Aggressiver Hund?
Wenn des Menschen bester Freund zur Gefahr wird
Ortenau In der Ortenau kommt es immer wieder zu Vorfällen, bei denen Hunde Menschen oder andere Tiere verletzen. Allein im Jahr 2024 wurden laut Polizeipräsidium Offenburg 70 Hundebisse gemeldet – bis Ende Juni 2025 waren es bereits 29 Fälle. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen, denn viele Bissverletzungen werden nicht angezeigt, sondern nur privat geregelt.
Ermittlungen
Nach einer Meldung nimmt die Polizeihundeführerstaffel den Vorfall auf, befragt Halter, Geschädigte und Zeugen. Außerdem wird der Hund fachlich begutachtet. Die Ergebnisse werden an die Ortspolizeibehörde weitergeleitet, zuständig ist dann die Stadt oder Gemeinde bei der das Tier gemeldet ist. Diese entscheidet, ob der Hund als gefährlich eingestuft wird. Mögliche Maßnahmen sind Leinen- oder Maulkorbpflicht, Kontaktverbot zu anderen Hunden oder im Extremfall die Beschlagnahmung.
Verhalten im Ernstfall
Laut Verordnung gelten Tiere als gefährlich, wenn sie „bissig sind, in aggressiver Weise Menschen oder Tiere anspringen oder zum Hetzen und Reißen neigen“, so Christiane Rexter, Polizeihauptkommissarin und Leiterin der Hundestaffel. Auch eine solche Einschätzung erfolgt durch die jeweilige Kommune, bei der das Tier steuerlich gemeldet ist. Eine allgemeingültige Verhaltensregel für Begegnungen mit aggressiven Hunden gibt es nicht. Polizeihauptkommissarin Christiane Rexter von der Hundestaffel empfiehlt dennoch: „Am wichtigsten ist es, ruhig zu bleiben, nicht zu rennen und hektische Bewegungen zu vermeiden.“ Wer kann, sollte versuchen, einen Gegenstand – etwa ein Fahrrad oder einen Stock – zwischen sich und das Tier zu bringen. Weglaufen sei dagegen meist der falsche Weg: „Das löst bei vielen Hunden den Jagdtrieb aus.“ Ein Tierabwehrspray kann im Notfall helfen, ist aber bei besonders triebstarken Tieren nicht immer wirksam. Wenn Hunde aggressiv werden, steckt nicht immer ein „gefährlicher Hund“ dahinter. Vielmehr gibt es viele Ursachen für auffälliges Verhalten – angefangen bei der Auswahl der Rasse über die Herkunft bis hin zur Erziehung.
„Eine der wichtigsten Phasen für die Entwicklung eines Hundes ist die Sozialisierungsphase zwischen der achten und zwölften Lebenswoche“, erklärt Rexter. In dieser Zeit lernen Hunde, mit Menschen und Artgenossen umzugehen. Fehler, die in dieser Phase gemacht werden, etwa durch falsche oder zu nachlässige Erziehung, können später schwerwiegende Folgen haben. Eine klare Empfehlung seitens der Polizeihundestaffel gibt es dennoch: Wer einen Hund halten möchte, sollte sich im Vorfeld gut über die jeweilige Rasse informieren, seriöse Züchter aufsuchen und die Entwicklung des Tieres ernst nehmen.
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