Einzelhandel wünscht verkaufsoffene Sonntag
Sonderlösung gefordert

Die Chrysanthema lockt zahlreiche Besucher an den verkaufsoffenen Sonntagen nach Lahr. | Foto: Archivfoto Stadt Lahr
  • Die Chrysanthema lockt zahlreiche Besucher an den verkaufsoffenen Sonntagen nach Lahr.
  • Foto: Archivfoto Stadt Lahr
  • hochgeladen von Christina Großheim

Ortenau (gro). Der Einzelhandel hat durch die Corona-Pandemie gelitten – auch in der Ortenau. Nicht nur der sechswöchige Shutdown hat für Umsatzverluste gesorgt, nach der Wiedereröffnung war das Kaufinteresse verhalten. Dazu kommt: Die umsatzstarken verkaufsoffenen Sonntage sind bislang in diesem Jahr ausgefallen.

Laut der geltenden Coronaverordnung sind Großveranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern bis 31. Oktober verboten. Ohne eine solche prägende Großveranstaltung sind laut einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts verkaufsoffene Sonntage nicht zulässig. Also stehen die geplanten Einkaufsevents im Herbst vor dem Aus.

Absagen von Großveranstaltungen

Die Chrysanthema in Lahr wurde ebenso abgesagt, wie der Hamburger Fischmarkt in Offenburg. Der Hanauerland Markt in Kehl darf als solcher zwar stattfinden, aber ohne Programm. "Deshalb müssen wir auf den verkaufsoffenen Sonntag verzichten", teilt Antje Lenz vom Kehler Stadtmarketing mit.

Achim Kirsche, Geschäftsführer der Offenburger City Partner, macht deutlich: "Drei verkaufsoffene Sonntage können Jahresumsätze nicht maßgeblich beeinflussen, aber Monatsumsätze. Ein gut frequentierter verkaufsoffener Sonntag kann in fünf Stunden Öffnungszeit den Tagesumsatz von einem Samstag erreichen." Und der sei bekanntlich der stärkste Einkaufstag der Woche. "An verkaufsoffenen Sonntagen kommt Publikum in die Stadt, welches sonst nicht kommt", stellt Stefan Schürlein, Chef des Stadtmarketings Offenburg, fest. Er sieht eine Chance von 60 Prozent, dass der Einzelhandel in Baden-Württemberg doch noch solch einen Extratag zum Bummeln anbieten kann.

Gespräche festgefahren

Achim Kirsche ist da weniger optimistisch: "Vor einigen Wochen war ich noch der festen Überzeugung, dass Politik, Kirchen und Gewerkschaften sehr zügig zu einer positiven Lösung im Interesse des innerstädtischen Handels, der Gastronomie und deren Mitarbeiter kommen würden. Aber die Verhandlungen stecken offensichtlich fest, der Onlinehandel freut sich, die Akteure der Innenstädte bleiben unter Druck." Dabei sind für Kirsche sinnvoll erweiterte Öffnungszeiten für die Innenstädte ein kleines Konjunkturprogramm zugunsten aller stationären Unternehmen, welches den Steuerzahler keinen zusätzlichen Euro kosten würde. Zudem es für ihn nur eine Ausnahmeregelung für 2020 wäre, anlasslose verkaufsoffene Sonntage zuzulassen.

Dass dies möglich ist, daran arbeitet auch der Handelsverband. Peter Spindler, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden, sieht in einer weiteren Corona-Verordnung des Landes die einzige Chance dies zu ermöglichen. "Mit dem Bezug auf das öffentliche Interesse wäre es befristet möglich", argumentiert er. Ein weiteres Thema, an dem die Verbände dran sind, ist die Genehmigung für Spezialmärkte. Dabei handelt es sich nicht nur um Flohmärkte, sondern Spindler hat dabei vor allen Dingen die Weihnachtsmarktsaison im Blick. "Für Messen wurde ein spezielles Hygienekonzept entwickelt," gibt er zu Bedenken und wünscht sich Ähnliches für die Innenstädte.

Die Stadt Lahr hat sich auf die bestehende rechtliche Situation eingestellt. Deshalb sieht sie nur im Rahmen des Lichterzaubers, der nach dem 31. Oktober stattfinden würde, eine Chance auf einen verkaufsoffenen Sonntag. Allerdings: "Wie uns von Seiten der Werbegemeinschaft mitgeteilt wurde, ist aber auch dessen Durchführung derzeit noch offen."

Stimmen aus der Politik finden Sie hier.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.