Hochbegabtenzug am Scheffel-Gymnasium
Geschützter Lernraum

Schüler der Hochbegabtenklasse kommen aus der Region von Freiburg bis Achern. | Foto: Nils Henkel
  • Schüler der Hochbegabtenklasse kommen aus der Region von Freiburg bis Achern.
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Lahr (kec). Das Lahrer Scheffel-Gymnasium ist seit dem Schuljahr 2006/2007 eines von 15 baden-württembergischen Gymnasien mit einem Hochbegabtenzug. Von den 730 Schülern werden rund 50 Kinder aus den Klassenstufen 6, 7 und 8 individuell in kleinen Gruppen unterrichtet.

„Schade, dass wir nicht jedes Jahr eine Klasse einrichten können“, bedauert Nils Henkel, Leiter des Hochbegabtenzuges, „wir brauchen mindestens 16 Hochbegabte zwischen Freiburg und Achern.“ Leider wüssten zu wenige Eltern von der Schule oder scheuen für ihre Kinder den längeren Schulweg. „Doch die Schüler schätzen den geschützten Lernraum und der Zufriedenheitsquotient ist hoch“, erklärt Henkel, „viele von ihnen hatten eine schwierige Grundschulbiografie.“ Sie spielten den Schulclown und störten im Unterricht oder wurden als Streber gemobbt.

IQ von über 130

Per Definition ist hochbegabt, wer einen Intelligenzquotienten von über 130 hat – nur rund zwei Prozent der gesamten Bevölkerung. Man unterscheidet vier Typen, vom hochmotivierten Hochleister wie dem Achtklässler, der bereits zwei Klassen übersprungen hat, über den Inselbegabten wie das Mädchen mit russischem Hintergrund, die nach vier Jahren Englisch wie eine Muttersprachlerin spricht, ohne je in England gewesen zu sein, bis zu den „Underachievern“, die sich im Unterricht langweilten oder gar verweigerten. Doch unter Gleichgesinnten blühen auch sie auf.

Hochbegabte Kinder besitzen generell eine annähernd unbegrenzte Neugier und haben ein großes Lernbedürfnis. Auch ihr überragendes Gedächtnis und ihre gute Abstraktionsfähigkeit lassen sie schnell komplexe Sachverhalte verstehen. Typische Verhaltensweisen sind eine große Ausdauer, eine gar grenzenlose Fantasie und die Fähigkeit, sich ein außergewöhnlich selbstständiges Urteil zu bilden.

Geraffter Unterrichtsstoff

In den Klassen im Scheffel-Gymnasium wird der Unterrichtsstoff gerafft nach dem Motto Akzeleration und Enrichment – schneller durch die Schulzeit und Anreicherung von Lernstoff – unterrichtet und so bleibt Zeit für projekthaftes Arbeiten oder interessante Exkurse. Dafür bietet das Scheffel-Gymnasium Zusatzangebote im mathematisch-naturwissenschaftlichen, geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen sowie im musisch-künstlerischen Bereich, von mathematischen Rätseln über englisches Theater bis zum Klettern an. Dazu kommen extracurriculare Schulangebote wie die Roboter-AG, die Lego-Mindstorms-AG oder englisches Debattieren.

„Wir nehmen bei vielen Wettbewerben wie 'The Big Challenge', einem europaweiten Englischwettstreit, oder beim 'Känguru der Mathematik-Wettbewerb' teil und waren 2015 bei 'Deutschlands bester Schulklasse' und haben dabei schon viele hervorragende Preise gewonnen", freut sich der Englisch- und Französischlehrer.

Ausgeprägte Persönlichkeiten

Doch nicht nur die Schüler sind gefordert, auch die Lehrer müssen sich einer großen Herausforderung stellen. „Hochbegabte zeigen oft ausgeprägte Persönlichkeiten und lassen sich nicht gut integrieren“, meint Henkel, „und man muss anders unterrichten, da sie oft großes Detailinteresse haben und viele Nachfragen stellen.“

„Für unsere Schule ist der Hochbegabtenzug Herausforderung und Chance zugleich“, lobt Henkel das Erfolgskonzept. Anfangs habe es Gräben und Rivalität zwischen den Schulzweigen gegeben, doch inzwischen sei der Hochbegabtenzug gut ins Schulleben integriert. So werden Religion und Sport gemischt unterrichtet und es gibt auch nur eine Kursstufe. „Da werden die Hochbegabten zu richtigen Lokomotiven und fördern absolute Hochleistungen, was sich dann in vielen Einser-Abiturschnitten widerspiegelt“, berichtet Nils Henkel.

Informationsabend

Ein Informationsabend für den Hochbegabtenzug findet am Dienstag, 14. Januar, um 19 Uhr in der Mensa des Scheffel-Gymnasiums statt. Der Probenachmittag folgt am Mittwoch, 5. Februar, um 14.30 Uhr. Voraussetzung für die Aufnahme ist eine erfolgreiche Testung durch die schulpsychologische Beratungsstelle.

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