Marco-Sharif Khan ist Vorsitzender des Jugend-Musik-Werks Baden in Lahr
Er gibt traumatisierten Kindern ein Zuhause

Marco-Sharif Khan ist Träger des diesjährigen Senator-Burda-Ehrenamtspreises. | Foto: Michael Bode
  • Marco-Sharif Khan ist Träger des diesjährigen Senator-Burda-Ehrenamtspreises.
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Lahr (ds). Es war ein wahrer Medienrummel, dem sich Marco-Sharif Khan in den vergangenen Wochen gegenüber sah. Obwohl der diesjährige Träger des Burda-Ehrenamtspreises nicht gern im Mittelpunkt steht, absolvierte er routiniert alle Termine, lenkte dabei die Aufmerksamkeit aber lieber auf das Jugend-Musik-Werk Baden in Lahr, dessen Vereinsvorsitzender er ist. "Ich habe zwar den Preis bekommen, aber das Jugend-Musik-Werk sind wir gemeinsam: Sebastian Lavoie, Daniela Bausch, Julian Kiesele, Manuel Renz und ich", betont Khan.

Schon seit 20 Jahren engagiert sich der gebürtige Schutterner mit persischen Wurzeln ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit, bei der die Musik immer im Mittelpunkt stand. In der fünften Klasse gründete er seine erste Schülerband, die "Various Impressions Band", in die er schon schnell Jugendliche außerhalb der Friesenheimer Schule holte. So kamen im Laufe der Jahre in mehreren Bands, die Khan ins Leben rief, Jugendliche unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Schularten und unterschiedlicher sozialer Schichten zusammen. "Auf diese Weise lernten sie, Vorurteile abzubauen und hatten außerhalb des Elternhauses eine Anlaufstelle", stellt der 36-jährige Prokurist der Lahrer Druckerei C. F. Dreyspring fest. Große Unterstützung erhielt Marco-Sharif Khan vom ehemaligen Rektor der Friesenheimer Schule, der ihm 2007 ermöglichte, im Keller der Schule ein Studio einzurichten – das "Various Impression Studio", das den Jugendlichen zum Zuhause und zum Mittelpunkt seines ehrenamtlichen Engagements wurde. "Meine Bands haben schon damals an Wettbewerben wie dem Baden-Württemberg-Talent teilgenommen und sind vor großem Publikum, beispielsweise beim Zelt-Musik-Festival in Freiburg, aufgetreten", erzählt Khan.

Alles lief rund für Marco-Sharif Khan und seine Jugendlichen, bis 2013 der Schock kam: "Ein Wasserschaden hat das Studio komplett zerstört und Erinnerungen an lange Jahre vernichtet", berichtet Khan. "Das hat mich sehr mitgenommen. Ich hatte plötzlich keine Kraft mehr und wollte alles an den Nagel hängen", so Khan weiter. Doch dann sind die Jugendlichen auf ihn zugekommen und haben ihn gebeten weiterzumachen und auch deren Eltern haben ihm den Rücken gestärkt. "Ich habe mich überzeugen lassen und habe nach neuen Räumlichkeiten gesucht", erinnert sich Marco-Sharif Khan. Fündig wurde er im "zeit.areal" in Lahr, wo Khan ein neues privates Studio einrichtete und gleichzeitig das Jugend-Musik-Werk Baden beheimatet ist. "Zusammen mit meinen vier Jungs habe ich 2013 den Verein gegründet, mit dem ich Kindern und Jugendlichen, die entweder sozial schwach sind, ein Handicap haben oder traumatisiert sind, ein Zuhause geben möchte", beschreibt Khan. In seinem Studio können sie alle Instrumente lernen, die in einer Band benötigt werden. "In erster Linie machen wir Musik, manchmal lernen wir auch zusammen oder führen Gespräche zu Themen, die die Jugendlichen beschäftigen", berichtet Marco-Sharif Khan. Manchmal werden er und seine Jungs als "ehrenamtliche Streetworker" bezeichnet. "Das macht mich stolz", sagt Khan, der oft schon gefragt wurde, warum er nicht hauptberuflich in der Jugendarbeit tätig sein will. "Dann ist es ein Job und ich muss es tun. Jetzt will ich es, es ist mir eine Herzenssache. Außerdem ist es mit keinem Geld der Welt zu bezahlen, erleben zu dürfen, wie Kinder hier lachen und vergessen können", betont er. Auch ihm selbst tut die Arbeit gut: "Ich weiß, wie es ist, am Boden zu liegen. Ich bin ohne Vater aufgewachsen und da gab es schon schwere Zeiten."

Marco-Sharif Khan hat die Vision, die Welt etwas zu verbessern und steckt weit über 50 Prozent seiner Freizeit in das Jugend-Musik-Werk. Er selbst ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und Computer-Junkie, wie er schmunzelnd erzählt. Das alles tritt in den Hintergrund, wenn es gilt, Projekte vorzubereiten. So organisierte er etwa ein Benefizkonzert für krebskranke Kinder, "Gitarren statt Knarren" oder "Rock gegen Rechts". Aktuell betreut er ein Kooperationsprojekt mit "Baal Novo" und plant mit "Forever Angel" ein Benefizkonzert im nächsten Sommer, mit dem er zur Blutspende und zur Typisierung für Knochenmarkspenden aufrufen will.

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