Kriminalität
Cybertrading Fraud – jeden Tag erstattet ein Opfer Anzeige

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Ortenau Die Cyberkriminalität nimmt auch in der Region zu. Das zeigen die Fallzahlen des Polizeipräsidiums Offenburg. Waren es 2022 noch 2.352 Fälle, stiegen diese im darauffolgenden Jahr um 14,5 Prozent auf 2.692. Im Jahr 2024 gab es sogar eine Steigerung um 29,6 Prozent auf 3.490. Dabei handelte es sich vor allem um Beleidigungen, Sexual-, Fälschungs- und Vermögensdelikte, so die Pressestelle des Polizeipräsidiums auf Anfrage.
Kryptowährung
Betroffen sind also viele Deliktsbereiche, weshalb sich beim Polizeipräsidium verschiedene Abteilungen mit Cyberkriminalität beschäftigen. Wer bei Ebay etwas bestellt und bezahlt, aber keine Ware bekommt, wendet sich an die Schutzpolizei, also an ein Revier. Geht es um Dateien mit kinderpornografischem Inhalt, ist die Kriminalinspektion 1 zuständig, für Anlagebetrug das K 3. Wird nach dem Einschleusen eines Virus durch Schadsoftware eine Firma erpresst, beschäftigt sich das K 5 mit dem Fall.
Jan Haist ist beim K 3 einer der Spezialisten für Cyberkriminalität.
So gehen Betrüger vor
Im Gespräch mit der Guller-Redaktion beschreibt der Kriminalbeamte einen typischen Fall, wie er täglich angezeigt wird. Jemand, der sich im Internet über die Anlage in Kryptowährung informiert, stößt auf eine unseriöse Handels-Plattform. Nach dem Ausfüllen eines Kontaktformulars meldet sich ein Berater telefonisch. "Diese wirken sehr seriös und sind äußerst überzeugend", weiß Jan Haist. Das Opfer glaubt an Hilfsbereitschaft, tatsächlich werden seine Daten ausspioniert. Eine erste kleine Investition vervierfacht sich angeblich in nur zwei Tagen. Nicht in der Wirklichkeit, aber der getäuschte Anleger ist jetzt bereit, höhere Summen zu investieren. Geld, das dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Gerade erst verlor im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums ein Opfer so 60.000 Euro.
Oder Anleger werden durch gefälschte Videoclips auf Werbebannern geködert. In solchen erzählt beispielsweise Investor Carsten Maschmeyer angeblich in einer Sendung, wie er unfassbare Gewinne mit Kryptowährung gemacht hat und empfiehlt einen entsprechenden Link.
Die Täter sind geschickt, ausgezeichnet strukturiert und agieren mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz immer raffinierter. Werden hohe Gewinne bei geringem Risiko versprochen, ist Vorsicht geboten. Jan Haist: "Finger weg von Angeboten, die sich zu gut anhören, um wahr zu sein."
Geldwäsche-Netzwerke
Die Chance, solche Täter zu fassen, ist laut Polizei deutlich geringer als bei "klassischen" Betrugsmaschen. Denn diese können von überall aus agieren. Die ergaunerten Summen werden über Geldwäsche-Netzwerken um den Erdball geschickt und sind oft kaum mehr nachzuverfolgen. Macht es dann überhaupt Sinn, Anzeige zu erstatten? "Das unbedingt", so die Pressestelle. "Nicht nur, um im Einzelfall den Täter zu ermitteln, sondern auch um neue Modi operandi zu erkennen, weitere potenziell Geschädigte warnen zu können und Serien zu korrelieren."
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