Doku über die Illenau
Wunsch erfüllt: Illenaudoku kommt ins Kino

Daniel Gerhard (von links), Kamil Michna, Emre Özlü, Frank König und Sebastian Lermen erlebten eine gelungene Premiere.
  • Daniel Gerhard (von links), Kamil Michna, Emre Özlü, Frank König und Sebastian Lermen erlebten eine gelungene Premiere.
  • hochgeladen von Daniel Hengst

Achern (dh). Die Premiere der Filmdokumentation "Illenau" wurde zum großen Erfolg. Emre Özlü, Frank König, Sebastian Lermen und Daniel Gerhard durften sich feiern lassen. Anfang 2016 war man mit dem Projekt gestartet, jetzt standen rund 200 Premierengäste im Festsaal der Illenau am Originaldrehort und waren begeistert. Gezeigt wird der Film über die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Illenau noch in weiteren Kinos in der Ortenau.

"Das 175-jährige Bestehen des Gebäudekomplexes auf der Illenau war nicht der Grund für diesen Film", so Frank König, der zusammen mit Emre Özlü für Kamera, Regie und Schnitt verantwortlich war. Beide kennen das Areal als beliebten Ort zum Spazierengehen. "Wir wollten einen längeren Film drehen und waren auf der Suche nach einem Thema. Erst später wurde uns klar, dass dort, wo wir zur Ideenfindung unterwegs waren, dass dies der Ort und die Geschichte sind. Als Kinder hatte man sich verschiedene Schauergeschichten erzählt", sagt König.

Nach und nach bauten sich die beiden ihr Team auf und gingen dann mit ihrer Idee zu Oberbürgermeister Klaus Muttach. Dem war das anstehende Jubiläum der Illenau bekannt und der Film sollte dieses bereichern. Die Drehgenehmigung in der Tasche, wurde das Konzept für die Dokumentation ausgearbeitet. "An dem Wissen von Gerhard Lötsch mit seinen zahlreichen Büchern und den Kenntnissen von Stadtarchivarin Andrea Rumpf, die uns auch noch viele Ideen mit auf den Weg gab, sind wir nicht vorbei gekommen", so König. Letztlich kamen in der Dokumentation zwölf Experten zu Wort. Zahlreiche Darsteller vom Ensemble des Illenau-Theaters sind in den vielen Szenen zu sehen.

Die Heil- und Pflegeanstalt Illenau war weit über die Grenzen der Ortenau, Badens und Deutschlands hinaus bekannt. Sie revolutionierte seit 1842 die Psychiatrie. Kranke wurden nicht mehr einfach nur eingesperrt, verwahrt, unter Kontrolle gehalten. Sie wurden therapiert, beschäftigt, integriert – als Mitmenschen behandelt. Im Laufe der Jahre wurde aus der Anstalt auch ein Wirtschaftsfaktor mit Ackerbau, Viehzucht, Wäscherei und Energieerzeugung. „Die Illenau“ wird geradezu sprichwörtlich in der Region. Kaum eine Gemeinde in Mittelbaden, die nicht durch einen oder mehrere Patienten vertreten ist. Der prominenteste unter ihnen ist der Volksschriftsteller und Bestsellerautor Heinrich Hansjakob. Dieser Zeit ist etwa ein Drittel der Dokumentation gewidmet. Nur ein Fünftel beschäftigt sich mit der Gegenwart, der Rest mit der dunklen Zeit: Das Ende der Heil- und Pflegeanstalt mutet drastisch an.

In der Nazi-Zeit wurde sie vom Schutzraum für die Hilfsbedürftigen zur Todesfalle. „Wohin bringt ihr uns?“ – Die bange Frage eines zur Vernichtung vorgesehenen Mädchens an den von den Nationalsozialisten eingesetzten Anstaltsleiter bleibt unbeantwortet. Hunderte Patienten werden in den berüchtigten grauen Bussen in die Vernichtungsanstalt Grafeneck deportiert und dort ermordet. Die Filmemacher Frank König und Emre Özlü haben sich auf die Suche nach Spuren von Ärzten und Patienten, von Opfern und Mördern gemacht, widmen sich auch der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte einer Einrichtung, die nach der Räumung zu einem multifunktionalen „schlossartigen Gebäudekomplex“ geworden ist.

Die Dokumentation am Originalplatz der Dreharbeiten und des früheren Geschehens zu zeigen, war für alle Premierengäste ein bewegender Moment. Wichtig ist den Filmschaffenden Frank König und Emre Özlü auch, das ein großer Wunsch in Erfüllung ging: "Wir wollten den Film in die regionalen Kinos bringen, das ist uns gelungen", so König, der sich aber auch Vorführungen in Schulen sehr gut vorstellen kann. In Achern im Tivoli ist die Dokumentation am heutigen 11. Oktober, um 20 Uhr sowie am Sonntag, 15. Oktober, um 11 Uhr zu sehen. In Offenburg im Forum wird der Film am Sonntag, 15. Oktober, um 11 und 18 Uhr gezeigt, wobei bei der zweiten Aufführung auch Vertreter des Filmteams dabei sind – dies gilt auch für die zweiten Aufführungen an den weiteren Aufführungsorten: In Rastatt im Forum-Kino ist die Dokumentation am Sonntag, 22. Oktober, um 11 und 18 Uhr sowie in Lahr im Forum am Mittwoch, 18. Oktober, um 20 Uhr sind ebenfalls Vertreter der Crew dabei.

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