Bundesverdienstkreuzträger Burckhardt Struck
Es zieht ihn nach Chile

Burckhardt Struck hat keine Angst vor Herausforderungen: Als er vor 35 Jahren gefragt wurde, ob er in Chile ein Krankenhaus mit aufbaut, sagte er spontan "Ja". Noch heute fährt er in das südamerikanische Land und kümmert sich um die Technik. | Foto: Michael Bode
  • Burckhardt Struck hat keine Angst vor Herausforderungen: Als er vor 35 Jahren gefragt wurde, ob er in Chile ein Krankenhaus mit aufbaut, sagte er spontan "Ja". Noch heute fährt er in das südamerikanische Land und kümmert sich um die Technik.
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Offenburg Bodenständig und gleichzeitig offen für Neues: Burkhardt Struck lebt noch heute in seinem Elternhaus in Offenburg-Bohlsbach, in dem er 1955 geboren wurde. Der im Juni mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Bohlsbacher kann sich gar nicht vorstellen, an einem anderen Ort zu wohnen. Und doch zieht es ihn seit Jahren immer wieder weg aus dem heimischen Refugium – und das hat mit seinem Beruf zutun.

Ursprünglich lernte der 67-Jährige Elektromaschinenbauer. Er wechselte zur Deutschen Bahn und wurde zum Elektroinstallateur ausgebildet. Er bestand erfolgreich die Meisterprüfung und setzte noch den Elektrotechniker darauf. Schließlich absolvierte er ein Studium – alles während er Vollzeit arbeitete – und darf sich heute Elektroingenieur nennen.

Maschinenpistolen und ein Sturm

"1988 wurde ich technischer Leiter im damals noch eigenständigen St. Josefsklinikum in Offenburg", erinnert er sich. Gleichzeitig steckte er weiter Zeit und Energie in seine berufliche Qualifikation: "Da ich an einem Krankenhaus beschäftigt war, habe ich mich natürlich im Bereich Medizintechnik weitergebildet. Ich war ehrgeizig und neugierig, was es in der Elektrotechnik so alles gibt."
Diese Gabe, stets Neues lernen zu wollen, brachte ihn zu seinem Herzensprojekt: dem Aufbau eines Krankenhauses in Pucón in Chile. Die Franziskanerinnen aus Gengenbach, die die Josefsklinik einst leiteten, unterstützten das Projekt. "Ich wurde eines Tages zur Oberin gerufen und gefragt, ob ich mir eine Reise nach Chile vorstellen könne", erinnert sich Burkhardt Struck. Er konnte und machte sich auf den Weg in die Ordenseinrichtung in dem südamerikanischen Land. "Das war 1988, damals regierte noch Pinochet in Chile", so Struck. Es war ein Gewaltakt bis ans Ziel: "Es gab keine Direktflüge, in Santiago wurde ich von Polizisten mit einem Maschinengewehr in der Hand begrüßt. Mein Weiterflug nach Temuco war nicht organisiert und meine Übernachtungsmöglichkeit dort entpuppte sich als Gartenhäuschen, das nachts von einem Sturm abgedeckt wurde", erzählt er. Zudem war die Verständigung, als er endlich in Púcon angekommen war, schwierig. "Ich konnte kein Spanisch und die Leute vor Ort weder Englisch noch Deutsch." Entmutigen ließ er sich nicht.

Erdbebebsicherheit hat sich gelohnt

Noch heute ist er dankbar, dass es in Deutschland zu einem Kontakt mit einem Architekten für das Bauen in Erdbebenregionen kam. "Er überzeugte uns, das Krankenhaus so zu konstruieren, dass es Beben übersteht", beschreibt Struck. Es gab 2004 tatsächlich ein schweres Erdbeben während einem seiner Besuche in der Region. Das Krankenhaus blieb stehen, doch Strucks Familie in Deutschland durchlitt drei bange Tage, weil die Verbindung zur Außenwelt abgerissen war. Und er erinnert sich an den Vulkanausbruch nur vier Jahr später.

Seit 35 Jahren zieht es Burkhard Struck jedes Jahr in "sein" Krankenhaus, auch wenn es heute nicht mehr den Franziskanerinnen gehört. Ein Großteil der Ausstattung wurde durch Spenden aufgebracht, die durch Struck nach Chile begleitet wurden. Stolz ist er darauf, dass er dort mikro-invasive Chirurgie etabliert hat: "Ich hatte die Technik in Offenburg gesehen und dachte, das wäre das Richtige für Pucón. Die Idee hat eingeschlagen wie eine Bombe."

Auch nach seinem Ruhestand schaut er in Chile nach dem Rechten. Wenn er zu Hause ist, gehört seine Liebe dem Garten und seinem Enkelkind.

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