IHK-Studie
Rolle der Grenzgänger für die Ortenauer Unternehmen

Matthias Kirch, Europa-Park, (v. l.), Simon Kaiser, IHK, Pascale Mollet-Piffert, IHK, Andreas Truttenbach, RMA, Rolf Kaufmann, Zehnder, und Norbert Uphues, IHK, zeigen auf, welche Rolle französische Fachkräfte in der Ortenau spielen.  | Foto: gro
  • Matthias Kirch, Europa-Park, (v. l.), Simon Kaiser, IHK, Pascale Mollet-Piffert, IHK, Andreas Truttenbach, RMA, Rolf Kaufmann, Zehnder, und Norbert Uphues, IHK, zeigen auf, welche Rolle französische Fachkräfte in der Ortenau spielen.
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Offenburg (gro). In Deutschland arbeiten, in Frankreich wohnen: Das gab und gibt es schon immer am Oberrhein. Doch die Rolle der französischen Arbeitnehmer hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Waren es im ausklingenden 20. Jahrhundert viele Ungelernte, die in deutschen Unternehmen beschäftgt waren, so suchen diese heute qualifizierte Fachkräfte beim französischen Nachbarn.

Arbeitskräfte aus dem Elsass

In einer Studie zeigt die IHK Südlicher Oberrhein (IHK) auf, wie wichtig die Fachkräfte von der anderen Seite des Rheins für die Region sind. Norbert Uphues, IHK, stellte in dieser Woche die wichtigsten Ergebnisse vor. Die Zahl der französischen Arbeitnehmer in deutschen Betrieben steigt wieder, ein Grund dürfte die seit der Eurokrise höhere Arbeitslosenquote im Nachbarland sein. Besonders viele Grenzgänger arbeiten in der Ortenau und dort vor allem im Raum Kehl, Offenburg, Achern und Lahr. Je näher am Großraum Straßburg, desto höher ist die Zahl der französischen Arbeitnehmer. In Kehl stammten 2017 2.620 Arbeitnehmer aus dem Nachbarland – ein Anteil von 12,5 Prozent. Nur die Gemeinde Rust toppt diese Zahl: Hier fahren 17,5 Prozent der Beschäftigten täglich aus Frankreich zu ihrem Arbeitsplatz.

Pendlerströme

Wer die Pendlerströme untersucht, stellt fest: Dort, wo die Verkehrsanbindung sehr gut ist, arbeiten viele Menschen aus dem Nachbarland in den Unternehmen. Auch bei den französischen Arbeitnehmern macht sich der demografische Wandel bemerkbar: Der Anteil der über 44-Jährigen hat sich im Zeitraum von 2010 bis 2015 von 45 auf 57 Prozent erhöht. Für die Unternehmen bedeutet das, sie müssen in den kommenden Jahren viele Arbeitnehmer ersetzen. Keine leichte Aufgabe, denn die Älteren beherrschten noch den elsässischen Dialekt, der dem Deutschen verwandt ist. Die Sprachbarriere war also nicht so groß. Die jüngeren Elsässer tun dies nicht mehr, sie müssen die Sprache des Nachbarn erlernen. Allerdings zeigen leicht steigende Beschäftigungszahlen bei den unter 24-Jährigen, dass die Arbeit im Nachbarland wieder attraktiver wird.
Damit ein 360-Grad-Arbeitsmarkt für die Beschäftigten und die Unternehmen entsteht, wurden vier Handlungsfelder ausgemacht: Die Bildung eines gemeinsamen Wirtschaftsraum muss weiter forciert und nicht durch Grenzschließungen wie im März 2020 behindert werden. Je besser die verkehrliche Anbindung – in Bezug auf Brücken, aber auch den Öffentlichen Nahverkehr – desto leichter fällt es den Beschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen. Das zeigt die gut ausgebaute Achse Kehl-Straßburg, die mit der grenzüberschreitenden Tram über ein attraktives Nahverkehrsmittel verfügt.

Duale Ausbildung

Ein weiteres Handlungsfeld ist die Ausbildung: Das Image der dualen Ausbildung in Deutschland ist in Frankreich bei weitem nicht so gut besetzt. Auf der anderen Seite werden die schulischen Ausbildungen, die im Nachbarland üblich sind, in Deutschland nicht anerkannt. "Wir müssen die Abschlüsse unkompliziert vergleichbar machen", wirbt Simon Kaiser, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der IHK, für diese Idee. Das vierte Handlungsfeld betrifft die Sprache: Eine gemeinsame Sprache zu sprechen, ist die Voraussetzung dafür, zu einem gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraum zusammenzuwachsen.

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