Französisch-Unterricht für Erst- und Zweitklässler: Absage aus Stuttgart
Keine Sonderregelung für Kehler Grundschüler

Kehl (st). Für Kehl wird es wohl keine Sonderregelung für den Französisch-Unterricht in den ersten und zweiten Grundschulklassen geben: In einem Schreiben an Oberbürgermeister Toni Vetrano lehnt die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann eine Ausnahme für Kehl ab. Sie begründet ihre Haltung damit, dass Forschungsergebnisse gezeigt hätten, dass Kinder, die erst im dritten Schuljahr mit dem Erlernen einer Fremdsprache begännen, am Ende der Grundschulzeit ein genauso gutes Sprachniveau und in der siebten Klasse sogar bessere Ergebnisse erreichten als Kinder, die bereits in der ersten Klasse Fremdsprachenunterricht genossen hätten. Nicht betroffen von der Neuregelung sind die bilingualen Klassen – hier bleibt alles beim Alten.

Toni Vetrano hatte seine Bitte um eine Ausnahmeregelung für Kehl damit begründet, dass Kehl und Straßburg eine gemeinsame Kinderkrippe betreiben, es in Kehl deutsch-französische Kindertageseinrichtungen gibt und Kehler Kinder in allen Kindergärten zumindest an die französische Sprache herangeführt werden. Diese Kinder liefen Gefahr, ihre in der Krippe und im Kindergarten erworbenen Sprachkenntnisse wieder zu verlieren, wenn sie in den ersten beiden Grundschulklassen keinen Kontakt mit der französischen Sprache mehr hätten, hatte der OB argumentiert.

Kultusministerin Eisenmann begrüßt in ihrem Schreiben die Begegnungen Kehler Kinder mit der Fremdsprache in der Krippe und im Kindergarten zwar sehr und zählt die Entwicklung interkultureller Kompetenzen zu den Schlüsselqualifikationen von Schülerinnen und Schülern, eine Sonderregelung für Kehl lehnt sie jedoch ab.
Eine Sondersituation besteht aus Sicht der Ministerin an den bilingualen Grundschulen. Dort gebe es besonders günstige Voraussetzungen für "einen wirklich nachhaltigen Fremdsprachenunterricht in der Grundschule". Deshalb solle an diesen Standorten der Fremdsprachenunterricht wie bisher beibehalten werden, also in der ersten Klasse beginnen.

Für alle anderen Grundschulen "liefern namhafte empirische Bildungsforscher gewichtige Argumente", schreibt Eisenmann in ihrem Brief. So komme eine Untersuchung der Universitäten Bochum und Dortmund zu dem Befund, dass Kinder, die in der ersten Klasse mit Englisch begännen, sieben Jahre später in diesem Fach schlechter abschnitten als eine Vergleichsgruppe, die erst in der dritten Klasse begonnen habe.

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