An(ge)dacht - Ihr Begleiter durch die Woche
Sie macht Mut, der vorher nicht da war

Gerhard Bernauer

Mit offenen Armen grüßt am Eingang zur Innenstadt Offenburgs die Statue der Ursulasäule, die heute vor 56 Jahren feierlich eingeweiht wurde. Gestern war der Namenstag der heiligen Ursula, der Patronin dieser Stadt. Wie es dazu kam, erzählt eine Legende. Schon 20 Jahre wütet ein furchtbarer Krieg, den man später den "Dreißigjährigen Krieg" nennt. Längst geht es nicht mehr nur um konfessionelle Gegensätze, sondern um Macht und Beute.

In eben diesem 20. Kriegsjahr – es ist 1638 – wird Offenburg von den Truppen des Herzogs Bernhard von Weimar belagert. Zwar schützen starke Mauern die Stadt und die männlichen Bürger haben Stellung bezogen. Da – so die Legende – erscheint die heilige Ursula auf der Stadtmauer, stärkt alle in dem Bemühen, die Stadt zu schützen, so dass die Angreifer sich schließlich zurückziehen. Diese schier unglaubliche Geschichte erzählt man sich auch in Köln: Dort seien es die Hunnen gewesen, die die Stadt belagerten und durch das Erscheinen der heiligen Ursula in die Flucht geschlagen worden seien.

Und so wurde sie für beide Städte zur Stadtpatronin. Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt? Allein durch das Erscheinen einer bestimmten Person verändert sich eine Situation zum Guten: Sie macht Mut, der vorher nicht da war; sie zeigt neue Perspektiven, die sich damit auftun; sie gibt einem das Gefühl, dass es richtig ist, was ich tue; sie macht mich handlungsfähig. Das scheint mir die Botschaft dieser Schutzheiligen zu sein.

Gibt es in diesen unsicheren Zeiten eine aktuellere Aufgaben als diese, selbst eine solche Person zu sein?

Gerhard Bernauer
Pfarrer i. R., Offenburg

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