Zeigen, wie der Moment vergeht
Der Künstler Tilmann Krieg arbeitet weltweit

Tilmann Krieg in seinem Atelier in Kehl. Seine Ideen sammelt er auf Reisen durch die ganze Welt.  | Foto: Foto: Bode
  • Tilmann Krieg in seinem Atelier in Kehl. Seine Ideen sammelt er auf Reisen durch die ganze Welt.
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Es gibt nicht viele Künstler aus der Ortenau, die der renommierte Galerist Walter Bischoff vertreibt – einer von
ihnen ist Tilmann Krieg. Geboren wurde der Künstler und Grafikdesigner
1954 in Stuttgart, seit vielen Jahren lebt er in Kehl, aber nur, wenn er
nicht für ein neues Projekt, eine Messe oder Ausstellung weltweit auf
Achse ist. „Ich reise viel“, sagt Krieg trocken.

Das Reisen wie auch die Kunst liegen ihm in Blut. „Ich stamme aus einer Familie
künstlerisch veranlagter Menschen, die alle vernünftig genug waren,
einen Brotberuf zu haben“, stellt er fest. Sein Urgroßvater – erster
HNO-Arzt in Württemberg und Leibarzt des württembergischen Königs –
liebte es, seine medizinischen Fachbücher selbst zu illustrieren. Ein
paar der mittlerweile bibliophilen Werke hat Krieg zu Hause: „Es gibt
wohl noch Bücher von ihm, die in Australien nach wie vor aufgelegt
werden.“

Ein Großonkel machte als Ethnologe nicht nur Reisen in weit entfernte Länder – Brasilien und Afrika –, sondern hielt seine
Eindrücke auch zeichnerisch fest. „Interessanterweise habe ich fast die
gleichen Reisen unternommen“, erzählt Tilmann Krieg. Kunstprojekte, die
in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entstanden, führten ihn nach
Äthiopien und Brasilien. Acht Jahre dauerte sein Äthiopienprojekt, in
Brasilien arbeitet er heute noch. „Auch mein Vater, ein Psychologe, hat
viel und gut gezeichnet“, berichtet Krieg. Eine Weile schwankte er
zwischen der Kunst und seinem Interesse an Psychologie, dann aber siegte
die Liebe zur Kunst.

Mit knapp 20 Jahren ging er  zu einer Werbeagentur nach Pforzheim und stellte schnell fest, dass sich seine
Vorstellungen von Kreativität nicht mit denen seines Arbeitgebers
deckten. „Ich war kreuzunglücklich, Gott sei Dank hat mir Heinz Treiber
einen Platz in seinem Atelier eingeräumt.“ Treiber habe ihm Zeichnen
beigebracht und die Wurzeln für seine Ausdrucksformen gelegt.

Die nächste Station war Düsseldorf, wo Krieg visuelle Kommunikation
studierte. „Ich durfte es mir aussuchen und wollte unbedingt nach
Düsseldorf, denn da waren die guten Professoren.“ Für ihn war dies der
„Brotberuf“, es stand aber auch fest, dass er unbedingt noch ein
Kunststudium darauf satteln wollte. „Das war ein ungewöhnlicher Weg.
Eigentlich werden Grafiker nicht an Kunsthochschulen angenommen“,
erinnert er sich. Krieg gelang es dennoch, denn er entschied sich, in
Straßburg das zweite Studium zu absolvieren.

1984 machte er sich  mit seiner Agentur „Designkonzept“ in Kehl selbstständig. „Ich
habe Werbung für den Mittleren Schwarzwald gemacht und war als Freier
für Burda tätig“, sagt er. „Ich konnte mir etwas anderes als
Selbstständigkeit nicht vorstellen, auch wenn es manchmal schwierig
war.“ Daneben war er immer auch als Künstler tätig, so wie er auch heute
noch als Grafiker arbeitet.

In Kriegs Bildern verschmilzt die Fotografie mit der klassischen Kunst. „Ich bin kein Fotograf“, sagt er
entschieden. Denn jedes seiner Bilder wird mittels Zeichentechniken
weiter entwickelt. „Die Fotografie ist die Grundlage für die Zeichnung.“
Ein Teil seines künstlerischen Konzepts ist es, sich mit anderen
Kulturen auseinander zu setzen. Er ist fasziniert von der Flüchtigkeit,
der Vergänglichkeit des Augenblicks. „Meine Kunst zeigt, wie der Moment
vergeht“, beschreibt Tilmann Krieg. So ist es nicht verwunderlich, dass
er die Metros der Welt als Synonym für die Reise des Lebens festhält.

Seine Arbeiten werden weltweit geschätzt. 2008 erhielt er in Korea den
„Shooting Hidden Spot Award“. Doch nicht nur diese Auszeichnung
verbindet ihn mit dem Land. Dort lernte er auch seine Lebensgefährtin
Hyun Mi Lee kennen, die selbst Künstlerin ist. Seine nächste Ausstellung
wird in Paris sein, die bekannte Galerie François Mansard zeigt ab März
Bilder von Tilmann Krieg. Doch bei aller Weltläufigkeit, er hat nach
wie vor Ideen für Projekte in der Region. „Ich würde gerne ein Buch mit
künstlerischer Fotografie über das Kinzigtal machen“, denkt Krieg laut
nach.

Autor: Christina Großheim

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