Unternehmer und Ingenieur Hermann Honnef
Die Anfänge eines Visionärs auf dem Lahrer Flugplatz

Entwurf von Hermann Honnef: Windkraftanlage mit Doppelrotoren mit zu zehn Metern Durchmesser. | Foto: Stadtarchiv Lahr
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  • Entwurf von Hermann Honnef: Windkraftanlage mit Doppelrotoren mit zu zehn Metern Durchmesser.
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Lahr. Der Wind der Geschichte weht mal schwächer oder stärker in der Ortenau. In unserer
Serie „Hier wurde Geschichte geschrieben“ beschäftigen wir uns mit
Ereignissen, die sich in das Gedächtnis der Menschen eingegraben haben.
Sie können weit in der Vergangenheit liegen oder erst ein paar Jahre zurück.

In der ehemaligen Garnisonsstadt Lahr und auf dem Flugplatz beispielsweise wurden schon viele Geschichten geschrieben.
Manche bleiben dem einen oder anderen im Gedächtnis haften wie
beispielsweise der Besuch von Papst Benedikt XVI. am 25. September 2011
im Rahmen seines Deutschland-Besuchs vor seinem Rückflug gen Rom, die
Landung zahlreicher Staatsoberhäupter anlässlich des Nato-Gipfels
Straßburg/Kehl am 3. und 4. April 2009 und das Gastspiel von Kanzlerin
Angela Merkel und des damaligen französischen Staatspräsidenten Nikolas
Sarkozy am 10. Dezember 2010, bevor sie sich zu Konsultationen beider
Regierungen auf den Weg nach Freiburg machten. Eine Geschichte aber ist
nicht im politischen oder kirchlichen Bereich angesiedelt, aber umso
bemerkenswerter: die Geschichte von Hermann Honnef, eines Visionärs der
Energiegewinnung durch Windkraft.

Honnef, am 19. Juli 1878 auf Grafenwerth, einer Rheininsel in Bad Honnef geboren, kam 1919 nach
seiner Ausweisung aus dem nun wieder französischen Elsass nach Lahr,
erwarb 1920 Teile des Flugplatzgeländes und errichtete darauf eine
Stahlgitterhalle. Der Ingenieur und Unternehmer baute mit rund 500
Facharbeitern und 50 Ingenieuren bewegliche Brücken und freistehende
Funktürme. Da bereits reifte in ihm die Idee einer Windkraftanlage, doch
leider gingen die Honnef-Werke in Lahr im Zuge der Weltwirtschaftskrise
1931 in Konkurs. Honnef ging nach Berlin, warb dort auf Versammlungen
weiter für seine Vision der Elektrizitätsgewinnung mit
Großwindkraftwerken, auf einem Versuchsfeld in Bötzow (Oberkrämer)
wurden Windkraftanlagen mit Doppelrotoren bis zehn Meter Durchmesser
erprobt. Ende des zweiten Weltkriegs musste er die Arbeiten aufgeben.
Seine Verdienste um die Nutzung der Windkraft zur Energiegewinnung
wurden dennoch gewürdigt: 1952 erhielt er dafür das große
Bundesverdienstkreuz, 1961 verstarb er.

Derweil hatte die Stadt versucht, auf dem Grasflugplatz – eines der ältesten Flugfelder in
Deutschland, auf dem zur Zeit des Ersten Weltkriegs eine
Jagdeinsitzerstaffel stationiert war und auf dem sich eine Zeppelinhalle
für Luftschiffe befand – die fliegerische Nutzung wieder in Gang zu
bringen: 1928 bewarb sie sich bei der Zeppelin-Gesellschaft in
Friedrichshafen um einen „Zeppelin-Weltflughafen“. Da waren die Zeiten
der Luftschiffe aber bereits vorbei, ehe sie so richtig begonnen hatten.
Die Fabrikationshallen von Hermann Honnef wurden 1935 übrigens von den
Eisenwerken Beutler (heute Zehnder GmbH) übernommen.

Und der Flughafen? Der stand ab 1945 unter dem Kommando der Franzosen, wurde
1952 Nato-Flugplatz, zuerst für die französischen, dann für die
kanadischen Streitkräfte, ehe sich diese nach dem Fall der Berliner
Mauer zurückzogen. Die weitere Entwicklung mit unterschiedlichen Eignern
verlief teilweise turbulent. Und mittendrin der Papst-Besuch – doch
dies wäre wieder eine eigene Geschichte.

Autor: Norbert Rößler

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