Stadt Kehl
Siegfried Geisbauer offiziell als Stadtjäger eingesetzt
- Siegfried Geisbauer offiziell als Stadtjäger in Kehl eingesetzt.
- Foto: Stadt Kehl, Norman Mummert
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Kehl (st) Eigentlich findet Siegfried Geisbauer die Bezeichnung Stadtjäger irreführend. Er bevorzugt „Wildtiermanager im Siedlungsgebiet“. Ende Oktober ist er von der Stadt offiziell als Stadtjäger eingesetzt worden. Damit hat die Stadt die rechtlichen Bedingungen geschaffen, dass Einwohner bei Problemen mit Wildtieren die Expertise des Stadtjägers in Anspruch nehmen können. Mit der Flinte über der Schulter wird man ihn, anders als der Name suggeriert, aber so gut wie nie in der Kernstadt oder in den Ortschaften antreffen. „90 Prozent meiner Tätigkeit besteht aus Beratung“, betont er.
Seit Jahren zieht es Wildtiere bei der Nahrungssuche immer häufiger in Siedlungsgebiete. Kehl bildet da keine Ausnahme. Auch bei der Stadt mehren sich die Beschwerdeanrufe von Einwohnern. Darin geht es um Marder, Kanada- und Nilgänse, Nutrias oder auch um Fuchssichtungen. Deshalb hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 7. Mai beschlossen, einen sogenannten Stadtjäger einzusetzen. Die Landesregierung hatte im Juni 2020 das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz novelliert und dadurch für Kommunen die Möglichkeit geschaffen, Stadtjäger als direkte Ansprechpersonen bei Wildtierkonflikten zu beauftragen.
Kandidaten müssen zwei Voraussetzungen erfüllen: Sie benötigen einen gültigen Jagdschein und sie müssen eine entsprechende Zusatzausbildung abgeschlossen haben. Bevor Kommunen allerdings einen staatlich anerkannten Stadtjäger einsetzen können, müssen darüber hinaus die örtlichen Jäger und Jagdpächter angehört werden. So sieht es der Gesetzgeber vor. „Bis vor Kurzem gab es für Einwohner oftmals keine Möglichkeit, sich bei Wildtierproblemen auf dem eigenen Grundstück professionelle Hilfe zu holen“, berichtet Michael Faller aus der Stabstelle für Nachhaltige Stadtentwicklung. „Nun können sie sich direkt an den Stadtjäger wenden.“ Dieser ist allerdings, anders als es die Bezeichnung vermuten lässt, kein städtischer Angestellter, sondern selbstständig tätig. „Am Ende ist das ein Angebot eines Dritten für die Kehler Einwohnerschaft“, sagt Michael Faller.
„Geschossen wird so gut wie gar nicht“
Seinen Einsetzungsbescheid erhielt Siegfried Geisbauer am 23. Oktober. Der 67-Jährige ist seit rund 30 Jahren Jäger und bereits in Achern und Ettlingen als „Wildtiermanager im Siedlungsbereich“ tätig. Auch sein neues „Revier“ in Kehl ist ihm bereits vertraut: Im Sommer hatte ihn die Ortsverwaltung von Goldscheuer als externen Berater hinzugezogen und um seine Einschätzung zur Situation an der Badestelle am Jugendhaus Badhiesel gebeten. Dort leben bis zu 25 Wildgänse. Bereits zweimal musste im Sommer ein Badeverbot verhängt werden, weil durch die Hinterlassenschaften der Federtiere die zulässigen Grenzwerte für Enterokokken im Wasser überschritten wurden. Siegfried Geisbauer schlug verschiedene Vergrämungsmaßnahmen vor, um den Tieren den Zugang zum Wasser zu erschweren. Der städtische Betriebshof erarbeitet auf Grundlage dieses Maßnahmenbündels ein Konzept, das anschließend im Ortschaftsrat von Goldscheuer vorgestellt werden soll. Siegfried Geisbauer ist in seiner neuen Rolle als offiziell eingesetzter Stadtjäger nicht nur Ansprechpartner für die Stadtverwaltung. „Mich dürfen alle rufen“, sagt er. Jedermann und jede Frau, die in Wohn-, Gewerbe- oder Industriegebieten mit Wildtierproblemen konfrontiert wird, kann sich an den 67-Jährigen wenden. Im Frühjahr passiert das oftmals wegen Problemen mit Mardern. Die Tiere nisten sich gerne in Dächern ein „und irgendwann wird es dann so schlimm, dass die Marder im Dach einen Tanz aufführen und die Leute nicht mehr schlafen können“, berichtet er. Nach einem kostenlosen Telefonat, wenn es das Problem erforderlich macht, sieht er sich die Lage vor Ort an. Bei Mardern geht es vor allem darum, zu verhindern, dass die Tiere zurück ins Haus klettern. Beispielsweise indem Löcher in der Dachhaut identifiziert und geschlossen werden. „Mein Hauptaugenmerk liegt auf Prävention und Vergrämung“, betont er. Dass er nun von der Stadt offiziell eingesetzt wurde, hat einen entscheidenden Vorteil: „Bei brenzligen Situationen kann ich sofort aktiv werden.“ Andernfalls müsste das Landratsamt den Fall zunächst prüfen und den Fang oder die Entnahme des Tiers genehmigen.
Der Vorstellung eines Stadtjägers, der mit dem Jagdgewehr über der Schulter durch die Stadt streift, erteilt er eine Absage: „Die jagdlichen Aspekte machen höchstens fünf Prozent meiner Tätigkeit aus“, betont er. Darunter fällt auch das Fangen von Wildtieren durch Lebendfallen und das Erlösen verletzter oder erkrankter Tiere. Dieser Schritt sei die Ultima Ratio, wenn Prävention und Vergrämung keine Wirkung zeigen. „Geschossen wird so gut wie gar nicht, weil es einfach zu gefährlich ist“, sagt Siegfried Geisbauer.
Kontakt zum Stadtjäger
Bei Problemen mit Wildtieren in Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten kann Siegfried Geisbauer per Email unter stadtjaeger@heumac.de kontaktiert werden. Wichtig ist: Die Kosten für einen Einsatz des Stadtjägers trägt der Auftraggeber selbst, in der Regel sind das die Eigentümer oder Nutzungsberechtigten. Wildtiere, die in seiner Zuständigkeit liegen, sind unter anderem Steinmarder, Wildgänse, Füchse, Nutria, Wildkaninchen, Wildschweine und Rehe sowie in Zukunft auch verstärkt der Waschbär. „Ratten, Tauben oder Igel sind nicht mein Thema“, stellt er klar. Eine Preisliste kann unter www.kehl.de eingesehen werden.







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