300 Landwirte informieren sich beim zentralen Versuchsfeld in Orschweier
Mais zwischen Dürre, Weltmarkt und Schädlingen

Die Landwirte im Versuchsfeld, im Hintergrund das Mahlberger Schloss  | Foto: Sandra Decoux-Kone
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Mahlberg-Orschweier (mam). In der Rheinebene steht der Weizen noch gut, falls er bald Wasser bekommt. Auf anderen Feldern lauert schon der Maiswurzelbohrer. Auch in Baden sind Ernte-Preiserwartungen komplett vom Weltmarkt abhängig. Wie werden Weizen- und Maisernten und vor allem deren Verkaufspreise ausfallen? Das interessierte am Wochenende rund 300 Landwirte. Auf Einladung der Landratsämter Ortenau und Emmendingen trafen sie sich auf dem „Zentralen Versuchsfeld (ZVF) Südliche Rheinebene“. Das wird am Ortsrand von Orschweier auf über fünf Hektar Fläche mit rund tausend Einzelparzellen betrieben, wissenschaftlich geleitet und betreut vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg.
Vor Ort sorgt Landwirt Martin Anselm für Anbau und Pflegearbeiten. Wie schon im Frühjahr studierten seine Berufskollegen aus beiden Landkreisen nun abermals, welche teils neue Sorten sich mit verschiedenen Düngungsvarianten samt unterschiedlich eingesetzten Herbiziden und Fungiziden (Unkraut- und Pilzbekämpfung) am besten entwickeln. Das ist eine Wissenschaft für sich, drum nutzten die Landwirte ihre erneute Gelegenheit, von den Pflanzenschutzberatern der
Landwirtschaftsämter, Volker Heitz (Ortenau) und Michael Hoenig (Emmendingen), bei mehreren Gruppenrundgängen durch die Feldparzellen anschaulich zu erfahren, wie sich etwa Winterweizen-Getreidesorten entwickeln, mit klangvollen Namen wie Sacramento, Spontan oder Faustus. Beim Körner- oder Silomais stand vor allem der möglichst sparsame Herbizideinsatz im Mittelpunkt des Interesses. Da heißen Sorten eher MAS 54.h oder DKC 4279, aber auch Skywalker oder Sunmark.
Für Landwirte sind die laufenden Versuche auf dem ZVF von großer Bedeutung, denn damit werden ihnen künftige Sortenentscheidungen samt Düngungsoptimum und Gifteinsatz-Minimum erleichtert, übrigens auch für Soja, Ackerbohnen oder Futtererbsen als Anbau-Nischen. Nebenher berichtete Referatsleiter Hansjörg Imgraben vom Freiburger Regierungspräsidium über neue, eingeschränkte Fristen, wann noch und welche Gülle auf dem Acker ausgebracht werden darf.
Besondere Aufmerksamkeit fand Imgrabens Bericht über das Maiswurzelbohrer-Monitoring. Dieser hartnäckige kleine Käfer beginnt wieder, sich rasant zu vermehren, derzeit vor allem noch südlich des Kaiserstuhls. Doch, so warnte Imhausen die Landwirte dringend: „Haltet freiwillig einen Fruchtwechsel ein.“ Wer über drei Jahre ausschließlich den vergleichsweise lukrativen Mais auf seine Äcker bringt, darf in absehbarer Zeit mit neuem starken Befall des zuverlässigen winzigen Pflanzenkillers rechnen.
Franz Utz, Vermarktungs-Geschäftsbereichsleiter der Raiffeisengenossenschafts- Zentrale in Karlsruhe, warnte die Landwirte weiter. Zwar stünden derzeit die Weizenpreise auf den Weltmarkt-Börsen noch über denen des Vorjahres. Die könnten jedoch weiter sinken, wie jetzt begonnen. Derzeit sind die globalen Ernteaussichten nämlich gut, und die bestimmen maßgeblich auch die deutschen Verkaufspreise. Dass ist kompliziert nicht nur für Landwirte, sondern auch international agierende Weizen- Spekulanten.
Und nun? Erst mal muss die aktuelle Hitzewelle alsbald an dem Rheintal vorübergehen. Just jetzt braucht dummerweise der Weizen Wasser statt Dürre. Mike Möllmann vom Friesenheimer Agrar-Großhandel Bähr, ergänzte: Man sehe zwar derzeit noch einen (Ertrags-)Silberstreif am Horizont. Es bleibt also für die Landwirte ein Risikogeschäft.

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