Energiesparen der Stadt Kehl
Abgedrehtes Warmwasser und andere Maßnahmen

Die nächtliche Effektbeleuchtung etwa am Kulturhaus ist abgeschaltet. Diese und andere Maßnahmen hat die Stadt Kehl als erstes ergriffen. | Foto: rek
  • Die nächtliche Effektbeleuchtung etwa am Kulturhaus ist abgeschaltet. Diese und andere Maßnahmen hat die Stadt Kehl als erstes ergriffen.
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Kehl (st). Nicht nur Privathaushalte, auch die Stadt muss Energie sparen: Wer seit Montag, 15. August, in städtischen Hallen Sport treibt, kann nur noch mit kaltem Wasser duschen und auch in den Verwaltungsgebäuden fließt kein warmes Nass mehr aus dem Hahn. Wie ein Privathaushalt muss auch die Stadt mit enormen Steigerungen bei den Energiekosten rechnen: Im besten Fall belaufen sich die Mehrausgaben im kommenden Jahr allein für Gas und Strom auf 2,5 Millionen Euro.

Erste Stufe der Maßnahmen

„Das ist viel Geld, das uns an anderer Stelle fehlen wird“, sagt Oberbürgermeister Wolfram Britz und hat deshalb die erste Stufe eines städtischen Maßnahmenplans bereits in Kraft gesetzt: Mitarbeiter der Verwaltung dürfen beispielsweise Ventilatoren oder Kühlgeräte in den Büros nur noch bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Außentemperatur betreiben und sind angehalten, noch stärker als bisher darauf zu achten, dass Computer und Drucker ausgeschaltet werden und nicht im Stand-by-Modus verbleiben. Mobile Elektrogeräte sind nur noch zur Zubereitung von Essen und Getränken zulässig.

Nur noch kaltes Wasser

In den Rathäusern und anderen städtischen Gebäuden wurde das warme Wasser abgestellt. Ausnahmen gelten für Kindertageseinrichtungen und können für Schulen zugelassen werden. Die Sportvereine, die in städtischen Hallen trainieren, sind über die Zentrale Steuerung oder die Ortsverwaltungen darüber informiert worden, dass bis zum Ende der Heizperiode nur noch kaltes Wasser aus der Leitung fließen wird.

Effektbeleuchtung wird abgeschaltet

Auch die sogenannte Effektbeleuchtung wird abgeschaltet: Das Kulturhaus bleibt abends bereits dunkel; die Beleuchtung der Bäume im Rathausareal wird ausgeknipst. Der Bereich Tiefbau hat sich mit den Kirchengemeinden darauf verständigt, die Beleuchtung des Turms und der Fassade der Johannes-Nepomuk-Kirche und der Friedenskirche auf voraussichtlich eine Stunde zu reduzieren; die Stromrechnungen für die Beleuchtung gehen ebenfalls bei der Stadt ein. Auch die Villa Schmidt wird in den Abendstunden bald dunkel bleiben. Das städtische Gebäudemanagement ist zudem in den Ortschaften unterwegs und prüft dort mögliche Einsparungen – die Außenbeleuchtung der dortigen Rathäuser inklusive.

Straßenbeleuchtung dimmen

Weil die Stadt die Straßenbeleuchtung gerne dimmen, also weniger hell erstrahlen lassen möchte, lässt der Bereich Tiefbau gerade vom Badischen Gemeindeversicherungsverband prüfen, in welchem Rahmen das versicherungsrechtlich möglich ist. Sobald von dort das Okay vorliegt, geht der Auftrag ans Überlandwerk raus, die Straßenlaternen entsprechend umzuprogrammieren. Dazu sind Eingriffe an 40 Punkten im Stadtgebiet notwendig, erklärt Tiefbaubereichsleiter Hans-Jürgen Schneider. Mit den Sportvereinen laufen die Gespräche über den Betrieb der Flutlichtanlagen.

Brückenbeleuchtung

Die Beleuchtung der Passerelle des deux Rives und der Trambrücke über den Rhein steuert die Eurométropole de Strasbourg. Weil die Strompreise in Frankreich deutlich niedriger sind als auf der deutschen Rheinseite, ist dort der Kostendruck bislang geringer. Dennoch prüft die Eurométropole beispielsweise die Abschaltung der Beleuchtung der Schrägseile der Passerelle, weil diese nämlich nicht mit LED ausgestattet ist. Spätestens im Oktober wird dort die Entscheidung fallen, wie mit der Beleuchtung von öffentlichen Bauwerken verfahren wird. Die in die Handläufe beider Brücken integrierte Beleuchtung wird aus Sicherheitsgründen bestehen bleiben.

Behördenventile

Das städtische Gebäudemanagement wird mit Beginn des Herbstes in städtischen Gebäuden, in denen das nicht bereits geschehen ist, sogenannte Behördenventile einbauen. Damit wird die Temperatur fest eingestellt; die Nutzer der Räume können also die Heizungen nicht mehr selber steuern. Auch in Fluren, Toiletten, Putz- und Abstellräumen kann damit die Temperatur – voraussichtlich auf 18 Grad – abgesenkt werden. Außerdem hat die Optimierung der Einstellung der Heizungsanlagen gemeinsam mit den Hausmeistern bereits begonnen. Schon geplante Dämmmaßnahmen an verschiedenen Gebäuden werden mit Hochdruck vorangetrieben; das Gleiche gilt für den Ausbau der Photovoltaik auf städtischen Dächern.

Dabei handle es sich nur um erste Maßnahmen, stellt Oberbürgermeister Wolfram Britz klar, „um die erste Stufe in einem mehrstufigen Maßnahmenplan“. Die weiteren Stufen sind in Vorbereitung, damit sie dann aktiviert werden können, „wenn die Notwendigkeit eintritt“. Zu welchen Mitteln die Stadt Kehl greift, um weniger Energie zu verbrauchen, teilt er auch seinen OB-Kollegen in der Ortenau mit: Ein abgestimmtes Vorgehen, hofft er, könnte die Akzeptanz in der Bevölkerung stärken.

Hintergrund

62 der 109 städtischen Gebäude werden mit Gas beheizt, weitere sieben mit Flüssiggas.

In 15 Häusern steht eine Ölheizung, zehn hängen an der Fernwärmeversorgung (deren Blockheizkraftwerk allerdings ebenfalls mit Gas gespeist wird).

Drei Gebäude verfügen über Wärmepumpen, eines über einen Pelletheizkessel.

In elf Liegenschaften wird Ökostrom zum Heizen genutzt. Während sich die Gaspreise bislang verdreifacht und die Kosten für Pellets verdoppelt haben, bleibt der Ölpreis einigermaßen stabil. Weil der Stromlieferungsvertrag der Stadt am 31. Dezember endet, läuft derzeit die Ausschreibung. Bei den gegenwärtigen Preisen muss die Stadt Kehl im nächsten Jahr 2,5 Millionen Euro zusätzlich für Energie ausgeben. Eine weitere Erhöhung des Strompreises um zehn Cent zieht Mehrkosten von 800.000 Euro nach sich.

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