Kriminalstatistik
Gesamtzahl der Straftaten leicht angestiegen

- Raoul Hackenjos (v. l.), Jürgen Rieger und Martin Plate stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik vor.
- Foto: Foto: mak
- hochgeladen von Matthias Kerber
Ortenau "Mit der Entwicklung sind wir zufrieden. Es gibt keine Ausreißer nach oben", sagt Jürgen Rieger, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Offenburg, zu dessen Zuständigkeitsbereich auch der Landkreis Rastatt und der Stadtkreis Baden-Baden gehören, bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2024.
Grenznähe
Dennoch muss Rieger einen Anstieg der Straftaten insgesamt konstatieren. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 45.871. Im Ortenaukreis beläuft sich die Steigerung sogar auf 4,7 Prozent. "Der Anstieg ist erklärbar durch die ausländerrechtlichen Delikte", so Rieger. Denn rund 18 Prozent aller ausländerrechtlichen Delikte in Baden-Württemberg, die nur von Ausländern begangenen werden könnten, wie zum Beispiel illegale Einreisen, würden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg registriert. Dies sei auch einer der Gründe, warum das Polizeipräsidium Offenburg bei der Häufigkeitszahl – die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner – auf Platz vier im landesweiten Vergleich stehe. "Das verhagelt uns die Statistik", so Rieger. Für das vergangene Jahr errechnete das Polizeipräsidium eine Aufklärungsquote von 64,7 Prozent.
Ein positives Schlaglicht des vergangenen Jahres macht der Polizeipräsident bei der Halbierung der Straftaten gegen das Leben aus. Hierbei sei die Zahl von 27 auf 15 gesunken. "Das Gute hierbei ist, dass alle Fälle aufgeklärt werden konnten", so Rieger. Sorge bereitet den Polizeibeamten allerdings der Anstieg an Vergewaltigungsdelikten. Insgesamt wurden 102 Fälle und neun Versuche registriert. Dies sei an Anstieg von 27,5 Prozent und deutlich mehr als im Fünf-Jahres-Vergleich. In allen Fällen hätte es zumindest eine lose Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer gegeben. Zufallstaten seien nicht registriert worden. "Wir haben niemanden, der rumstreunt und Frauen vergewaltigt", so Rieger.
Die Sicherheit im öffentlichen Raum war und ist nach wie vor ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit. Obwohl die Beamten einen leichten Rückgang der Straftaten im öffentlichen Raum um 1,5 Prozent verzeichnen konnten, steht dies dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Bevölkerung entgegen. "Das macht uns zu schaffen", so Rieger. Martin Plate, Leiter der Führungsgruppe der Schutzpolizei, ergänzt: "70 Prozent der Straftaten im öffentlichen Raum haben nichts mit Gewalt zu tun." Das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen zu erhöhen bleibe ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit.
Auch die Fallzahlen der Messerangriffe im öffentlichen Raum seien um 6,4 Prozent gesunken. Im Ortenaukreis sei die Zahl allerdings entgegen diesem Trend gestiegen: von 69 im Jahr 2023 auf 77 im vergangenen Jahr. Damit ist die Ortenau bei Messerangriffen im Kreisvergleich auf Platz drei in Baden-Württemberg. Taten rund um die Messergewalt seien Delikte wie Bedrohungen (47), Körperverletzungen (30) und Raub (24). "Die Gewaltbereitschaft ist enorm hoch", sagt Plate. Messerverbotszonen seien nicht geplant, da bisher keine örtlichen Ballungen von Messerangriffen zu verzeichnen gewesen sei.
Häusliche Gewalt
Taten im Deliktfeld Häusliche Gewalt seien gleichbleibend hoch. Über 1.000 Fälle bearbeiteten die Polizeibeamten im vergangenen Jahr. "Das beschäftigt uns stark. Jeden Tag gab es in unserem Zuständigkeitsbereich im Schnitt drei Fälle", so Rieger. In der Ortenau alleine seien die Fallzahlen um 4,6 Prozent gestiegen. Zumeist gehe es um Körperverletzungen (67 Prozent) und Bedrohungen (16 Prozent). Zudem gab es 26 Fälle von Vergewaltigungen. Dies entspreche 25,5 Prozent der Gesamtzahl der Vergewaltigungen.
Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen ist erneut gestiegen und liegt erstmals über 50 Prozent (50,2 Prozent). Verstöße gegen das Ausländerrecht sind hierbei nicht berücksichtigt. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg haben 17 Prozent der dort lebenden Menschen eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Das Ranking der nichtdeutschen Tatverdächtigen führen Menschen aus Rumänien, Frankreich, Syrien, Türkei und Afghanistan an.
Bei der Rauschgiftkriminalität, vor allem im Bereich Cannabis, seien die Fallzahlen aufgrund der Teillegalisierung stark zurückgegangen. "Es gibt auch keinen Cannabistourismus aus Straßburg", resümierte Raoul Hackenjos, Leiter der Kriminalpolizeidirektion. Probleme gebe es bei der handwerklichen Umsetzung des Gesetzes. "Gut gemeint ist etwas anderes als gut gemacht", so Hackenjos.
Auch das Internet ist Tummelplatz für Kriminelle. Fast 30 Prozent mehr Straftaten wurden im Bereich Cyberkriminalität verzeichnet. Die Aufklärung würde zudem dadurch erschwert, dass die Täter oft im Ausland säßen.
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.