Der Kehler Jugendgemeinderat ist das Sprachrohr der jüngeren Bürger der Stadt
Seit 20 Jahren frische Ideen für die etablierte Kommunalpolitik

Der Skaterplatz beim Haus der Jugend wurde auf Anregung des Jugendgemeinderats gebaut. | Foto: gro
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  • Der Skaterplatz beim Haus der Jugend wurde auf Anregung des Jugendgemeinderats gebaut.
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Kehl (gro). Nur ein wenig älter als Der Guller ist der Jugendgemeinderat in Kehl. Erstmals wurde das Gremium 1996 gewählt, doch aktiv wurden die Mitglieder erst 1997. "Die Idee kam damals aus dem Kehler Gemeinderat", erinnert sich Alexander Neumann, Leiter des Haus der Jugend in Kehl. 1994 schlug die CDU-/FDP-Fraktion dies vor. "Der Gedanke war, ein Gremium zu schaffen, um Jugendliche für die Kommunalpolitik zu begeistern." Wie es sich zusammensetzen sollte, wurde eine Weile diskutiert, bis klar war: Es soll ein Angebot an alle Kehler Jugendlichen sein. Die Wahlen sollten in den Schulen und in den Kehler Jugendhäusern stattfinden. "Da nicht alle Jugendlichen mehr zur Schule gingen, hatten diese die Möglichkeit, sich in den Jugendhäusern aufstellen zu lassen", so Neumann.

Am 13. Juni 1996 war die konstituierende Sitzung des ersten Kehler Jugendgemeinderats: Er hatte 24 Mitglieder, die für ein Jahr gewählt worden waren. "Schon im November gab es sieben Nachrücker", beschreibt Alexander Neumann den etwas holprigen Start. "Der erste funktionierende Jugendgemeinderat, der die Gesamtstadt erfasst hatte, wurde eigentlich erst 1997 gewählt." Schnell war klar, dass die einjährige Amtszeit zu kurz gegriffen war. "Sie wurde relativ schnell auf zwei Jahre verlängert. Schließlich müssen sich die Mitglieder auch erst in das Amt einfinden", erklärt Alexander Neumann.

Die ersten Themen, mit denen sich der Jugendgemeinderat beschäftigte: die schlechten Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr, die Ausstattung der Schulen, das Gefühl, in Kehl sei nichts für Jugendliche geboten, aber auch eine überdachte Bushaltestelle am Schulzentrum in der Vogesenstraße sowie überdachte Fahrradabstellplätze an den Schulen.

"Viele Themen finden sich auch heute noch", weiß Binja Frick, Koordinatorin der Jugendarbeit bei der Stadt Kehl. "Der ÖPNV beschäftigt die Jugendlichen immer noch, aber auch die Ausstattung der Schulen. Wollten sie früher Internetcafés, kämpfen sie heute für Hotspots." Zu den erfolgreichen Projekten des Kehler Jugendgemeinderats gehört die Einrichtung des Anruf-Sammeltaxis. Die Fahrradabstellplätze an den Schulen wurden überdacht. "Lange gewartet haben sie auf das Buswartehäuschen an der Vogesenalle", so Binja Frick. "Es wurde im Frühjahr 2015 gebaut." Erfolgreich stark gemacht hat sich der Jugendgemeinderat auch für Graffitiwände für Jugendliche. Am Freibad Kehl, den Fahrradständern am Einstein sowie an der Skateranlage darf gesprayt werden.

Der Skaterplatz ist eines der großen Projekte, die angeregt und umgesetzt wurden. "Die Idee gab es schon lange", so Alexander Neumann. Im Zuge der Landesgartenschau wurde sie greifbar. "Bürgermeister Jörg Armbruster fand es wichtig, mit der Veranstaltung nicht nur ältere Menschen anzusprechen", so Alexander Neumann. Allerdings gab es Auflagen: Die Jugendlichen mussten einen Teil der Summe, die die Anlage kostete, selbst sammeln. "Sie mussten 15.000 Mark übernehmen, dank eines privaten Spenders, der am Ende aufrundete, ist es auch gelungen", erinnert sich Alexander Neumann.

Ein neues Projekt ist der Bewegungsparcour, der in der Nähe des Weißtannenturms und dem Beachvolleyballfeld entstehen soll. "Der Gemeinderat hat zugestimmt, die Jugendlichen haben gute Vorarbeit geleistet", so Binja Frick. "Die Gemeinderäte wollen sehen, dass es den Jugendlichen ernst ist, deshalb müssen sie ihre Projekte mit Zahlen und Fakten hinterlegen." Ein reines Wunschkonzert gebe es nicht.

Einige Angebote aus der Vergangenheit gibt es zwar noch, diese werden aber nicht wahrgenommen: Dazu zählt die Taschengeldbörse. Auch der internationale Brunch macht zur Zeit Pause. "Es liegt bei den Jugendlichen, was sie umsetzen wollen", sagt Binja Frick. Seit sechs Jahren organisiert der Jugendgemeinderat die "Earth Hour" in Kehl, an der die Lichter in der Stadt für eine Stunde ausgehen. "Die Jugendlichen müssen für die Themen brennen, dann wird es auch etwas", stellt Binja Frick abschließend fest.

Der Skaterplatz beim Haus der Jugend wurde auf Anregung des Jugendgemeinderats gebaut. | Foto: gro
Ein Bild aus den Anfängen des Jugendgemeinderats | Foto: Stadt Kehl

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