Dekan Günter Ihle im Sonntagsporträt
Zusammenwachsen durch Begegnungen

Eine Herzensangelegenheit auf Straßburger Seite: Günter Ihle vor der Chapelle de la Rencontre – der Kapelle der Begegnung. | Foto: Michael Bode
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Kehl. "Alles hat seine Zeit", sagt Günter Ihle mit Überzeugung, dass es richtig ist, nach zwei Amtszeiten als Dekan für den evangelischen Kirchenbezirk Kehl nicht zur Wiederwahl angetreten zu sein. Nach 15 Jahren in dieser Funktion ist es sein Verständnis für Ämter und von Demokratie, dass es einen Wechsel in Wahlpositionen geben sollte. Der damalige Landesbischof Ulrich Fischer hatte Ihle gefragt, ob er für sich das Amt als Dekan in Kehl vorstellen könne. "Ich habe schon immer Verantwortung übernommen", war Ihle auch damals von seinem Entschluss, sich der Wahl zu stellen, überzeugt. "Das Deutsch-französische ist mein Thema", wusste er, da er Teile seines Studiums in Frankreich absolviert hatte, da seine Frau Französin ist, die er in Straßburg kennengelernt hatte, reizte ihn die Aufgabe in Kehl.

Aufgewachsen ist Günter Ihle in Eppingen im Kraichgau, in der Mitte zwischen Bruchsal und Heilbronn, wo er 1964 auch geboren wurde. Den Zivildienst nach dem Abitur absolvierte er in der Haus- und Altenheimpflege, bevor er sein Studium der Theologie in Heidelberg aufnahm. Während des Studiums nutzte er Montpellier, der Heidelberger Partnerstadt, ein Austauschprogramm für Studierende als erste Auslandsstation. "Für mich war dieser Weg immer eine Berufung, die Alternative wäre ein Studium der Biologie gewesen", erinnert sich Ihle an seinen Werdegang.

Er gehört einem so starken Jahrgang an, in dem nicht alle, die das Examen erfolgreich abgelegt haben, auch in den Pfarrdienst übernommen werden. "Bei mir war das aber keine Frage", erzählt Ihle mit einem Lächeln. Auch wenn das Lernen der alten Sprachen eine Herausforderung gewesen war. Seine Berufung führte ihn während des Lehrvikariats nach Karlsbad bei Karlsruhe. Im Anschluss ging es nach Remchingen am Rande des Kraichgaus, wo er gleich für zwei Pfarrgemeinden als Vikar zuständig war.

Im kirchlichen Auftrag nach Straßburg

"Danach habe ich mich um einen Auslandseinsatz bemüht", war für Ihle sein Weg klar. So kam er nach Straßburg für sein zweites Vikariat. Neben der Arbeit in einer Gemeinde arbeitete er auch im Europarat in der Vertretung für Nicht-Katholische. Während dieser Zeit lernte Ihle seine Frau Sylvie über die Gemeindearbeit und Familiengottesdienste kennen. "Die nächste Station führte mich in evangelische Diaspora nach Lauchringen bei Waldshut." Dort wirkte Günter Ihle bereits in der grenzüberschreitenden kirchlichen Arbeit mit der Schweizer Kirche fast elf Jahre.

Dann kam die Anfrage der Landeskirche für das Dekanat in Kehl und die Bestätigung durch die Bezirkssynode. "Ich betreute die Friedensgemeinde als kleinste Kehler Gemeinde", so Ihle, und war darüber hinaus für 45.000 Gläubige in 30 Gemeinden zuständig. "Beide Aufgaben gehen heute kaum noch unter einem Hut", erklärt Ihle die Umstrukturierung der drei Ortenauer Dekanate, die 2025 zu zwei zusammengeführt werden und dann auch hauptamtlich geführt werden sollen.

So bleibt ihm ab Sommer Zeit, sich intensiver für deutsch-französische Zusammenarbeit einzusetzen. Ein Ort der Begegnung liegt nur einen Steinwurf auf der Straßburger Rheinseite entfernt und heißt auch so: La Chapelle de la Rencontre ist ein Gebäude, vor allem aber ein zweisprachiges und grenzüberschreitendes Projekt, das von zwei Kirchen aus zwei Ländern betreut wird. „An dieser Grenze ist viel Blut geflossen, wir wollen für Europa stehen“, bekräftigt Ihle das Ziel. "Die beiden Städte Kehl und Straßburg wachsen zusammen und dieses zu begleiten ohne Begegnungen ist schwierig", ist Ihle überzeugt. Die Kapelle im Quartier Port du Rhin, direkt an der heutigen Tram-Verbindung, war bereits während der Landesgartenschau Teil des Wegs der Versöhnung. Ebenfalls wichtig ist Ihle sein Engagement im Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) im Sinne der Ökumene. So finden Begegnungen und Aktionen verschiedener Konfessionen und Nationalitäten auf verschiedenen Ebenen statt. Versöhnung heute und die Begegnungen Jugendlicher gehören für ihn dazu. "Für unsere beiden Söhne ist das Pendeln über den Rhein eine Selbstverständlichkeit", erklärt Ihle das Ziel, dass er auch durch sein weiteres Wirken erreichen möchte. Rembert Graf Kerssenbrock

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