Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung
Gegen Fachkräftemangel auf beiden Seiten des Rheins

Projektkoordinatorin Heike Danner möchte noch mehr deutsche Kunden gewinnen. | Foto: ds
  • Projektkoordinatorin Heike Danner möchte noch mehr deutsche Kunden gewinnen.
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Kehl Dass Deutsche in Frankreich und Franzosen in Deutschland arbeiten, ist keine Seltenheit. Grenzgänger gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, doch erst seit zehn Jahren ziehen die Ortenau und das Elsass in Sachen Arbeitsvermittlung gemeinsam an einem Strang.

Jugendarbeitslosigkeit

Auslöser im Jahr 2013 waren der sich zuspitzende Fachkräftemangel auf der deutschen und die hohe Jugendarbeitslosigkeit auf der französischen Seite. Das Rekrutieren von französischen Arbeitskräften wurde zu einem wichtigen Thema in der grenzüberschreitenden Politik, das in der Gründung des Services für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung mündete. Dort, am Kehler Bahnhof, arbeiten seither Berater von Pôle emploi (PE) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) unter einem Dach zusammen. "Fast 10.000 Arbeitssuchende konnten bisher unterstützt werden, von denen rund 4.000 direkt eingestellt werden konnten, davon 2.300 in Deutschland", berichtet Heike Danner, Operative Projektkoordinatorin.

Die Herausforderung dabei: die unterschiedlichen Systeme auf beiden Rheinseiten. "Die Anerkennung der Berufe in Deutschland ist nicht immer einfach, weil die Ausbildung in Frankreich anders abläuft", erläutert Danner.

Unterstützung durch IHK

Nachdem andere Versuche bereits gescheitert sind, hat der Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Unterstützung bei der Industrie- und Handelskammer gefunden. "Über das Verfahren Valikom wird die für den Arbeitsplatz notwendige Qualifizierung geprüft", erklärt die Projektkoordinatorin. Politisches Ziel sei die Gleichstellung der Arbeitskräfte durch Qualifizierungen, ohne nochmals eine duale Ausbildung absolvieren zu müssen. "Wir haben das bereits für die Bereiche Verfahrenstechnologie und Logistik versucht, sind aber noch nicht so weit", so Danner.

Den Service der Grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung kann übrigens jeder wahrnehmen, der hüben und drüben Arbeit sucht. "Wir möchten hin zu einem 360-Grad-Arbeitsmarkt", betont Heike Danner und verweist darauf, dass sich mittlerweile auch der französische Arbeitsmarkt gewandelt habe: "Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei rund sieben Prozent. Und es fehlen ebenfalls Fachkräfte", beschreibt sie die aktuelle Situation.

Zu den Dienstleistungen der grenzüberschreitenden Einrichtung gehören beispielsweise die Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen, die Sensibilisierung für interkulturelle Aspekte oder bei Bedarf eine sprachliche Weiterbildung. Auch Workshops, in denen beide Arbeitsmärkte vorgestellt werden, gehören dazu. "Unser Schwerpunkt liegt heute nicht mehr auf der schnellen Vermittlung, sondern auf Qualifizierung", so die Operative Projektkoordinatorin Heike Danner. 280 Kunden betreut die grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung derzeit. 

Kontakt zur Servicestelle

Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Strasbourg – Ortenau
Bahnhofsplatz 1 - Eingang über Gleis 1
Kehl

Internet:www.s-p-t.eu
E-Mail:SPT-Kehl@arbeitsagentur.de

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