Keine Glosse im Guller
Klinikum als Chefsache

- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Aufgrund der Vorkommnisse gegenüber Kreisräten haben wir uns entschieden, diese Glosse am Sonntag nicht im Guller zu veröffentlichen.
Es gibt Dinge, die gehören sich nicht. Da haben die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen ohne Wenn und Aber recht. In einer gemeinsamen Erklärung haben diese verurteilt, wie Landrat Frank Scherer und Ortenau-Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller bei Infoveranstaltungen zur Agenda 2030 beleidigt wurden und ihr Engagement gewürdigt.
Nein, mangelnde Einsatzbereitschaft in Sachen Ortenau Klinikum kann man Frank Scherer wahrlich nicht vorwerfen. Das beginnt schon beim Namen "Modell Landrat". Andernorts wird so etwas schlicht "Vorschlag der Verwaltung" genannt, was irgendwie distanziert klingt. Scherers Variante schafft dagegen Vertrauen, ähnlich wie die Schilder an manchen Restaurants: "Hier kocht der Chef persönlich!"
Eine psychologisch wichtige Komponente bei unliebsamen Entscheidungen und sehr angesagt ist die Bürgerbeteiligung. Die weitestgehende Form ist der Bürgerentscheid. Diese Vorgehensweise ist gleichzeitig mit höchstem Risiko behaftet. Das Wahlvolk tut nämlich keineswegs immer, was das Vernünftigste wäre. Manchmal ist es noch nicht einmal die Mehrheitsmeinung, die sich durchsetzt, weil viele lieber faul auf dem Sofa rumlümmeln, statt zur Abstimmung zu gehen. Davor müssen Landräte in Baden-Württemberg aber keine Angst haben. Bürgerentscheide sind auf Kreisebene gar nicht zulässig. Anders in Bayern, da stimmten Bürger tatsächlich schon über den Erhalt von Krankenhäusern ab.
Nicht die stärkste, aber trotzdem noch eine Form der Beteiligung ist die Informationsveranstaltung. Üblicherweise gibt es bei diesen auch interaktive Elemente. So dürfen etwa Fragen gestellt werden. Nie fehlen darf der Satz: "Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Bürger ernst!" Hier zeigt die Erfahrung, dass der Erfolg einer Veranstaltung steigt, je glaubwürdiger diese Aussage rüberkommt.
Nun muss die heimliche Hoffnung der Initiatoren naturgemäß dahin gehen, dass die Besucher aufmerksam zuhören, höflich Fragen stellen, sich überzeugen lassen und dann alle einvernehmlich auseinander gehen. In der Realität fliegen aber oft die Fetzen. Was völlig okay ist, so lange der Umgang respektvoll bleibt.
Im Ernst: Ich finde es richtig gut, dass sich Frank Scherer den Bürgern in Sachen Ortenau Klinikum direkt stellt, obwohl er darauf gefasst sein musste, verbale Prügel zu beziehen. Hut ab, Herr Landrat!
Anne-Marie Glaser
Ich frage mich schon, warum Bürgerentscheide länderverschieden sind.
Warum kann sowas nicht einheitlich gehandhabt werden. Natürlich entscheiden das nicht die Medien; die informieren/empfehlen nur.
Ich wäre froh, wenn sich die Mitbürger ernsthaft an wichtigen Vorgängen beteiligen würden.
Aber es herrscht vielfach Teilnahmslosigkeit, Bequemlichkeit, ja sogar Desinteresse.
Vielen ist ja überhaupt nicht klar, dass Passivität und sogenanntes Vorabprophezeihen,
Tenor: "Do könne mir jo doch nix mache, des hän die sowieso schon beschlosse!" uns kein Stückchen weiter bringt. Ich bin immer der Meinung, dass Bürger-Engagement den Obrigkeiten zeigt, wie notwendig und wichtig es den Leuten ist, das Beschlüsse nicht unabhängig vom Bürgerwillen einfach so getätigt werden können. Vielen ist ja immer noch nicht klar, dass es sie treffen kann, wenn dereinst sie die Betroffenen sind, von wegen: "Schnelle Hilfe nicht möglich!"
Allerdings stelle ich fest, dass öfter Dinge über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden werden, obwohl ca 20ig-100.000 tausend sich an DEMOS oder Petitionen beteiligen.
Die Ignoranz der Beschließer gegen den Bürgerwillen ist oft auch nicht gerade aufmunternd, sich als Bürger weiter an DEMOS zu beteiligen. Tenor: "Des bringt jo doch nix!"
Obrigkeiten haben die Interessen der Bürger in erster Linie zu vertreten. Ignoranz ist da fehl am Platze!