Handwerksmuseum Kehl-Kork hält die Erinnerung lebendig
Ehrenamtliche setzen alten Berufen ein würdiges Denkmal

Mit diesen Werkzeugen arbeiteten die Wagner früher. | Foto: djä
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Kehl-Kork (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute nicht gäbe.

Was sich auf die Beine stellen lässt, wenn Bürgerengagement, ein passendes Gebäude und die nötige Unterstützung der öffentlichen Hand zusammentreffen, zeigt das Handwerksmuseum in Kehl-Kork. 30 Jahre lang stand das Gebäude der ehemaligen Brauerei Hirth an der Oberdorfstraße leer. Das war schade, fanden zahlreiche Korker Bürger Anfang der 1990er-Jahre, als der Komplettabriss im Raum stand. Mittlerweile gehörte das Haus der Stadt Kehl und war ziemlich heruntergekommen. Die Bausubstanz war jedoch in gutem Zustand, befand eine Gruppe Handwerksmeister im Ort. Angeregt von Helmut Schneider, der 35 Jahre Erfahrung aus seiner Mitarbeit im Hanauer Museum in Kehl mitbrachte, entstand in der Gruppe die Idee, in Kork ein Museum zu eröffnen. Man wollte alten Handwerksberufen ein Denkmal setzen. Die Stadt Kehl unterstützte das Vorhaben und so entstand durch die private ehrenamtliche Initiative von 1993 bis 2003 eines der größten Museen im Ortenaukreis. Dazu wurde ein alter Korker Verein neu belebt: Die "Lesegesellschaft 1821 Kork e.V." bekam eine neue Aufgabe.

Unzählige Arbeitsstunden vieler ehrenamtlicher Hände flossen in den Ausbau des maroden Gebäudes. An den mittlerweile verstorbenen Zimmermeister Albert Haag erinnern die vielen Holzarbeiten im Innenausbau. Elektromeister Helmut Gabelmann, Malermeister Rudi Zimmer und zahlreiche weitere Helfer sorgten dafür, dass das Museum Raum für Raum in neuem Glanz erstrahlen konnte. Durch Förderung des Arbeitsamts wurden weitere Arbeitskräfte durch ABM-Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung öffnete mit einem ersten Raum. Gezeigt wurde dort der Fachwerkbau, der so typisch ist für die Region.

Heute finden sich 15 historische Handwerksberufe auf vier Stockwerken auf einer Gesamtfläche von rund 1.700 Quadratmetern. Zimmermann, Uhrmacher, Wagner, Küfer, Steinmetz, Schuhmacher, Schmied, Schlosser, Spinner und Weber, Kürschner, Sattler, Friseur und Maler werden mit Originalwerkzeugen und ihren Produkten präsentiert. Auch der früher übliche Blaudruck mit Handmodeln und Musterbuch ist zu sehen. Dem Beruf des Fischers, der in den Gemeinden nahe des Rheins weitverbreitet war, ist eine große Abteilung mit artenreichen und imposanten Fischpräparaten gewidmet. Eine Abteilung mit alten Spielzeugen, historischen Wirtshausschildern und der regionalen Ortsgeschichte ergänzt die Ausstellung.

Die meisten Exponate stammen aus der Bevölkerung. Sie wurden von den ehrenamtlichen Helfern fachkundig aufbereitet und liebevoll präsentiert. Sogar die Vitrinen und Modelle wurden in Handarbeit selber gebaut. Bis heute bekommt das Museum "Fundstücke" aus dem Ort, die ohne dieses Engagement wohl in der Entsorgung landen würden.

Die Initiatoren haben sich zum Ziel gesetzt, das Wissen um die alten Berufe für die Öffentlichkeit zu erhalten. Wer weiß heute noch, wie ein Wagner oder Sattler früher gearbeitet hat? Wie damals Häuser gebaut, Metall bearbeitet, Stoff hergestellt oder Haare behandelt wurden? "Manche Handwerksberufe gibt es so nicht mehr. Andere haben sich weiterentwickelt. Aber die Anfänge waren wichtig und sollten nicht in Vergessenheit geraten", sagt Helmut Schneider. Deshalb führen Mitglieder des Vereins nach Anmeldung gerne Besuchergruppen durch das Haus und teilen ihr umfangreiches Wissen mit Interessierten. Jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr halten sie das Museum geöffnet.

Unter www.handwerksmuseum-kehl-kork.de stellt sich das Museum vor. Der Telefonkontakt lautet 07851/956640.

Mit diesen Werkzeugen arbeiteten die Wagner früher. | Foto: djä
Die neue Brandschutzmaßnahme mit Flucht- und Rettungswegen forderte viele Arbeitsstunden der ehrenamtlichen Helfer. Träger des Museums ist die Stadt Kehl.  | Foto: djä

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