Gutes Aussehen alleine genügt nicht, auf die Technik kommt es an
Selbst Ottocars Hupe kommt unter die Lupe

Die begehrte Plakette  | Foto: Glaser
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Offenburg (ag). Sein Name ist Ottocar und es ist sein erstes Mal. Ich finde, das ist schon irgendwie etwas Besonderes und ich habe einfach das Bedürfnis, dabei zu sein. Zugegeben, ich bin ein bisschen nervös, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt. Ottocar punktet schon mit seinem guten Aussehen. Aber wird er auch in Sachen Technik überzeugen?
Während ich beim TÜV Süd in Offenburg auf den Hof fahre, werden alte Erinnerungen wach. Schon seit Jahren kümmert sich die Vertragswerkstatt um die Hauptuntersuchung meines jeweiligen Autos. Bei meinem letzten persönlichen Besuch beim TÜV war ich noch sehr jung, dafür mein damaliges Auto uralt. Wahrscheinlich hielten ihn nur noch die vielen Aufkleber zusammen. Aber als Studentin mit Wochenendjob als Kellnerin konnte ich mir gerade einmal Versicherung und Benzin, aber keinesfalls ein besseres Auto leisten. Entsprechend zitterte ich vor der Hauptuntersuchung, ob es wohl die begehrte Plakette noch einmal geben würde. Da steht Ottocar schon anders da – gerade einmal drei Jahre alt und außerdem von der Werkstatt gepflegt.
An diesem Donnerstagnachmittag ist nicht viel los und nachdem ich 94,90 Euro an der Kasse bezahlt habe, kommt Ottocar gleich an die Reihe. Prüfer Jens Greis, der das Service-Center in Offenburg auch leitet, fährt mit Ottocar in die Werkstatt und hupt erst einmal. Klar, die Hupe kommt natürlich ebenfalls unter die Lupe. Dann sind die Bremsen dran. Es gibt eine kleine Abweichung, aber die ist völlig im grünen Bereich. Es geht in die nächste Halle. In großen Spiegeln kontrolliert Jens Greis, ob alle Lichter funktionieren. Anschließen geht es auf die Hebebühne und wir begutachten gemeinsam Ottocars Unterbau. Das war für mich früher immer der schlimmste Moment, kamen dabei doch immer die Roststellen ans Licht. "Über die Zeiten der Rostfahndung sind wir eigentlich weg", erklärt Greis und zeigt mir, dass viele Teile aus Kunststoff sind. "Heutzutage ist vor allem die Elektronik interessant." Davon gab es bei meinen ersten Autos noch nicht so viel, ganz im Gegensatz zu den heutigen. Der Prüfer checkt bei der Hauptuntersuchung alles, was sicherheitsrelevant und gesetzlich vorgegeben ist. Teilweise schaut er ganz klassisch mit der Taschenlampe in jede Ritze, sieht sich Bremsbeläge und Reifenprofile an. Dann wieder helfen ihm technische Prüfgeräte oder auch der Computer. Beispielsweise kann er auf eine Datenbank zurückgreifen, in der Eigenheiten der verschiedenen Fahrzeugtypen hinterlegt sind, wenn diese sicherheitstechnische Komponenten betreffen.
Nachdem die Hauptuntersuchung abgeschlossen ist, geht es an die Abgasuntersuchung. Dazu wird Ottocars Fehlerspeicher ausgelesen. Dieser verrät alles. "Eine Gasmessung ist nur notwendig, wenn dort nicht genug Kenndaten hinterlegt sind," erklärt der Prüfer. Das ist aber der Fall und auch hier ist alles in Ordnung. Am Ende der beiden Untersuchungen gibt es nicht nur die Plakette, sondern auch ein Lob: "Das Auto ist in einem top Zustand." Das ist zwar nicht mein, sondern der Verdienst meiner Vertragswerkstatt, trotzdem bin ich stolz. Während ich den Motor starte, winke ich zum Abschied: "Tschüss, wir sehen uns in zwei Jahren."

Die begehrte Plakette  | Foto: Glaser
Jens Greis prüft bei der Abgasuntersuchung Ottocars Fehlerspeicher am Computer. | Foto: Glaser

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