Wer bestimmt den Preis des erzeugten Obstes?
Angebot und Nachfrage

In der Apfelwaschanlage wird das Obst gereinigt.  | Foto: ag

Oberkirch Der Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) vermarktet als Genossenschaft die Erzeugnisse seiner rund 1.200 Mitgliedsbetriebe im Rheintal zwischen Karlsruhe und Freiburg. Dazu gehören Kern-, Beeren- und Steinobst.
"Die Preise für das Obst regeln sich grundsätzlich wie in anderen Wirtschaftsbranchen auch durch Angebot und Nachfrage", stellt Geschäftsführer Dr. Ulrich Dahm fest. Der Markt für Obst sei ein globaler: "Die Verbraucher können in den Regalen Obst aus aller Herren Länder kaufen." Dabei seien in Deutschland im Lebensmittelbereich die Handelsketten marktbestimmend. "Diese liefern sich hierzulande Preisschlachten, die in anderen europäischen Ländern in dieser Dimension nicht stattfinden", so Dahm. "Der Lebensmitteleinzelhandel entscheidet völlig unabhängig, ob er ein bestimmtes Produkt von der OGM abnimmt oder nicht." Wichtig seien dabei neben dem Preis, aber auch die planbare Verfügbarkeit und die lieferbare Menge.

Verkaufspreis gefallen

Auch wenn die Verbraucher das Gefühl hätten, alles sei teurer geworden: "Der Verkaufspreis für die Erzeugergenossenschaft ist sogar etwas niedriger als in den Vorjahren", betont der OGM-Geschäftsführer. Der Grund ist einfach: "Wir hatten beim Kernobst – also Äpfeln und Birnen – eine relativ große Ernte in Europa. Beim Steinobst wie Kirschen und Pflaumen sieht es ähnlich aus. Bei den Erdbeeren hatten wir in diesem Jahr ein besondere Situation: In Spanien war die Ernte aufgrund der kühlen Witterung um zwei bis drei Wochen später als üblich. So kamen die spanischen Erdbeeren zeitgleich mit den badischen Früherdbeeren auf den Markt." Das Resultat: Die Preise fielen aufgrund des Überangebots.

Ulrich Dahm zeigt den aktuellen Unterschied der Agrarbranche zum Großteil anderer produzierenden Gewerbe auf: "Wir können aufgrund der Marktlage die Verkaufspreise nicht nach den anfallenden Kosten kalkulieren." Die Preise entstünden in den Verkaufsgesprächen mit dem Lebensmitteleinzelhandel. "Da kommt es neben der Preisrelation auch auf den Bedarf, die Abnahmemenge und das Verhandlungsgeschick an", so Dahm. Da im Agrarbereich nicht immer kostendeckende Preise erzielt würden, gebe es in der Europäischen Union die Agrarsubventionen, die als Ausgleichzahlungen zu diesen nicht kostendeckenden Preisen konzipiert wurden. "Es geht darum, die Grundversorgung zu gewährleisten", erklärt der OGM-Geschäftsführer den Mechanismus. "Allerdings können diese Ausgleichszahlungen die aktuellen Kostensteigerungen in den Obstbaubetrieben bei Weitem nicht ausgleichen."

Bündelung der Ernte

"85 Prozent der Ernte wird über den Lebensmitteleinzelhandel vertrieben", erläutert Dahm. Durch die Bündelung der Ernte der Mitgliedsbetriebe über die OGM entstünden die Liefermengen, die vom Handel verlangt würden. Während der Saison würden an manchen Tagen zwischen 200 und 300 Tonnen Erdbeeren am Tag reif. "Diese Menge kann nicht über Hofläden verkauft werden, das geht nur über den Lebensmitteleinzelhandel mit dessen Verteilstrukturen", macht er deutlich. Durch den Zusammenschluss in der Genossenschaft könnten sich die Erzeuger diesen Markt erschließen.

"Es gibt kein vergleichbares Erzeugergebiet für Obst zu unserem", schwärmt der Geschäftsführer. "Nirgends sonst wird in einer begrenzten Region so viel verschiedenes Obst in bäuerlichen Familienbetrieben erzeugt." 1.200 Betriebe – überwiegend Familienbetriebe – sind Mitglied in der OGM

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