Ihr Begleiter durch die Woche
Der Giraffentanz im Auto befreit mich

Dr. Patrik Schneider

Patrik Schneider Drängeln, Pöbeln, Rasen – das sind dominierenden Themen beim deutschen Verkehrsgerichtstag, der derzeit in Goslar tagt. Auf deutschen Straßen nimmt diese Unkultur offenbar zu. Die zunehmenden Staus verführen Menschen zum Drängeln, Rasen und Pöbeln.
Natürlich kenne ich solche Situationen. Da ist ein wichtiger Termin in Freiburg und quälende Autobahnbaustellen liegen vor mir. Und der Nächste im anderen Auto droht, zum Konkurrenten um verbleibende Minuten und Meter zu werden. Nichts, aber auch gar nichts mehr geht voran. Nervosität und Blutdruck steigen in den oberen Drehzahlbereich. Und dann hupt hinter mir doch noch einer, dem es offenbar zu langsam geht! So ein…! Dachlattenfeeling macht sich breit. Spätestens jetzt greife ich zur Giraffe in meinem Handschuhfach und lege sie auf mein Amaturenbrett.

Die Giraffe ist das zentrale Symbol der gewaltfreien Kommunikation. Sie steht für eine lebensbereichernde Herzenssprache. Der Begründer der gewaltfreien Kommunikation, der Psychologe Marshall Rosenberg, verdeutlichte in der Bildungsarbeit mit diesem Symbol, worauf es bei einer gelungenen Kommunikation ankommt: Einfühlen und Kontakt mit sich selbst finden. Den Wolf nutzte er hingegen als Symbol für eine Sprache des Pöbelns und des Gaffens.

Wenn die Giraffe auf meinem Amaturenbrett dann zu tanzen beginnt, kann ich dem Hintermann irgendwann gelassen zuwinken: "groooooosses Herz und laaaaanger Hals". Das schafft Weitblick. Ich spüre, dass ich mich im Stau über meine eigene Ungeduld ärgere – deshalb bin ich auf den Hintermann wütend. Der ist wohl genauso genervt wie ich. Der Giraffentanz befreit mich. Der Hintermann wird für mich zum Mitmenschen: Biblisch zum Ebenbild Gottes und so winke ihm gelassen zu, als er Gas gibt und an mir vorüberzieht. Gute Fahrt wünsche ich ihm aus ganzem Herzen.

Kommen auch Sie gut ans Ziel!

Dr. Patrik Schneider
Diplom-Theologe
Achern

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