Spurensicherung nach Vergewaltigung erleichtert

In der Frauenklinik am Ebertplatz in Offenburg können Vergewaltigungsopfer auch dann Spuren sichern lassen, wenn sie noch keine Anzeige bei der Polizei erstattet haben. | Foto: Foto: Glaser
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Ortenau/Offenburg. Für Opfer von Vergewaltigungen und anderen sexuellen Übergriffen wird es im
Ortenaukreis in Zukunft leichter, die Spuren der Tat durch eine
ärztliche Untersuchung sichern zu lassen. Eine vorherige Anzeige bei der
Kriminalpolizei ist dafür nicht mehr Voraussetzung. Ab sofort können
sich Betroffene unmittelbar nach der Tat zur Spurensicherung direkt an
die Frauenklinik im Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach wenden. In
enger Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft, den
Beratungsstellen Aufschrei und Weißer Ring sowie weiteren Einrichtungen
hat das Ortenau Klinikum in Offenburg diese neue Möglichkeit geschaffen.

„Die Opfer befinden sich direkt nach der Tat in einer körperlichen und
psychischen Ausnahmesituation“, so Dr. Michael Schröder, Arzt an der
Frauenklinik. Durch die oft mit Angst und Scham verbundene traumatische
Erfahrung seien die Betroffenen meist zu einer schnellen Entscheidung
für eine Anzeige nicht in der Lage. Eine ärztliche Untersuchung fand
dann nicht statt. Die sichtbaren Spuren eines sexuellen Übergriffs sind
jedoch oft nicht lange nachweisbar. „Aus dieser Erfahrung heraus wollten
wir die Spurensicherung und die Entscheidung für eine Anzeige zeitlich
entkoppeln“, berichtet Dr. Michael Schröder. Nach der Untersuchung
bestehe dann ausreichend Zeit, sich beraten zu lassen und sich für oder
gegen eine Anzeige zu entscheiden.

Die Ergebnisse der Untersuchung werden in der Frauenklinik über zehn Jahre aufbewahrt.
Erfolgt in dieser Zeit keine Anzeige, wird das Beweismaterial
vernichtet. Neben dieser neuen Möglichkeit können Betroffene auch
weiterhin zuerst eine Anzeige bei der Polizei erstatten, die dann die
ärztliche Untersuchung in Auftrag gibt und alle weiteren Schritte
einleitet.

„Mit dem neuen Weg wollen wir keinesfalls verhindern, dass es zu einer Anzeige kommt, denn diese Straftaten sollen verfolgt
werden“, stellt Dr. Michael Schröder klar. Im Gegenteil hoffe er, durch
die zeitliche Entzerrung mehr Opfern helfen zu können und sie zur
Spurensicherung zu ermutigen. „Wir sind zuversichtlich, dass sich mehr
Opfer nach ausreichender Bedenk- und Beratungszeit zur Anzeige
entschließen, damit die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.“

Eine ärztliche Untersuchung sei jedoch in jedem Fall dringend zu empfehlen,
nicht nur wegen der Spurensicherung. Sie dient auch der
Gesundheitsfürsorge und der Beratung über eventuelle
Kontrolluntersuchungen. Die Untersuchung erfolgt in der Frauenklinik des
Ortenau Klinikums am Ebertplatz in Offenburg, die rund um die Uhr mit
erfahrenen Ärzten besetzt ist. Für die Betroffenen entstehen durch die
Untersuchung keine Kosten.

Autor: st

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