Querbeet-Singen unter Beobachtung der Gema

Auch für Musik nach Noten von Menschen, die sich mehr oder minder zufällig treffen, verlangt die Gema Gebühren. Für die Offenburger Veranstaltung können etwa 30 Euro fällig werden. | Foto: BirgitH/pixelio
  • Auch für Musik nach Noten von Menschen, die sich mehr oder minder zufällig treffen, verlangt die Gema Gebühren. Für die Offenburger Veranstaltung können etwa 30 Euro fällig werden.
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Offenburg. Das Mitsingen kostet keinen Eintritt, soll eigentlich nur Spaß machen und wird doch
etwas kosten – nämlich Gema-Gebühren. Der Name ist Programm: Beim
Querbeet-Singen treffen sich inzwischen immer mehr Menschen, um ohne
festes Programm zu singen – von Franz-Josef Degenhardts
„Schmuddelkindern“ über die „Moorsoldaten“ bis zum „Ännchen von Tharau“
und Karats „Sieben Brücken“.

Waren es im Februar zum Start etwa 50 Aktive hat sich das bei mehreren Treffen auf über 120 gesteigert, berichtet Mit-Organisator Stefan Böhm. Doch die Lust am Singen könnte
jetzt auch etwas kosten – auch wenn kein Eintritt erhoben wird: Die Gema
– Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische
Vervielfältigungsrechte – ist auf die Veranstaltung aufmerksam geworden
und fordert nun vor dem nächsten Auftritt eine Liste der geplanten
Lieder. Anhand dieser Liste und der genutzten Quadratmeter entscheidet
die Gema dann, ob und in welcher Höhe eine Gebühr fällig wird, von rund
30 Euro ist die Rede.

„Es ist natürlich berechtigt, dass Komponisten und Sänger Recht auf Einkünfte wegen der Nutzung ihres Liedguts haben“, macht der Lehrer und Grünen-Stadtrat Böhm deutlich,
auch wenn er seine Überraschung über die Gema-Fälligkeit nicht verhehlen
kann. Er betont ausdrücklich den rein privaten Charakter des Treffens,
das „nur aus Platzgründen“ nicht im heimischen Wohnzimmer stattfinden
kann. Denn genau dort hat es quasi angefangen: Aus einem Ständchen zum
Geburtstag oder Jahresausklang wurde eine rein private Gruppe aus
Freunden des Gesangs. Bis Böhm und „Mitstreiterin“ Mechtild Fuchs daraus
ein offenes Treffen im Offenburger „Kultur in der Kaserne“ (KiK) machten.

Die Rechtslage sei eindeutig und spreche für die Gema. Dabei sei das Queerbeet-Singen „ein Sog der Zeit“, so der Eindruck
Böhms. Denn: In einigen Offenburger Umlandgemeinden finden bereits
ähnliche Veranstaltungen statt. Auch Böhm und Fuchs lassen sich nicht
abbringen und laden mit einem Augenzwinkern in Richtung Gema zum
nächsten Singtreff ein: „Selbstverständlich wird bei einem Singen, dass
nicht öffentlich stattfindet, auch kein Eintritt erhoben“. Texte seien
zudem „zufällig“ vorhanden. Sollte die Gema für den Termin am 6.
November, 20 Uhr, im KiK Gebühren verlangen, würde dem sicher Rechnung
getragen, so Böhm.

Autor: Rembert Graf Kerssenbrock

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