Fußnote, die Glosse im Guller
Die Kreativität mit Worten

Zwischen den Jahren – Zeit, zurück zu blicken. Wir haben so viele neue Worte gelernt oder zumindest in den alltäglichen Sprachgebrauch übernommen.

Inzidenz, Reproduktionszahl und Aerosole

Inzidenz, Reproduktionszahl und Aerosole waren zuvor nur den Virologen geläufig. Überhaupt hätte mancher diesen Zweig der Wissenschaft vor einem Jahr nicht für systemrelevant gehalten. Jetzt wissen wir, wer und was alles noch in diese Kategorie zählt. Wir haben gelernt, was Schnelltests leisten können, und was nicht. Wir wissen, wofür Abkürzungen wie PCR und FFP stehen.

Homeoffice, Telko und Notbetreuung

Dass Homeoffice ein Vorteil sein mag, haben manche herausgefunden, dass aber eine Telko längst nicht mit jedem Telefongerät zu realisieren ist, auch. Wer die Konferenz aus den heimischen vier Wänden per Videoschalte absolviert, lernt schnell, dass man auch im Hintergrund für Ordnung sorgen muss. In Zeiten von Homeschooling stellt das Arbeiten von zu Hause längst nicht nur die Berufstätigen vor neue Herausforderungen. War der Begriff einer Notbetreuung bis März kaum geläufig, wird er im Laufe der Monate für Erziehungsberechtigte schnell zum rettenden Anker. Häusliche Isolation oder gar Quarantäne sind seither häufiger praktizierte Lebensformen, weil sich die Herdenimmunität eben nicht auf die Schnelle realisieren lässt. Daher gelten Abstandsgebote, AHA-Regeln und ein Mund-Nasen-Schutz als weitreichend notwendige Maßnahmen. Eigentlich verbreitete Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen werden ergänzt um die Nutzung von Desinfektionsmitteln.

Die Drive-in-Erfindung aus der Gastronomie wird für Teststationen und selbst für Weihnachtsmärkte angewandt. Den Lockdown gibt es inzwischen auch in einer Light-Version. Der Begriff der Wellenbrecher wird abgewandelt. Aluhüte ist zum stehenden Begriff für Verschwörungstheoretiker geworden und Querdenker haben diese geistige Reflektion für sich in Anspruch genommen. Der heimische Balkon wird fürs Klatschen für Mutmacher und Helden des Alltags sowie als Loge für Hinterhofkonzerte genutzt. Ischgl steht inzwischen nicht mehr unbedingt für einen Winterurlaubstraum, sondern als Synonym für Zoompartys und Spreaderereignisse.

Das Wort des Jahres

Forscher des Leibnitz-Instituts der deutschen Sprache haben etwa 1.000 neue Wörter rund um das Thema Corona gesammelt. Das Corona-Kabinett verabschiedet gleichnamige Regeln und Prämien. Kontaktlos kann man nicht nur bezahlen und bestellen, sondern auch liefern. Es gibt verschiedene Kategorien für Kontaktpersonen, der Nachbarlandkreis wird zum Risikogebiet. Trotz aller Kreativität hat die Gesellschaft der deutschen Sprache einen wenig kreativen Begriff zum Wort des Jahres 2020 gekürt: Corona-Pandemie.

Erinnern wir uns noch an den Jahreswechsel vor zwölf Monaten: Wir waren uns so sicher, dass schon im Januar unser größtes anstehendes Problem und damit das Wort des Jahres feststand: die Bonpflicht. Doch dann kam alles anders. rek

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