Clarissa Mai im Porträt
"Energie tanken und sie gleichzeitig lassen"

Clarissa Mai aus Steinach kam durch ihren Bruder im Alter von acht Jahren zum Mountainbiken, das sie bisher sehr erfolgreich bestreitet.  | Foto: Michael Bode
  • Clarissa Mai aus Steinach kam durch ihren Bruder im Alter von acht Jahren zum Mountainbiken, das sie bisher sehr erfolgreich bestreitet.
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Steinach (mak). "Ich komme aus einer sehr aktiven Familie", erzählt die erfolgreiche Mountainbikerin Clarissa Mai. "Mein Vater ist früher gelaufen und ich bin als Kind mit dem Fahrrad nebenher gefahren." Dass das Mountainbiken einmal ihre Leidenschaft werden würde, hat sie ihrem Bruder zu verdanken, der sie, als sie acht Jahre alt war, einmal mit zum Training von Alfred Klausmann nach Hausach genommen hat. "Vorher habe viele Sportarten ausprobiert: Tanzen und auch Leichtathletik. Das war aber irgendwie nicht so meins", gesteht die sympathische Steinacherin.

Am Anfang habe vor allem Spaß im Vordergrund gestanden. "Ich war zunächst auch gar nicht so talentiert bei den technischen Übungen", erzählt sie mit einem Lachen. Anfangs fährt sie noch mit dem alten Rad ihres Bruders. Ihr erstes eigenes Rad kauft sie sich genau in dem Fahrradladen, der jetzt der Namensgeber ihres Teams – Ski Club Hausach/Tekfor Schmidt BikeShop – ist.

Das ändert sich aber, als sie in die Altersgruppe der U15 kommt. Dort wird dann nach einem ausgearbeiteten Plan trainiert und gefahren. Sie fährt in der Nachwuchs-Bundesliga und die ersten Erfolge stellen sich ein.

Das große Trainingspensum steckt die junge Clarissa Mai gut weg. "Ich bin ein ziemlich disziplinierter Mensch", sagt sie über sich selbst. Und weiter: "Die Trainingsgruppe war allerdings auch super. Die acht bis zehn Leute entsprachen auch meinem Freundeskreis, so dass die Trainingseinheiten eigentlich auch immer Spaß gemacht haben." Der soziale Aspekt dabei sei ihr immer wichtig gewesen. "Ich hatte so nie das Gefühl, etwas von meiner Jugend zu verpassen", betont sie. "Es macht viel aus, wenn man zusammen trainiert. Geteiltes Leid ist halbes Leid", sagt die 24-Jährige schmunzelnd. Und die zu absolvierenden Übungen sind oft sehr hart. "Ich habe hauptsächlich mit Männern trainiert, was oft anstrengend war, aber letztlich habe ich davon profitiert."

Es dreht sich alles rund ums Rad

Ihre Disziplin und ihr Trainingsfleiß zahlen sich aus. Denn ihre bisherigen Erfolge können sich sehen lassen. 2015 wird sie Deutsche Meisterin bei der U19, von 2016 bis 2018 ist sie Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, 2017 wird sie Bundesligagesamtsiegerin der U23. Sie nimmt an Welt- und Europameisterschaften teil und beim Rothaus Bike Giro 2019 holt sie sich einen Etappensieg.

Sich selbst beschreibt Clarissa Mai als diszipliniert, strukturiert, gepaart mit einem gesunden Ehrgeiz und einer gewissen Lockerheit. "Der Spaß an der Sache darf aber nie zur kurz kommen", ergänzt sie. Eigenschaften, die sie auch abseits des Sports erfolgreich einzusetzen weiß. Während ihres Bachelorstudiums in Betriebswirtschaftslehre in Offenburg bekommt sie Training und Uni noch gut unter einen Hut. "Oft war es so, dass ich donnerstags eine Klausur hatte und am Sonntag ein Rennen irgendwo in Deutschland. Im Rennen habe ich dann schon gemerkt, dass die Vorbereitung nicht optimal war", sagt sie.

Mittlerweile absolviert sie einen Master in Strategic Management in Innsbruck. "Das erste Semester war sehr anstrengend. Da war ich manchmal nur 100 Kilometer in der Woche auf dem Rad", erzählt sie. Während eines Auslandsemesters in Finnland 2018 fährt sie drei Monate überhaupt kein Rad. "Das war mal eine gute Pause, um Kräfte zu sammeln. Ich habe viel Langlauf gemacht, um mal einen neuen Reiz zu setzen", erklärt Clarissa Mai.

Ihre große Leidenschaft bleibt aber das Rad. Im vergangenen Jahr spult sie rund 10.000 Kilometer ab. "Das Schöne am Mountainbiken ist, dass ich in der Natur und an der frischen Luft bin. Dort treffen sich viele Leute, die die gleiche Leidenschaft teilen." Darüber hinaus habe ihr der Radsport auch ermöglicht, Orte kennenzulernen, die sie sonst wohl nicht gesehen hätte. Die regelmäßigen Trainingslager auf Mallorca und sogar Südafrika seien echte Highlights gewesen, schwärmt sie. "Außerdem ist der Sport ein prima Ausgleich zum Studium. Hierbei kann ich Energie tanken und sie gleichzeitig wieder lassen", erklärt sie.

Aber auch im Studium lässt sie das Rad nicht los. "Ich schreibe meine Masterarbeit bei einer Firma, die Motoren für E-Bikes herstellt", erzählt sie abschließend mit einem Lachen.

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