Zügiger Endspurt steht an
Badens Winzer starten in die Weinlese

Martin Löffer, Bürgermeister Müllheim (v. l.), die Badische Weinkönigin Tina Glur, Minister Peter Hauk, Weinbaupräsident Zeller, Winzerin Andrea Engler-Waibel und Geschäftsführer Holger Klein | Foto: Badischer Weinbauverband
  • Martin Löffer, Bürgermeister Müllheim (v. l.), die Badische Weinkönigin Tina Glur, Minister Peter Hauk, Weinbaupräsident Zeller, Winzerin Andrea Engler-Waibel und Geschäftsführer Holger Klein
  • Foto: Badischer Weinbauverband
  • hochgeladen von Christina Großheim

Ortenau/Müllheim (st) Am Dienstag, 9. September, eröffnete der Badische Weinbauverband offiziell die Hauptweinlese des Jahrgangs 2025 im Weingut Engler in Müllheim (Markgräflerland) für das Anbaugebiet Baden. Traditionell nahm auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) an der Eröffnung teil, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Lese sei zu diesem Zeitpunkt schon in vollem Gange gewesen, zumindest in den südlichen Regionen Badens. Dort würden schon seit Ende August Trauben für Sektgrundwein und frühreife Sorten wie Müller-Thurgau gelesen. Mit dem Lesegut könnten die Winzer in diesem Jahr mehr als zufrieden sein, denn noch unmittelbar vor Lesebeginn sahen die Trauben an den Stöcken aus wie gemalt. Kaum eine Beere sei faul, nur vereinzelt zeige sich etwas Sonnenbrand.

Die Winzer könnten also entspannt sein, dennoch hätten sie sich für eine zügige Lese gewappnet, denn die teilweise kräftigen Niederschläge seit Monatsbeginn würden ein Aufplatzen der Beeren und damit einsetzende Fäulnis befürchten lassen. "Das möchten wir natürlich unbedingt verhindern, um die tolle Qualität, die draußen an den Rebstöcken hängt, auch in die Keller und auf die Flasche zu bringen", so Weinbaupräsident Rainer Zeller. "Ich kann mich an kaum einen Jahrgang erinnern, an dem die Trauben vor der Lese so topgesund waren."

Während im Markgräflerland, am Kaiserstuhl und im Breisgau schon emsige Betriebsamkeit in den Weinbergen herrsche, seien die nördlichen Regionen Badens noch weitgehend entspannt. Vizepräsident Marcus Müller von der Badischen Bergstraße berichtete im Vorfeld der Veranstaltung von topgesundem Lesegut und Rieslingtrauben, die erst in der zweiten Septemberhälfte gelesen werden. Ähnlich äußerte sich auch sein Kollege Stephan Danner kurz vor Lesestart in Durbach. Dort werde erst diese Woche und damit rund eine Woche später als im Süden mit der Lese des Müller-Thurgaus begonnen. Im nördlichsten Bereich Badens, in Tauberfranken, starte die Hauptlese hingegen erst am 15. September.

Insgesamt könne für Baden von einem vergleichsweise frühen Herbst gesprochen werden. Eine alte Faustformel besage, dass 100 Tage nach der Blüte die Lese erfolge. Blütebeginn sei in diesem Jahr allerdings um den 30. Mai gewesen, sodass die 100 Tage-Marke um rund eine Woche unterschritten worden sei. Der physiologischen Reife der Trauben habe diese kurze Vegetationsphase indes keinen Abbruch getan, denn wenngleich die Mostgewichte 2025 eher moderat ausfallen werden, zeige sich die Aromaentwicklung und Nährstoffversorgung der Beeren ideal. Dazu hätten insbesondere die Niederschläge im August und September beigetragen, nachdem das Jahr lange als sehr trocken gegolten habe.

Trinkfreude garantiert

Aus Verbrauchersicht prognostiziert Verbandsgeschäftsführer Holger Klein einen nahezu idealen Jahrgang mit aromatischen, frischen Weißweinen - rund 65 Prozent aller badischen Weine sind Weißweine -, die durch Eleganz und Leichtigkeit überzeugen werden. Die Säurewerte würden ebenfalls moderat ausfallen, sodass man sich im Jahrgang 2025 auf Weine freuen dürfe, die viel Trinkfreude bringen werden.

Den Ertrag schätze der Verband zu diesem frühen Zeitpunkt der Lese eher etwas unterhalb des langjährigen Mittels jedoch etwas über dem Vorjahresniveau. Obgleich es 2025 keinen Frost, keine Pilzkrankheiten und wenig Hagelereignisse gegeben habe, hätten eine leichte Verrieselung in der Blüte und der trockene Sommer dafür gesorgt, dass die Erträge unterm Strich eher moderat ausfallen würden, daran hätten auch die Regenfälle der vergangenen Tage nur noch wenig geändert, so Klein.

Wermutstropfen Weinabsatz

Die Freude der badischen Winzer über den Bilderbuchjahrgang bleibe leider nicht ganz ungetrübt, denn auch sie würden von der schwierigen Situation am Absatzmarkt nicht verschont bleiben. Selbst zwei mengenmäßig kleinere Jahrgänge in Folge würden wegen des globalen Überangebotes keine große Entspannung am Markt bringen. Deshalb bekräftigte Präsident Zeller seine Forderung aus dem Vorjahr nach einer tragfähigen Lösung für die Bewerbung und Vermarktung baden-württembergischer Weine. Die Ankündigung Hauks, die Landesregierung werde sich zeitnah mit den beiden Weinbauverbänden in Baden und Württemberg zusammensetzen, um eine verpflichtende Abgabe für die Herkunftskommunikation zu entwickeln, nahm der Verbandspräsident gerne auf, denn seit Jahren bemühe sich der Badische Weinbauverband um eine tragfähige Lösung dieser Frage.

Zugleich erkannte er die Bemühungen von Minister Hauk an, der bereits zu Jahresbeginn ein Zehn-Punkte-Programm zur Krisenbewältigung angekündigt hatte. Dieses Programm müsse allerdings unbedingt um wirksame Maßnahmen zur Anpassung des Produktionspotenzials ergänzt werden, so Zeller. Der Verbandspräsident verwies insbesondere auf die Rotationsbrache, die trotz massiver Bemühungen von Hauk bisher mehrheitlich keine Zustimmung im Bund fand. Hierbei müssten die weinbautreibenden Bundesländer gemeinsam mit dem Bundesminister für ein Einlenken der nicht weinbautreibenden Länder werben, um eine zielführende Gestaltung der notwendigen Flächenreduktion zu ermöglichen.

Vorsichtig optimistisch blickte Zeller nach Berlin, wo vor wenigen Tagen der Wein-Krisen-Gipfel mit Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer stattfand. Es bleibe zu hoffen, dass die schwierige Situation der Branche nicht nur erkannt wurde, sondern dass auch schnelle Lösungen folgen, so Zeller. "Die Bedingungen am Weltmarkt werden wir so schnell nicht drehen, aber für den Marktanteil einheimischer Weine in Deutschland und insbesondere für das Ermöglichen von zukunftsorientiertem unternehmerischem Handeln im Weinbau kann Berlin sicher noch einiges tun", sagte Zeller mit einem Verweis auf eine Vielzahl bürokratischer Hürden und Vorschriften.

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.