Existenz möglicherweise gefährdet
Liftbetreiber haben mit dem zu milden Winter zu kämpfen

Skilift Ruhestein im Februar | Foto: Christoph Heim

Ortenau (ch). Der Wintereinbruch in der vergangenen Woche war nur ein kurzes Intermezzo, das bei den Liftbetreibern nicht wirklich für Erleichterung ob der milden Temperaturen in diesem Winter gesorgt hat. Insgesamt neun Skilifte in sechs Skigebieten mit fünf Pistenkilometern zählt das Einzugsgebiet der Ortenau. Die Skigebiete sind unterschiedlich groß, bieten Pistenlängen von 300 bis 2.000 Metern an und verfügen über bis zu drei Lifte. Es gibt neben Pisten für Anfänger auch welche für geübte Skifahrer und Snowboarder. Was aber passiert in diesen Gebieten, wenn die Winter immer wärmer werden und der Schnee zwischen 900 und 1.200 Höhenmetern nicht mehr ankommt oder liegen bleibt?

Statt weißer Pisten gibt es nunmehr Grünflächen und das seit einigen Wochen. Größere Skigebiete, wie etwa in den Alpen, behelfen sich bei ausgebliebenem Schneefall mit Schneekanonen und erzeugen dabei Tonnen an Kunstschnee. Für kleinere Skigebiete, wie sie an der Schwarzwaldhochstraße zu finden sind, wäre der Aufwand aber viel zu groß und finanziell nicht rentabel. Zumal für die Herstellung von Kunstschnee bei einer Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent eine Temperatur von einem Grad Celsius erforderlich ist. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto niedriger ist die benötigte Außentemperatur.

Zuletzt waren aber gerade die Temperaturen das Problem. Was also, wenn in den Skigebieten in der Ortenau kein Wintersport mehr möglich ist? Die Lage ist so, wie sie von außen den Anschein macht, vielleicht sogar schlimmer. Dr. Klaus Erich Zimmermann, Betreiber des Skilifts Zuflucht, sieht die Gründe insbesondere darin, dass die hohen Temperaturen dazu führen, dass Niederschläge nahezu nur als Regen auftreten. Das Resultat ist, Stand jetzt, keine einzige Stunde Liftbetrieb an der Zuflucht. Die Kosten für Pacht, Versicherungen, TÜV, Pistenpflege, technischem Unterhalt von Lift und Pistenraupen und Abschreibungen führen zu tiefroten Zahlen. Alternativen für die Sommersaison sieht Zimmermann dabei generell nicht, da die meisten Lifte sich in Natur- oder Landschaftsschutzgebieten befinden. Zimmermann ist Skiliftbetreiber seit 50 Jahren und hat noch keinen Winter wie diesen erlebt.

„Noch so einen Winter und manch ein Liftbetreiber wird oder muss aufgeben“, so sein Statement zu den zukünftigen Aussichten für den Skiliftbetrieb an der Schwarzwaldhochstraße. Derzeit ist nicht einmal auf den sonst regelmäßig betriebenen Skihängen Unterstmatt oder Seibelseckle ein Skibetrieb möglich, obwohl beide Skigebiete über die Möglichkeit verfügen, Schnee künstlich herzustellen. Die Temperaturen befinden sich aber teilweise im zweistelligen Plusbereich. Der Skilift an der Darmstädter Hütte hat für die Saison 2019/20 gar nicht erst eröffnet und sich für den Betrieb komplett abgemeldet. Bereits in der vergangenen Saison war dort kein Liftbetrieb möglich. Die Schlepplifte am Ruhestein stehen ebenfalls still. Statt einer weißen Piste finden Besucher dort einen grünen Hang vor, der eher Frühlingsgefühle weckt als die Lust am Skifahren.

Somit stehen derzeit alle Skilifte in der Ortenau still. Ob in dieser Saison überhaupt noch einmal ein Wintereinbruch zu erwarten ist, der einen Skibetrieb ermöglicht, ist zweifelhaft. Insgesamt ist es eine katastrophale Saison für die Liftbetreiber. Wer nicht noch eine Wirtschaft unterhält oder Unterkünfte vermieten kann, schaut in die Röhre. Aber auch für die Touristen hat das natürlich Auswirkungen. Die Tage, an denen man mit Kind und Kegel ein paar Kilometer in die Berge fahren konnte, um ein wenig auf den heimischen Hängen zu üben, bevor man es in den großen Skigebieten in den Alpen versucht, scheinen gezählt.

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