Treffen mit OB Vetrano
"Kombi-Bad ist nicht gestorben“

Wie geht es in Kehl für die Kombi-Bad-Planung weiter? | Foto: Stadt Kehl

Kehl (st). „Es tut mir mindestens genauso weh wie Ihnen allen“: Für ihn sei das neue Kombi-Bad für Kehl nicht gestorben „und ich will es auch nicht auf die lange Bank schieben“, erklärte Oberbürgermeister Toni Vetrano beim Treffen mit der Projektgruppe Neubau Kombi-Bad, nachdem er am vorvergangenen Wochenende die Verschiebung des Baus des neuen Bades hatte verkünden müssen.

Trotz des 23,8 Millionen Euro umfassenden Schulsanierungsprogramms „wäre der Bau des Bades mit einer moderaten Kreditaufnahme möglich gewesen“ – dafür habe er noch in seiner Rede am Neujahrsempfang plädiert und gehofft, Zweifler ermutigen zu können. Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen sei jedoch nicht planbar gewesen – das Loch im Ergebnishaushalt mit zurzeit 8,8 Millionen Euro gewaltig. Auch Beigeordneter Thomas Wuttke teilt Toni Vetranos Bedauern: „Es ist auch für mich ein schwieriger Start, nach einem halben Jahr im Amt das Großprojekt der Stadt aufs Standby-Gleis schieben zu müssen.“ Die Mitglieder der Projektgruppe zeigten bei aller persönlicher Enttäuschung Verständnis und: Sie wollen weitermachen.

Nachdem Großprojekte wie die Tram oder die Sanierung des Kulturhauses bereits beschlossen gewesen seien, als er sein Amt als Oberbürgermeister in Kehl angetreten habe, „war das neue Bad mein Baby“, sagte Toni Vetrano. Viele hätten sich auch schon vor der Corona-Krise gefragt, ob die Stadt sich das Bad leisten könne. Für ihn sei diese Frage genauso zu beantworten gewesen, wie bei einer größeren Anschaffung im Privatleben: „Wenn ich mir etwas leisten möchte, muss ich auf etwas anderes verzichten.“ Schon vor Corona sei klar gewesen, dass „es kein neues Museum und keine neue Mediathek gegeben hätte, wenn wir das Bad gebaut hätten“.

Erhebliche Mindereinnahmen aus der Gewerbe- und der Vergnügungssteuer, die Erhöhung der Kreisumlage wegen der Agenda 2030 und zusätzliche Ausgaben aufgrund der Corona-Krise – damit werde man bei der Aufstellung des Doppelhaushaltes 2021/2022 umgehen müssen, stellte Toni Vetrano klar. Mittel für eine Sanierung des Kehler Freibades oder gar des baufälligen Hallenbades sehe er hier auch nicht, machte der OB in der Projektgruppe deutlich: „Eine Sanierung käme einem Neubau gleich.“ So sieht es auch Beigeordneter Thomas Wuttke: Das von der Projektgruppe erarbeitete Raumprogramm für das Kombi-Bad sei in eine „vernünftige Planung, eine Planung für Kehl“ umgesetzt worden, eine Alternativplanung gebe es nicht: „Wir wollen es machen, so schnell wie möglich. Die Verwaltung steht geschlossen dahinter.“

Die Projektgruppe, die aus Vertretern des Schwimmvereins, der DLRG, der Schulen, des Jugendgemeinderats, der Verwaltung, den Fraktionen des Gemeinderats sowie aus Bürgerinnen und Bürgern besteht, welche die unterschiedlichen Nutzergruppen des Bades repräsentieren, hat sich seit Herbst 2017 zum 30. Mal getroffen – am 30. Januar noch, um über die Verhandlungsgespräche mit den Preisträgern zu reden und voller Hoffnung, dass die nächsten Planungsschritte in einer Sondersitzung des Gemeinderats am 1. April vergeben werden könnten.

Die Sondersitzung musste wegen der Corona-Krise ausfallen, in der Folge hatte Oberbürgermeister Toni Vetrano mit den Fraktionsvorsitzenden vereinbart, dass die Verwaltung die entsprechenden Vorlagen aufgrund der Haushaltslage nicht mehr in den Gemeinderat einbringt.

Wie und wann es nun genau weitergeht, ist zwar noch offen, doch Toni Vetrano und Thomas Wuttke ist es wichtig, dass die Projektgruppe zusammenbleibt, damit man gemeinsam die nun längere Interimszeit bis zum Bau eines neuen Bades planen könne. „Wir müssen schauen, was wir tun können, um die Vereine vital zu halten“, betonte Thomas Wuttke. Der städtische Koordinator der Projektgruppe, Sascha Nossol, hat bereits vor drei Wochen die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag angeschrieben, um zu erfragen, ob für den Bau von Bädern vielleicht ein Förderprogramm aufgelegt werde. Dort „konnte man mich auch nur vertrösten“, berichtete er der Gruppe. Mit dem ersten Preisträger des Wettbewerbs um den Bau des Kombi-Bads habe man gesprochen, er wolle trotz der ungewissen Lage gemeinsam mit der Stadt den Entwurf umsetzen. „Lassen Sie uns als Gruppe zusammenbleiben und nach vorne schauen“, appellierte auch er an die Mitglieder.

Die Frage, ob und wann die Freibäder in diesem Jahr öffnen werden, beschäftigte die Projektgruppe ebenfalls. Weder OB Vetrano noch Thomas Wuttke wollten sich hier festlegen: Unter den gegenwärtigen Bedingungen und wenn er zum Beispiel an die Auflagen für die Notbetreuung von Kindern und Jugendlichen denke, stelle er sich die Freibadsaison schwierig vor, räumte Toni Vetrano ein. Selbst wenn die Entscheidung komme, dass die Freibäder nach dem 1. Juni öffnen dürften, „werden wir vielleicht nicht am ersten Tag dabei sein“, dämpfte auch Thomas Wuttke die Hoffnungen: „Wir müssen offen darüber sprechen, wofür wir das Geld, das wir jetzt in der Übergangszeit einsetzen, am besten einsetzen – das müssen wir auch bei der Winteröffnung des Auenheimer Bades bedenken.“

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