Neben Fütterungsverbot
Warum Stadttauben nicht gefüttert werden müssen

Essensreste oder gezielte Fütterung schaden den Tieren. | Foto: Stadt Kehl

Kehl (st). Samen, Früchte und Beeren: So würde der optimale Speiseplan für Stadttauben aussehen. Der Realität entspricht dies aber häufig nicht. Vielmehr ernähren sich die Vögel von Brotkrumen und sonstigen Essensresten, die sie auf dem Boden finden. „Oft werden sie von Tierfreunden auch gezielt gefüttert, die ihnen damit etwas Gutes tun wollen“, weiß die städtische Umweltreferentin Ann-Margret Amui-Vedel zu berichten. Das Gegenteil sei jedoch der Fall, so die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung.

„Wie ihre wilden Verwandten sind Stadttauben vorrangig Körner- und Samenfresser“, erklärt Ann-Margret Amui-Vedel. Für die Futtersuche könnten sie problemlos zehn Kilometer weit fliegen. Auf Grünflächen, Äckern und Wiesen sei von Natur aus ein vielseitiges und für die Tauben gesundes Nahrungsangebot vorhanden. „Die Fütterung der Stadttauben stört das natürliche Gleichgewicht und ist zudem auch die Ursache für ihren schlechten Gesundheitszustand“, betont die städtische Umweltreferentin. Denn dem ausgebrachten Futter fehle es oft an wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweißen. Eine einseitige und nicht artgerechte Fütterung mit Essensresten wie Brezeln oder gar Bratwürsten mache die Tauben deswegen anfälliger für Krankheiten und Parasiten.

Jungtiere sterben durch falsche Ernährung

Wilde Tauben hätten circa ein bis zwei Mal im Jahr ein Gelege mit Nachwuchs. Bei Stadttauben sehe dies jedoch anders aus: Wegen des ganzjährig verfügbaren Futterangebots bestehe für die Tauben keine Notwendigkeit mehr, sich aus der Stadt weg und auf Nahrungssuche zu begeben.

„Sie nutzen die Zeit daher verstärkt zur Fortpflanzung und brüten bis zu vier Mal im Jahr – oft sogar im Winter“, weiß Ann-Margret Amui-Vedel. Die Anzahl der Tauben hänge somit vom Futterangebot ab. Und auch hier sei die falsche Ernährung wieder ein Problem: „Stadttauben, die Nahrungsabfälle zu sich nehmen, können ihre Jungen weniger erfolgreich aufziehen als Tauben in der freien Wildbahn“, erläutert Ann-Margret Amui-Vedel.

Durch das minderwertige Futter seien die Jungtiere geschwächt, so dass sie gegen Krankheitserreger nur wenig Widerstandskraft besäßen. Bei einer Brut in der kalten Jahreszeit komme noch hinzu, dass die Jungtiere den oftmals ungünstigen Witterungsverhältnissen keine Abwehrkräfte entgegensetzen könnten. Als Folge verendeten viele von ihnen deswegen.

Gesundheitsrisiko für Menschen

Mit Krankheiten infizierte Tauben seien zudem ein Gesundheitsrisiko für den Menschen. Denn durch Taubenkot könnten diese Krankheiten auf den Menschen übertragen werden. Vor allem Ältere, Personen mit geschwächtem Immunsystem sowie Kinder seien gefährdet, sagt die städtische Umweltreferentin. Aus all diesen Gründen ist das Füttern von Tauben durch die Polizeiverordnung der Stadt Kehl auf öffentlichen Flächen sowie in Grün- und Erholungsanlagen verboten. Wer gegen das Fütterungsverbot verstößt, muss mit einem Verwarnungsgeld von 35 Euro rechnen.

Auszug aus der Polizeiverordnung

§ 13 Fütterungsverbot:
Wild lebende Tiere (Tauben, Wasservögel, Fische usw.) dürfen auf öffentlichen Flächen sowie in Grün- und Erholungsanlagen nicht gefüttert werden. Hiervon ausgenommen sind notwendige Fütterungen im Rahmen von Hege- und Pflegemaßnahmen (z.B. Jagd und Fischerei).

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