Helga Wössner – Mutter, Juristin und engagierte Politikerin
Frauen bringen andere Erfahrungen mit ein

"Politik spiegelt das pure Leben wider", findet Helga Wössner. Ihr Interesse an der Politik wurde schon im Elternhaus geweckt. Foto: Michael Bode
  • "Politik spiegelt das pure Leben wider", findet Helga Wössner. Ihr Interesse an der Politik wurde schon im Elternhaus geweckt. Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Rembert Graf Kerssenbrock

Lahr. Der Fotograf ist noch nicht richtig zur Tür herein, da hat er schon ein kühles Getränk in der Hand. Eine Wohltat an diesem heißen Tag. Auf dem Tisch stehen Kleinigkeiten zum Essen, die Helga Wössners Ehemann Stephan vorbereitet hat. Beide sind aufmerksame Gastgeber und wie die Sitzgelegenheiten und langen Esstische im Haus und auf dem Balkon verraten, haben sie gerne Besucher. Allerdings sind die Eheleute und ihre zwei Kinder, die sich in Ausbildung befinden, ebenfalls oft unterwegs. Die Rechtsanwältin bezeichnet ihr Zuhause deshalb lachend als "Headquarter der Familie". Der Name passt auch deshalb gut, weil es sich bei dem Haus um ein ehemaliges Verwaltungsgebäude der kanadischen Streitkträfte handelt. Das Wohnzimmer war früher das Büro eines Generals.

Zahlreiche Termine hat Helga Wössner natürlich in ihrer Eigenschaft als Vorstandsmitglied des CDU-Kreisverbands und als Kreisvorsitzende der Frauen-Union. In Letzterem wurde die Juristin gerade im Amt bestätigt. Solche sind für sie aber keine Pflichtübungen, im Gegenteil: Ein fauler Fernsehabend auf dem Sofa ist selbst nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht ihre Sache. "Ich gehe lieber auf Veranstaltungen", erklärt die 50-Jährige. Überhaupt kann sie sich ein Leben ohne Politik nicht vorstellen: "Politik spiegelt das pure Leben wider."

Geprägt hat sie da sicherlich ihr Elternhaus. "Meine Eltern waren zwar nie parteipolitisch aktiv, aber sehr interessiert", erzählt Helga Wössner. Ihr inzwischen verstorbener Vater war Lehrer und markierte damals in der FAZ Artikel, die seine vier Kinder lesen sollten, und dann wurde beim sonntäglichen Frühstück immer heftig diskutiert. "Als Jüngste mit drei älteren Brüdern musste ich mich damals verbal schon durchsetzen", erinnert sich die Juristin. "Das hat mich auf jeden Fall gepägt."

Es geht ihr um Gerechtigkeit

Geboren ist Helga Wösner als Banater Schwäbin in Rumänien. Als sie vier Jahre alt war, zog die Familie ins Schuttertal. So schön ihre unbeschwerte Kindheit und Jugend dort auch war, gab es Reizthemen. Eines davon waren schlechte Busverbindungen. "Meine Brüder konnten trampen, für mich als Mädchen war das keine Option, weil zu gefährlich", berichtet die zweifache Mutter. "Die Buben konnten einfach mehr machen." Als sie dann nach dem Abitur jobbte, bekam Helga Wössner mit, dass die männlichen Jobber mehr Geld bekamen. Im Personalbüro, wo sie sich damals darüber beschwerte, hieß es nur, die Jungs würden andere Arbeiten machen. "Das stimmte so aber eigentlich gar nicht", ärgert sie sich bis heute über die Antwort.

Gleichberechtigung ist für Helga Wössner neben anderen politischen Fragen immer noch ein zentrales Thema. "Es hat sich sehr viel positiv verändert", räumt sie ein. "Es gibt allerdings immer noch Punkte, die ungerecht sind." Auch deshalb ist es laut Helga Wössner ein wichtiges Ziel der Frauen-Union, Geschlechtsgenossinnen zu ermuntern und zu unterstützen, sich politisch einzubringen. "Ich will nicht behaupten, dass Frauen bessere Politik machen", betont die Juristin, die bei der Kassenärztlichen Vereinigung sowie als Dozentin arbeitet. "Aber sie bringen andere Erfahrungen mit ein." Und genau diese Vielfalt findet sie in der Politik so wichtig.

"Ein guter Einstieg in die Politik ist der Gemeinderat", empfiehlt sie. Tatsächlich war Helga Wössnern selbst zwei Wahlperioden Stadträtin in Lahr. Als sie 1999 bei der Lahrer CDU "reinschnuppern" wollte, dachte die zweifache Mutter: "Ich muss erst einmal zehn Jahre Plakate kleben." Dann aber arbeitete sie ratzfatz im Vorstand mit, bekam einen guten Listenplatz und schaffte prompt den Sprung in den Lahrer Stadtrat. Die kommunalpolitische Arbeit machte Helga Wössner großen Spaß und sie lernte viel – allerdings war diese enorm zeitintensiv. Weil sie sich stärker im Kreisverband und in der Frauen-Union engagieren wollte, entschied sie sich deshalb, nicht mehr zu kandidieren: "Irgendwann muss man Schwerpunkte setzen."

Was ihr an der politischen Arbeit besondere Freude macht, ist die Begegnung mit Menschen. Helga Wössner ist interessiert an den Erfahrungen und Meinungen ihres Gegenübers, liebt den Austausch. Das gilt als Politikerin, als Juristin und auch ganz privat als Gastgeberin.
Anne-Marie Glaser

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.