Mahlberger Bürgermeister im Visier von Katzenfanatikern

Das ist eine von sechs Schlafboxen, wegen der Tierschützer aus ganz Deutschland aus dem „Häuschen“ waren.
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Mahlberg. „Vollpfosten“, „Idiot“ und Schlimmeres waren die Feiertagsgrüße, die den Mahlberger
Bürgermeister Dietmar Benz erreichten. Der Grund: 30 Wildkatzen ohne
Dach über dem Kopf und Tierschützer, die im Mahlberger Stadtoberhaupt
den Übeltäter sahen. Fast 44.000 Unterschriften sammelte indes eine
Petition einer Thüringer Tierschützerin auf www.change.org und sorgte damit für Ärger und Arbeit im Mahlberger Rathaus. Ein wahrer Shitstorm.

Die Anfrage des TV-Senders Vox veranlasste dann die Stadtverwaltung am
Donnerstag, zu den im Raum stehenden Vorwürfen Stellung zu beziehen.
„Seitens der Stadt Mahlberg wurde kein Fütterungsverbot ausgesprochen
und auch nicht der Abbau der Schutz- und Wärmehäuschen angeordnet“,
schreibt Hauptamtsleiter Rüdiger Santo in seiner Antwortmail an Monika
Ehrlacher von der Tierhilfs- und Rettungsorganisation (THRO) in
Neuried-Ichenheim, die er auch den Medien hat zukommen lassen.

Die Sachlage: Die verwilderten Hauskatzen sind im Jahr 2010 von der THRO
kastriert, gekennzeichnet und einmalig tierärztlich versorgt worden.
Soweit herrscht Einigkeit zwischen Stadt und THRO. Ob dort auch eine
Futterstation bestand, wie die Stadt schreibt, oder den Aussagen von
Ehrlacher zufolge nie eine bestanden hat, soll bis Ende Januar geklärt
werden. Bis Sommer 2013 waren die Schlafboxen auf dem Gelände der
Raststätte Mahlberg West geduldet. Aus hygienischen Gründen sei diese
Duldung dann zurückgezogen worden. Was mit den Schlafboxen seither
geschah, ist unklar.

Die Stadt schreibt, dass die Schlafboxen samt Futterstation im September von der THRO abgebaut wurden. Diese wiederum sagt, dass sie lediglich einen Geräteschuppen von zwei
Quadratmetern Fläche auf einem angrenzenden Waldstück aufstellen wollte
und hierfür die Stadt um Erlaubnis gebeten hätte. Nach Auskunft der
Stadt gehört dieses Gelände aber dem Land Baden-Württemberg. Hier hatte
die THRO angenommen, dass es im Besitz der Stadt sei und die Nutzung von
Mahlberger Seite aus verweigert wurde. Auf der Facebook-Seite von „Rock
the nature“ liest sich das dann so: „Mahlberger Bürgermeister will
Katzenhäuser zerstören“ oder „Dieser Bürgermeister gehört auch in die
Katzenbox gesteckt bis zur Vernunft“.  Manche Kommentare fallen noch
deutlicher aus.

Die noch vor der Pressemitteilung gestellten Fragen der Guller-Redaktion zum Shitstorm und den Beleidigungen beantwortete Benz telefonisch. „Ich bin nicht bei Facebook, aber
natürlich hat man mir erzählt von den Drohungen und Beleidigungen in den
Sozialen Medien als ich im Urlaub war. Das hat mich schon sehr
betroffen gemacht“, sagt Benz. „Einer hat sogar bei mir zuhause
angerufen“, so Benz, der auf strafrechtliche Konsequenzen verzichten
will, auch, um die Debatte zu versachlichen. Er betont, dass sich
Tierschützer von Flensburg bis Passau an das Thema angehängt hätten, aus
Mahlberg und Umgebung selbst hätte es keine Empörung gegeben.

Kommende Woche soll es einen Runden Tisch mit der Tierschutzbeauftragten des
Landes Baden-Württemberg, dem Veterinäramt des Ortenaukreises, dem
Tierschutzverein Lahr sowie dem Pächter der Raststätte geben, um den
Sachverhalt aufzuarbeiten. Trotz einiger Unstimmigkeiten in der Sache
entschuldigte sich Ehrlacher bei Benz: „Die Sache ist definitiv aus dem
Ruder gelaufen und das tut mir wirklich leid.“

Autor: Matthias Stenzel

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