Archäologische Grabung bei Diersheim
Elbgermanen am Rhein im ersten Jahrhundert

Dieses Schwert wurde in einem Gräberfeld bei Ausgrabungen in Rheinau-Diersheim gefunden. | Foto: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart
  • Dieses Schwert wurde in einem Gräberfeld bei Ausgrabungen in Rheinau-Diersheim gefunden.
  • Foto: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart
  • hochgeladen von Christina Großheim

Rheinau-Diersheim (st). Seit 2015 führt das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart gemeinsam mit der Abteilung für Provinzialrömische Archäologie der Universität Freiburg eine Forschungsgrabung in einem der sehr seltenen römisch-germanischen Gräberfelder des ersten Jahrhunderts nach Christus durch. Es wurde in Rheinau-Diersheim von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter der Denkmalpflege entdeckt.

Bislang wurden 21 Brandgräber untersucht. Als herausragend darf das in diesem Jahr gefundene Grab 18 gelten: Neben und unter der Urne lagen in der Grabgrube ein verbogenes und verbranntes Schwert, eine sogenannte Spatha, ferner eine Lanzenspitze, eine Schere, ein Rasiermesser und die zusammengefalteten Reste eines römischen Bronzeeimers. Neben der Spatha – eine Waffe, die vornehmlich von Soldaten römischer Hilfstruppen, den auxilia, getragen wurden – deuten die Reste römischer Soldatenschuhe, mit denen sich der Tote hat verbrennen lassen, auf die militärischen Dienste des Verstorbenen hin.

Ein wichtiges Indiz für den kulturellen Hintergrund der Menschen, die in Diersheim siedelten, lieferten die auch in diesem Jahr wieder angetroffenen schwarzen Pechstücke in den Leichenbränden. Die Beigabe von Pech, sogenanntes Urnenharz, ist im römischen und keltischen Milieu unbekannt. Dieser Bestattungsritus ist hingegen im sogenannten elbgermanischen Kulturraum, der ungefähr das Gebiet zwischen Ostsee und dem heutigen Tschechien umfasst hat, verbreitet. Offensichtlich warb Rom aus diesem Gebiet Gruppen an, die das rechte Oberrheintal und die Flussgrenze im Vorfeld des wichtigen Legionsstandorts Strasbourg/Argentorate sichern sollten. Die bereits ab dem frühen ersten Jahrhundert fassbaren sogenannten oberrheingermanischen Gruppen, die sich selbst als "Sueben" bezeichneten, standen auch noch unter Waffen, als die Gebiete jenseits des Rheins vielleicht zwei Generationen später Teil der Provinz geworden waren.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.