Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen
220 Betroffene aktiv

Paul Roth (r.) leitet die Selbsthilfegruppe Schlafapnoe und ist Mitglied im Sprecherrat aller Selbsthilfegruppen.  | Foto: Landratsamt
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Ortenau (rek). Es gibt sie für fast alle Krankheiten oder Problemlagen in der Ortenau: "Selbsthilfegruppen werden inzwischen als eine wichtige Säule im Gesundheitswesen anerkannt", erklärt Héctor Sala. Er leitet die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen beim Landratsamt. Inzwischen sind rund 220 dieser Gruppen von Betroffenen aktiv im Ortenaukreis, regelmäßig gibt es Neugründungen. Ihre Themen reichen von Allergien, alleinerziehend und Arbeitslosigkeit über Krebs bis hin zu Zwängen. In Deutschland haben sich drei Millionen Menschen in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen.

"Bei einer Diagnose durch Ärzte oder einer auftretenden Lebenssituation fühlen sich die Betroffenen oft einsam. In einer Selbsthilfegruppe erfahren sie, dass es auch andere Menschen gibt mit vergleichbaren Problemen", erklärt Sala. Die Kontaktstelle ist daher oft erster Ansprechpartner bei der Suche nach Menschen mit dem gleichen Leiden. Gibt es für die individuelle Situation keine Gruppe, bietet Sala ein Vorgespräch: "Dabei werden die Vorstellungen des Betroffenen erfragt und mit unseren bisherigen Erfahrungen abgestimmt." Wenn der potentielle Gründer einer Selbsthilfegruppe nach ein paar Tagen des Überlegens eine Gruppe ins Leben rufen möchte, informiert das Landrats-amt über eine Pressemitteilung die Öffentlichkeit. "Drei bis vier Wochen beträgt durchaus die Wartezeit, bis sich dann Gleichgesinnte bei uns melden", weiß Sala. Es hat bereits Fälle gegeben, bei denen es keine Rückmeldungen gegeben hat. "Dann dürfen die Betroffenen nicht die Flinte ins Korn werfen", so Sala. Einige Monate später ist in solchen Fällen schon nach einem zweiten Anlauf eine Gruppe zustande gekommen. Gibt es Nachfragen nach ganz seltenen Krankheiten, kann Sala auch Kontakte zu überregionalen Selbsthilfegruppen vermitteln.

Gründungstreffen einer Gruppe moderiert Sala. "Dabei geht es um Eckpunkte wie Zeiten und Orte eines Treffens sowie die Erwartungen und Wünsche der Teilnehmer", erklärt Sala. Mit dem vermittelten "Handwerkszeug" soll sich eine Gruppe dann "freischwimmen". Aber auch zu späteren Zeitpunkten steht die Kontaktstelle zur Verfügung. Etwa wenn es darum geht, Referenten zu bestimmten Themen zu finden oder bei internen Konflikten. Zudem wenden sich Ärzte, Therapeuten oder Angehörige an die Kontaktstelle und fragen nach Selbsthilfegruppen mit ähnlichen Problemen. Ein weiteres Standbein ist der Sprecherrat der Selbsthilfegruppen. Er setzt sich zusammen aus Vertretern einzelner Gruppen und vertritt deren Interessen gegenüber Kommunen, Behörden, Kliniken und niedergelassenen Ärzten sowie gegenüber den Krankenkassen.
Die Kontaktstelle im Landrats-amt gibt es seit 1989. Sie organisiert zudem Stammtische im Kinzigtal, im Raum Lahr sowie im Raum Offenburg. "Die Selbsthilfegruppen ersetzen keine Therapie oder Behandlung, sind aber eine wichtige Ergänzung", erklärt Sala: "Innerhalb einer solchen Gemeinschaft muss sich keiner verstellen und kann seine Situation und Probleme offen schildern, weil sie den anderen Mitgliedern so oder zumindest ähnlich aus eigener Erfahrung bekannt sind." Sala weiter: "Oft sind Schicksale mit der Situation verbunden. Aber mit der Energie in und der Motivation aus den Gruppen lassen sie sich oft einfach besser meistern."

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