Nachhaltig leben im Alltag
Petra Rumpel gibt Tipps zum Mitmachen

Regional und saisonal einkaufen wie hier auf dem Kehler Wochenmarkt ist nachhaltig.  | Foto: gro
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  • Regional und saisonal einkaufen wie hier auf dem Kehler Wochenmarkt ist nachhaltig.
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Offenburg (gro). "Es gibt drei Säulen der Nachhaltigkeit", erklärt Petra Rumpel, Geschäftführerin des Umweltzentrums des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Offenburg. "Das sind Konsistenz, Effizienz und Suffizienz. Alle drei Punkte sind im Zusammenspiel nötig, damit ein nachhaltiges Leben funktioniert." 

Doch was bedeuten diese Begriffe im alltäglichen Leben? "Bei der Effizienz geht es darum, Ressourcen sparsam zu verwenden, aus wenig viel zu machen", erläutert Petra Rumpel. "In diesem Bereich kann jeder aktiv werden." Als Beispiel führt sie an, klassische Glühbirnen auf die sparsamen LED-Lampen umzustellen, "allerdings Stück für Stück, ganz nach Bedarf". Viele Haushaltsgeräte ziehen auch Strom, wenn sie nicht laufen. Die einfache Lösung für das Problem: Eine Steckerleiste mit Schalter, so dass sich der Standby  ausschalten lässt. Wenn ein Gerät ersetzt werden muss, sollte bei der Neuanschaffung auf Energieeffizienz geachtet werden. Wer wissen möchte, ob er Stromfresser am Netz hat, der BUND verleiht Energiemessgeräte, die den Strombedarf feststellen. "Allerdings macht eine Neuanschaffung nur dann Sinn, wenn das alte Gerät kaputt ist", mahnt Petra Rumpel. 

"Autos sind in den vergangenen Jahren immer effizienter geworden, aber auch PS-stärker, schwerer und größer", so Rumpel. Deshalb sollte bei einem Neukauf bewusst darüber nachgedacht werden, welches Fahrzeug wirklich gebraucht wird: "Auch mit meiner Fahrweise kann ich den Energieverbrauch beeinflussen." Wer sich außerdem bewusst macht, dass alle Aufbauten, aber ebenso Dauerladungen das Gewicht des Fahrzeugs und damit den Verbrauch beeinflussen, kann weiter Kraftstoff sparen. 

"Selbst beim Heizen lässt sich einiges ohne großen Aufwand verbessern", erklärt Petra Rumpel. "Jedes Grad mehr an Temperatur bedeutet sechs Prozent Energie mehr, die verbraucht wird." Deshalb sollte man sich bewusst überlegen, welche Räume beheizt werden. "Eine Umwälzpumpe ist eine sinnvolle Anschaffung", rät die Umweltexpertin. Effizientes Lüften bedeutet, mehrmals am Tag ein kurzes Stoßlüften. Eine gute Dämmung spart Energie: "Man sollte jedoch überprüfen, welche Maßnahmen Sinn machen", empfiehlt Petra Rumpel. So sollten zunächst undichte Stellen an Fenstern und Türen verschlossen werden, bevor über die Dämmung des Dachbodens nachgedacht wird: "Es hilft auch, die Rollläden zu schließen, wenn es sehr kalt ist."

Unter den Begriff Konsistenz fällt auch die Frage, wie wird die Energie, die verbraucht wird, erzeugt. "Der Umstieg auf Ökostrom macht Sinn", sagt Petra Rumpel klar. In Sachen Heizungswärme sollte auf Solarwärme für die Warmwasseraufbereitung gesetzt werden. Wer eine neue Heizung braucht, der sollte über eine Hackschnitzelanlage nachdenken, denn Holz ist nicht nur nachwachsender, sondern ebenfalls ein regionaler Brennstoff. "Elektroautos lösen nicht alle Verkehrsprobleme, es ist eine gute Möglichkeit klimafreundlich und schadstoffarm zu fahren", so Petra Rumpel. Gleichzeitig zeigt sie eine psychologische Falle auf: "Vorsicht, man nutzt effiziente Dinge mehr. Also keine sinnlosen Kilometer mit dem E-Auto oder dem E-Bike machen, immer überlegen, ob der Einsatz wirklich nötig ist." 

Damit ist sie bereits bei dem Stichwort Suffizienz, der Leistungsfähigkeit, angekommen. "Eigentlich ist das die schnellste und billigste Methode, um nachhaltig zu leben. Es kostet nicht mehr als ein Nachdenken und eine Veränderung der Gewohnheiten", stellt die Ökoexpertin fest. Das beginnt für sie schon bei der Ernährung, die regional, saisonal und pflanzenbasiert sein sollte. Auch der Verzicht auf Fertigprodukte hilft, die Ökobilanz zu verbessern. "Man sollte sich fragen, ob man wirklich geschmacksneutrale Treibhaustomaten im Winter essen möchte", so Rumpel. Sie empfiehlt auch, sich bewusst zu machen, dass Obst, Gemüse oder Fleisch aus aller Welt nach Deutschland transportiert werden muss. Je regionaler und biologischer produziert wird, um so besser. 

"Ein großes Problem ist der Konsum an und für sich", führt Petra Rumpel aus. Es kann nach ihrer Meinung nicht angehen, dass sich Menschen heute angesichts der niedrigen Preise für Kleidung fragen, ob sich eine Wäsche überhaupt lohnt. "Es wird immer mehr Kleidung gekauft, die kaum getragen wird. Aus einem Gebrauchs- ist ein Verbrauchsgegenstand geworden. Wir sollten uns beim Einkauf immer fragen, geht es nur um das Glücksgefühl des Kaufs oder trage ich das Stück hinterher auch." 

Das ist nicht nur ein Frauenproblem: "Schauen Sie mal, was für einen Gerätekeller so mancher Mann hat, da werden Profihandwerker neidisch. Oft wird das Werkzeug nur eine Stunde im Jahr wirklich eingesetzt." Deshalb rät Petra Rumpel, sich mit Nachbarn und Freunden abzusprechen, wer was anschafft, und gerade Spezialgeräte gemeinsam zu benutzen. 

Im Bereich Mobilität soll nicht nur hinterfragt werden, welche Art Auto tatsächlich gebraucht wird, sondern ebenso ob eine Fahrt damit überhaupt notwendig ist. "Wer seine Räder so platziert, dass sie schnell bei der Hand sind, der nutzt sie auch öfter", ist sich Petra Rumpel sicher. Unnötige Wege sollten vermieden werden, Fahrgemeinschaften sind für sie ebenfalls sinnvoll, um Energie zu sparen. "Wege zur Zusammenarbeit zu finden, bedeutet lediglich Kontaktaufnahme und Rücksichtsnahme aufeinander. Mit einer vernünftigen Planung spart man Zeit und Geld."

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