Offizielle Kandidatenvorstellung
Wahlkampf geht auf die Zielgerade

Die vier Bewerber um das Amt des Acherner Oberbürgermeisters neben dem Amtsinhaber - v. l.: Andreas Herbrandt, Thomas Merkt, Manuel Tabor, Carmen Lötsch und Oberbürgermeister Klaus Muttach | Foto: mak
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  • Die vier Bewerber um das Amt des Acherner Oberbürgermeisters neben dem Amtsinhaber - v. l.: Andreas Herbrandt, Thomas Merkt, Manuel Tabor, Carmen Lötsch und Oberbürgermeister Klaus Muttach
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Achern (mak) Der Wahlkampf um das Amt der Oberbürgermeisters in Achern geht auf die Zielgerade. Am vergangenen Montag, 11. September, präsentierten sich die vier Bewerber bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der mit rund 500 Menschen vollbesetzten Hornisgrindehalle. 

Zunächst stellte sich jeder der vier Bewerber einzeln in einem Vortrag vor, der auf 15 Minuten begrenzt war. Im Anschluss gab es eine Fragerunde mit allen vier Kandidaten auf dem Podium. 

Carmen Lötsch

Carmen Lötsch war die erste Bewerberin, die sich dem Publikum vorstellte. Die 57-jährige Fachbereichsleiterin Kultur bei der Stadt Offenburg, verheiratet und Mutter dreier erwachsener Kinder, stellte ihre Erfahrungen als Unternehmerin, in der Kommunalpolitik und Verwaltung heraus. Sie betonte, dass ihr der Kontakt zu den Bürgern besonders wichtig sei, weshalb sie eine Sprechstunde in den einzelnen Ortsteilen einführen möchte. Das Amtsblatt soll wieder kostenlos werden. "Sie finden mich dort, wo die Menschen, wo Sie sind", so Carmen Lötsch. Zentrale Punkte, die sie als Oberbürgermeisterin angehen möchte, sind die Themen Wohnen, Kinderbetreuung und Verkehr. Sie möchte sich für ein Bündnis für Wohnen einsetzen. "Wir müssen gegensteuern", so Lötsch. Zudem will sie die Möglichkeit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft prüfen.

Beim Bündnis für die Kinderbetreuung sollen sich die Erzieher wieder primär um die Kinder kümmern können. "Die Verwaltung soll von Verwaltungsfachleuten gemacht werden", so Lötsch. 

Bei einem Masterplan für Verkehr strebt Lötsch eine ganzheitliche Betrachtung des Themas an. "Es braucht ein Konzept aus einem Guss." 

Sie äußerte sich auch zum Lithiumabbau mit Geothermie. Es würden große Risiken, gerade im Oberrheingraben, bleiben. Sie befürchte, dass der Grundwasserspiegel sinke und das Erdbebenrisiko sich erhöhe. Sie wolle die Haltung von Ortschaftsräten und Gemeinderat, die sich gegen Bohrungen ausgesprochen haben, mittragen, so Lötsch. 

Schließlich sprach sie sich zudem dafür aus, Land-, Forstwirtschaft und Klimaschutz in Zukunft gemeinsam zu denken. 

Manuel Tabor

Der zweite Kandidat, der sich dem Publikum präsentierte, war der 42-jährige Manuel Tabor, Vater von zwei Kindern und Bürgermeister von Appenweier. Auch er verwies auf seine Erfahrung in der Verwaltung, in der er seit 17 Jahren tätig ist. "In den kommenden Jahren warten große Herausforderungen", so Tabor zu den Aufgaben des künftigen Rathauschefs. "Ich bin einer, der macht." Die Gesellschaft befinde sich in vielen unterschiedlichen Bereichen an einem Wendepunkt, analysierte Tabor. Dies sporne ihn an. 

Einen Neustart brauche es beim Thema bezahlbarer Wohnraum. Auch er will sich für die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft einsetzen. Zudem gelte es hierbei Leerstände zu aktivieren und Baulücken zu schließen. 

Damit Achern eine lebendige und attraktive Stadt bleibe, bedürfe es auch guter Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten. Dies sei die Basis für die Fachkräfte von heute und morgen. Die Investition in Schulen und Bildung sei eine "Daueraufgabe". 

Auch Tabor sprach sich für ein gesamtstädtisches Verkehrskonzept und eine proaktive Wirtschaftsförderung aus: "Der Wohlstand muss vor Ort erwirtschaftet werden." 

Der Kern und das Potential einer Stadt seien die Menschen. Dieses Potential zu heben, sei die Aufgabe als Oberbürgermeister, so Tabor abschließend. 

Thomas Merkt

Der 65-jährige Thomas Merkt, Vater von drei erwachsenen Töchtern und selbstständiger Handelsunternehmer, ist seit 2014 kommunalpolitisch tätig und seit 2019 im Fautenbacher Ortschaftsrat aktiv. 

Bei der Infrastruktur herrsche ein gewisser Investitionsstau, bemerkte er. Er wolle sich für die Sanierung der Straßen und den Ausbau des Radwegenetzes einsetzen. Das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt wolle er reduzieren und brachte hierfür die Idee ein, diese nur noch für Anlieger frei zu halten. 

"Wir sollten Bäume pflanzen und erhalten, Fassaden begrünen und die Photovoltaik ausbauen", so Merkt zum Thema Klimaschutz. Wichtig war ihm in seinem Vortrag zudem die Sicherstellung der Nahversorgung, auch in den Stadtteilen. Als Beispiel nannte er das Konzept "Tante M".

Beim Verkehr möchte Thomas Merkt den Busverkehr mit sogenannten Bürgerbussen ergänzen. Bei der Kinder- und Jugendbetreuung plädierte er für Quereinsteiger, um die Personalbedarfe zu decken und mahnte an, dass die Kinder von Familien, die zwei oder mehr Kinder haben, auch alle in die gleiche Kita gehen können müssen. 

Andreas Herbrandt

Andreas Herbrandt, 37-jähriger verheirateter Familienvater von zwei Kindern, arbeitet als Vertriebsleiter für ein Verpackungsunternehmen. Herbrandt, der als einziger Kandidat seine Redezeit nur zur Hälfte ausschöpfte, sah eine negative demografische Entwicklung, die mittlerweile auch in Achern, wo er seit 2014 lebt, zu spüren sei. Dies habe er durch seine vielen Geschäftsreisen in ganz Deutschland erlebt. Für ihn manifestieren sich diese Entwicklungen unter anderem in Obdachlosigkeit und dass Rentner und Jugendliche in Mülleimern nach Pfandflaschen suchten. 

Man müsse Landwirtschaft und Industrie vereinen, führte er aus. Deshalb wolle er sich für den industriellen Hanfanbau stark machen. Dies biete viele Vorteile und sei eine Möglichkeit, das Generationensterben bei Landwirten einzudämmen. 

Achern habe viel Potential, um Menschen anzulocken. Das würde sich dann gut auf die Gastronomie in der Stadt auswirken. "Achern muss grüner werden. Wir brauchen deshalb mehr Bäume für ein besseres Mikroklima", so Herbrandt abschließend. 

Fragerunde

Nachdem sich die Kandidaten dem Publikum in ihren Vorträgen vorstellen konnten, waren nun die Bürger an der Reihe und konnten den Bewerbern Fragen zu unterschiedlichen Themen stellen. Moderator Professor Michael Frey von der Hochschule Kehl las zunächst acht vorher eingesandte Fragen vor, bevor im Anschluss acht Fragesteller aus dem Publikum den Bewerbern auf den Zahn fühlen durften. 

Bei dem Thema wie gegen Raser im Stadtgebiet vorgegangen werden soll, waren sich die vier Kandidaten weitestgehend einig.  Mobile oder feste Blitzer sollen hierbei Abhilfe schaffen. Carmen Lötsch plädierte zudem für das Aufstellen von Hindernissen, Manuel Tabor brachte Schwerpunktkontrollen ins Spiel. Thomas Merkt sah in der flexiblen Einsetzbarkeit von mobilen Blitzern einen großen Vorteil und Andreas Herbrandt sprach sich für mehr Polizeikontrollen aus.

Dass Bürger in kommunale Entscheidungen so gut wie möglich mit einbezogen werden sollen, war ebenfalls Konsens unter den vier Bewerbern. Tabor führte niedrigschwellige Optionen wie zum Beispiels Bürgerwerkstätten auf, um so die Entscheidung auf eine breite Basis zu stellen. Für Carmen Lötsch ging es vor allem darum, die Bürger zuerst gut zu informieren. "Nur wer informiert ist, kann auch mitreden." Dies brauche viel Zeit, aber diese sollte man sich nehmen. Thomas Merkt will die Bürger früher mitnehmen und sie "nicht nur den Belag des Rathausplatzes aussuchen lassen." Andreas Herbrandt sprach sich für Bürgerentscheide aus. 

Die Frage nach dem persönlichen Führungsstil dürfte vor allem die Mitarbeiter der Verwaltung interessiert haben, die ebenfalls im Saal vertreten waren. "Fehler sind zulässig", sagte Thomas Merkt, "nur wenn man zweimal den gleichen Fehler macht, dann werde ich knatschig." Andreas Herbrandt bezeichnete sich als Teamplayer. "Ich arbeite gerne mit Menschen, die sich einbringen", so Carmen Lötsch. Und weiter: "Fragen Sie die Menschen, mit denen ich in Offenburg zusammenarbeite." Er pflege eine offene Kommunikation, so Manuel Tabor. Er sei konsequent und treffe schnelle Entscheidungen. "Bei mir haben die Mitarbeiter Rückendeckung." 

Nach der Fragerunde hatten die Kandidaten dann mit einem Schlussstatement noch einmal Gelegenheit, für sich und ihre Ideen zu werben. "Lassen Sie uns gemeinsam Achern weiterdenken", so Carmen Lötsch. "Sorgen wir für eine gute Gegenwart und handeln wir klug für die Zukunft. Ich gehe den Weg gern mit Ihnen." 

Manuel Tabor verwies im Schlussstatement auf seine Erfahrung. "Ich habe Verwaltung von der Pike auf gelernt." Er sei als Kreistagsmitglied mit vielen Projekten bereits vertraut. Er setze sich mit Leidenschaft ein. "Das ist kein Amt, sondern eine persönliche Erfüllung." 

"Schauen Sie positiv in die Zukunft. Das Glas ist immer halb voll. Lassen Sie es uns gemeinsam füllen und nach acht Jahren ein Viertele genießen", so Thomas Merkt.

"Lassen Sie uns die Gemeinschaft in den Vordergrund stellen und die Spaltung beenden", sagte Andreas Herbrandt abschließend. 

Das Schlusswort hatte der amtierende Oberbürgermeister Klaus Muttach, der die Bürger zur Wahl aufrief und sich eine hohe Wahlbeteiligung wünschte.

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