Dominik Fehringer im Interview
Funklöcher auf dem Land

Dominik Fehringer, Geschäftsführer der WRO, kann erste Ergebnisse in Sachen Mobilfunk-Abdeckung vorweisen.  | Foto: WRO
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Ortenau (mak). Der Ortenaukreis ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort und die Heimat vieler erfolgreicher Unternehmen. In der Region gibt es bislang keine vollständige Mobilfunk-Abdeckung. Vor allem im ländlichen Raum gibt es Funklöcher.

Im August des vergangenen Jahres hat der Stadtanzeiger-Verlag  zusammen mit der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) einen Aufruf gestartet, Funklöcher in der Region zu benennen. Dazu wurde eine Konferenz mit den drei großen Mobilfunkbetreibern einberufen.

Was seither geschehen ist, resümiert Dominik Fehringer, Geschäftsführer der WRO, im Gespräch mit der Guller-Redaktion. 

Was ist seit der Konferenz bisher geschehen?
Zunächst wollen wir der Redaktion und allen Lesern danken, die den Aufruf zur Meldung von Funklöchern unterstützt haben. Die daraus entstandene Liste hatten wir den Mobilfunkbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica/O2 zur Verfügung gestellt. Die Beobachtungen waren eine gute Grundlage für eine erste Diskussion. Unsere Tagung mit den Netzbetreibern hat dann im Februar stattgefunden. Der Planungshorizont für Reparaturen auf Betreiberseite liegt bei sechs bis neun Monaten. Bei Neuinstallationen muss man eher zwei Jahre einplanen.

Was kam als Feedback aus den Kommunen zurück?
Wir wissen aus einigen Gemeinden, dass sehr zeitnah nach unserer Konferenz Verbesserungen erfolgt sind. Dazu gehören Reparaturen defekter Anlagen, beispielsweise in Hofstetten und Oppenau. Durch die kurzen Innovationszyklen der Technik kommt es vor, dass verbaute Antennen nicht mehr lieferbar sind. Die Netzbetreiber müssen dann über die Bundesnetzagentur einen neuen Antrag für eine Standortbescheinigung stellen. In dieser Situation ist mit einer monatelangen Verzögerung zu rechnen. Vom Anbieter Telefónica/O2 haben wir die Information erhalten, dass seit unserem Treffen im Februar dieses Jahres jeweils eine neue LTE-Station in Achern, Gengenbach und Kappelrodeck sowie drei zusätzliche Stationen in Kehl errichtet wurden. Das ist ein guter Anfang.

In welcher Form bringt sich WRO hierbei konkret in die Thematik ein?
Die WRO ist die Plattform für den Austausch zwischen der Region und den Betreibern. Die konkrete Projektarbeit zur Schließung der Funklöcher liegt dann bei den Kommunen, da diese die Verhandlungspartner der Mobilfunkbetreiber sind.

Wie können Kommunen den Ausbau vorantreiben?
An mehrere Gemeinden wurden im Nachgang zur Veranstaltung LTE-Infoschreiben verschickt, in denen der Fortgang des Ausbaus präzisiert wurde. Im Austausch mit den Netzbetreibern haben wir gelernt: Der direkte Kontakt zu ihnen ist für die Kommunen wichtig. Eine gemeinsame Projektplanung beschleunigt das Verfahren. Beispielsweise können Kommunen über die Bereitstellung geeigneter Immobilien für Sendeanlagen die meist schwierige Standortsuche erleichtern. Diese Mobilfunkbasisstationen werden idealerweise an das Glasfasernetz angebunden. Auch hier können die Kommunen geeignete Voraussetzungen schaffen.

Wo liegen eigentlich die Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer flächendeckenden Netzabdeckung?
Im Grunde entsprechen die Problemlagen dem Ausbau bei der Breitbandinfrastruktur. Massive Investitionen in den ländlichen Raum sind für die Anbieter unattraktiv bis unrentabel. Die Folge ist, dass alle Anbieter zunächst um die Verdichtungsräume buhlen und der ländliche Raum leer ausgeht.

Inwiefern ist die Politik involviert?
Die Diagnose ist allen bekannt. Aber erst die Therapie heilt den Patienten. Die Vorstände der Regierungsfraktionen im Bundestag haben Mitte Juni einen weitreichenden Beschluss gefasst. Danach soll eine Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft gegründet werden, mit der bestehende Funklöcher geschlossen werden können. Das Ungleichgewicht des freien Marktes soll damit ausgeglichen werden. Diese Gesellschaft ist auf das Wissen und die Kompetenz der Städte und Gemeinden angewiesen. Daher ist es gut für die Ortenau, wenn das Thema in den kommenden Monaten auf kommunaler Ebene intensiv behandelt wird. Schon für das Jahr 2020 will der Bund erste Gelder zur Errichtung von Mobilfunkmasten in Regionen bereitstellen, in denen es keine marktgetriebene Mobilfunkversorgung gibt.

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