Bild- und Dokumentensammlungen im neuen modern gestalteten Stadtarchiv
Auch Hexenprozesse prägen die Geschichte Oppenaus

Hauptamtleiter Andreas Huber mit einem Einnahmeregister aus dem Jahr 1531 | Foto: Jürgen Tille-Koch
  • Hauptamtleiter Andreas Huber mit einem Einnahmeregister aus dem Jahr 1531
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Oppenau (jtk). Die Protokolle der Jahre 1629 bis 1632, in denen der ehemalige Stadtpfarrer von Oppenau, Otto Vorbach, ein trauriges Kapitel der Oppenauer Geschichte festgehalten hat, sind Zeugnisse der Hexenverfolgung, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert auf das Renchtal übergegriffen hat. In dieser Zeit wurden 52 vorwiegend Frauen hingerichtet, die nach Überzeugung der Verfolger durch zum Beispiel Ehebruch und Tötung von Tieren einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten.

Das Stadtarchiv Oppenau hat natürlich noch weit mehr an historischen und interessanten Themen, Dokumenten und Bildern zur Geschichte der Stadt in seinen neu gestalteten Räumen zu bieten, in denen besonders die pinkfarbenen Regale ins Auge fallen. „Ich wollte einfach dem üblichen Einheitsgrau einen Farbtupfer entgegensetzen“, sagt Hauptamtsleiter Andreas Huber in überzeugendem Ton. Er präsentiert dabei stolz mit dem Einnahmeregister von 1531 das älteste Dokument des Hauses, das dem Stadtbrand von 1615 als eines der wenigen Papiere nicht zum Opfer gefallen ist. Die zentral erfassten Akten reichen von Kriegsakten, die zum Beispiel die Truppeneinquartierungen ab 1617 dokumentieren, bis in die heutige Zeit zur Dokumentation von Gemeinderatsprotokollen. Rechnungen und Ausgabenbelege werden inzwischen digital erfasst und nicht mehr archiviert.

Mit bemerkenswert kunstvoller Handschrift wird den Gefallenen und Vermissten in der Ehrenchronik aus dem Ersten Weltkrieg ebenso gedacht wie in der Kartei mit Lichtbildern von im Feld gebliebenen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das für Oppenau zuständige Grundbuchamt findet sich neuerdings im Amtsgericht Achern, in dem die aktuellen Dokumente geführt werden. Alle Altakten des ehemaligen Grundbuchamtes Oppenau sind dagegen im landesweiten Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim untergebracht. Die Standesamtsunterlagen von 1810 bis 1870 sind ebenfalls digitalisiert und beim Landesarchiv Baden-Württemberg im Internet zu finden, Unterlagen ab 1870 sind im hiesigen Standesamt zugänglich.
Mit seinen Forschungen über das 19. und 20. Jahrhundert arbeitet Heinz G. Huber an einer Fortführung der Stadtchronik Oppenaus, die in den 50er-Jahren von Josef Börsig unter dem Titel „Geschichte des Oppenauer Tals“ erschienen ist. Er ist für diese Forschungen regelmäßig Gast im Stadtarchiv und hofft, seine Chronik zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2020 präsentieren zu können.

Im „Amtlichen Verkündblatt“ veröffentlicht Andreas Huber regelmäßig ältere Fotos aus seinem inzwischen über 10.000 Dateien umfassenden digitalen Bildarchiv, die er gesammelt hat oder von Bürgern zur Verfügung gestellt wurden. Freudig verweist er auf ein Fotoalbum, das ihm gerade ein ehemaliges Vorstandsmitglied des TuS Oppenau als Leihgabe überlassen hat. Ein dort abgelegtes Foto zeigt die Fußballmannschaft des TuS, der vor 50 Jahren in die nächsthöhere Liga aufgestiegen war – es passt als „Jubiläumsfoto“ hervorragend zum aktuell erreichten Aufstieg der Mannschaft in die Verbandsliga. „Ich freue mich auf weitere Fotos aus der guten alten Zeit, die Beiträge zur Oppenauer Geschichte leisten“, sagt Andreas Huber erwartungsvoll.

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