranzen von Fritz Wertheimer, den dieser dem Kehler Stadtarchiv stiftete, zu den weiteren Orten, an denen Stolpersteine verlegt wurden, getragen. Die Zeremonien wurden von Schülern der Tulla-Realschule, der Falkenhausenschule, der Wilhelmschule und dem Einstein-Gymnasium gestaltet. Stationen waren das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Rosa Bensinger in der Hauptstraße 49, die Falkenhausenschule, die Fritz Wertheimer besuchte, die Wilhelmschule, deren Schülerin Renate Bensinger war, sowie die Spießgasse 9 und die Hauptstraße 169, in denen ebenfalls Zweige der Familie Bensinger wohnten.
Auch dieses Mal nahmen Nachfahren und Angehörige der Familien, die eigens angereist waren, an den Zeremonien teil. Bewegend war der Moment als Shlomit Proter, Enkelin von Louis Bensinger, der 1943 in Auschwitz umgebracht wurde und dessen Kindern die Flucht in die USA gelungen war, Gunter Demnig den Stolperstein, der den Namen ihrer Urgroßmutter trägt, anreichte. Einen weiteren Stein übergab die Ururenkelin Daphna Proter an den Künstler.
Wie wichtig der Kampf gegen das Vergessen auch in der heutigen Zeit ist, machte Francis Kaufmann, Sohn von Julius Kaufmann aus Frankreich, an der Falkenhausenschule deutlich. "Meine Großmutter überlebte Gurs und lebte mit ihrer Familie in Toulouse", berichtete er. "Danke, dass Sie den ehemaligen jüdischen Mitbürgern gedenken, es ist ein wichtiger Beitrag für den Frieden." Er stellte fest, dass es große Unterschiede in der Aufarbeitung der Geschichte zwischen Frankreich und Deutschland gebe: "Wir befinden uns in Frankreich in einem Wahlkampf, der von zwei gegensätzlichen Strömungen beherrscht wird. Die eine steht für die Öffnung nach Europa, die andere schlägt Töne an, wie man sie in den 1930er Jahren hier gehört hat."

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