Lahrer Tafel: Nach Diebstahl wird die Mitarbeit beendet

Gestern im Aufbereitungsraum der Tafel: Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen bei der Arbeit. | Foto: Foto: rö
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Lahr. Emsiges Treiben gestern in der Lahrer Tafel in der Schwarzwaldstraße. Etwa 130 Kunden
kamen, um sich insbesondere mit günstigen Lebensmitteln zu versorgen.
Insgesamt 422 Haushalte werden derzeit versorgt, berichtet die
sozialpädagogische Leiterin Ingrid Schatz, die von zwei Frauen gegenüber
der Stadtanzeiger-Redaktion bekundete Probleme als „typische
Ärgernisse“ bewertet.

Von Annedore Braun, Leiterin der Dienststelle Lahr des Diakonischen Werks im Ortenaukreis, wurden jedoch
Fälle bestätigt, in denen sich Mitarbeiter selbst bedienten. Deswegen
seien diese entlassen worden. Ingrid Schatz, seit rund einem Jahr im
Amt, weiß von einem Fall, wobei sie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin,
die gleichzeitig auch das Angebot der Tafel nutzen durfte, „in
flagranti“ dabei ertappte, wie diese Waren aus dem Kühlhaus zu ihrem
Auto brachte. Folge: Mitarbeiten darf sie nicht mehr, aber weiter die
Tafel nutzen.

Wie alle anderen darf sie das, weil sie von den entsprechenden Ämtern bestätigt bekam, dass sie unterhalb einer
bestimmten Grenze liegt, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Die Betroffenen bekommen dann eine Art Pass und eine Karte auf der
steht, wann sie zu welcher Uhrzeit einkaufen dürfen. Als Faustregel
gilt, dass die Waren ein Zehntel des Ladenpreises kosten dürfen. Je nach
Eingang wird festgelegt, wieviel von welcher Ware die Nutzer mitnehmen
dürfen.

Annedore Braun legt auch mit Blick auf die Menschenwürde großen Wert darauf, dass die Waren etwas kosten. Es gehe darum, „dass
man etwas, das man braucht, erwerben kann und keinem dankbar sein muss,
weil man ein Almosen erhalten hat“. Darüber hinaus geht es aber auch
darum, die Tafel zu finanzieren. Ohne die derzeit rund 100
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ginge das überhaupt
nicht, weiß Annedore Braun von der Diakonie, die die Tafel betreibt. Was
die leisten, war beispielsweise gestern Nachmittag zu beobachten. An
jeder Theke eine Mitarbeiterin und im Aufbereitungsraum zupfte eine Dame
beispielsweise Trauben, um sie dann ansprechend in die entsprechenden
Behältnisse zu legen.

Indes werden auch Menschen in so genannten Ein Euro-Jobs beschäftigt, die einer Resozialisierung bedürfen.
Menschen, die sich „stabilisieren“ sollen, was auch Aufgabe der Diakonie
sei, betont Sozialpädagogin Annedore Braun. Nicht immer gelinge dieses
Vorhaben. Und bei manch einem sei möglicherweise auch die Versuchung
größer sich selbst zu bedienen. Eventuell Ausgangspunkt für Fälle, die
gegenüber der Stadtanzeiger-Redaktion berichtet wurden. Wenn so etwas
rauskommt, gebe es, so Annedore Braun, nur eines: Die Mitarbeit wird
beendet.

Autor: Norbert Rößler

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