Wo Gustav Heinzelmann Erfüllung findet
Flößerei verbindet zwei Elemente

Gustav Heinzelmann mit der passenden Flößer-Tracht an der Kinzig  | Foto: Michael Bode
  • Gustav Heinzelmann mit der passenden Flößer-Tracht an der Kinzig
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Willstätt. "Das Wasser ist mein Element, genau wie der Wald" – Gustav Heinzelmann steht mit seiner wadenlangen Lederhose aus seiner geografischen Heimat in seiner Ausstellung zur Geschichte der Flößerei im Europäischen Forum am Rhein. Dort zeigt Heinzelmann auf Schautafeln die Anfänge der Flößerei zu Zeiten der Römer.
Geboren ist Heinzelmann 1944 in Fürstenfeldbruck bei München. Nach der Realschule beginnt er eine Lehre zum Industriekaufmann und macht auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur in Berlin nach und studiert nach dem Modell der Freiburger Schule in der Breisgau-Metropole die soziale Marktwirtschaft in der Volks- und Betriebswirtschaftslehre.
Seit 46 Jahren lebt Gustav Heinzelmann mittlerweile in der Ortenau. 35 Jahre davon, bis zu seinem Gang in den Ruhestand, war er Lehrer an den Kaufmännischen Schulen in Offenburg. Neben der jungen Generation war Heinzelmann auch in der Erwachsenenbildung aktiv. Für seine Schüler hieß es oft, dass sie "raus aus dem Schulalltag" gingen. Zusammen mit seinem früheren Kollegen an den Kaufmännischen Schulen in Offenburg, Hans-Peter Schemitz, gründete er "real existierende Schulfirmen", wie Heinzelmann sagt. Es wurden Aufträge abgewickelt, Produkte entwickelt oder Kundenbefragungen durchgeführt. Große Betriebe wurden besichtigt oder auch durch Käufe von Aktien die Aufgaben von Aktionären erlebbar gemacht.
Auch wenn seine eigenen Wurzeln im Bayerischen liegen, wie er selbst sagt, besteht durch seinen Urgroßvater eine regionale Verbundenheit: Dieser war Waldbauer und Flößer in Reinerzau bei Alpirsbach. "Viele in unserer Familie haben etwas mit Holz gemacht", erklärt Heinzelmann. So verbinden sich diese beiden Elemente zu seiner Leidenschaft.

Forschung über Ahnen und Gilden

Durch Ahnenforschung wurde bei ihm das Interesse für die Flößerei geweckt. Bis ins 17. und 18. Jahrhundert arbeitete sich Heinzelmann vor. Neben Waldbauern und Flößern tauchten auch Tagelöhner in seiner Familienhistorie auf. Entdeckt hat er so die Eitelkeiten und Feindseligkeiten der verschiedenen Flößergilden. So gab es etwa kein Auskommen zwischen den Flößern aus Schiltach und denen aus Wolfach, die wiederum nicht gut mit den Schenkenzellern konnten. Es ging um viel Geld, Wege- und Holzhandelsprivilegien. "Die Römer haben bereits am Oberrhein geflößt", sagt Heinzelmann und verweist auf archäologische Funde rund um Straßburg.
Diese zeigt Heinzelmann unter anderem in seiner derzeit laufenden Ausstellung im Europäischen Forum am Rhein. Dort werden die Abläufe von der Fällung über den Floßbau und die Flößerei bis zu der Verwendung des Rohstoffes etwa zum Bau für Fachwerke, Kirchen und Brücken nachvollziehbar. Er zeigt nicht nur, dass das Schwarzwaldholz bis zum Niederrhein gehandelt wurde, sondern auch, dass Holländer in den Schwarzwald reisten, um sich Bäume für ihre Zwecke aussuchten, sondern auch, wie sie markiert wurden, damit am Ziel es keine Zweifel über die Rechtmäßigkeit des Besitzers gab. In Mannheim wurden zum weiteren Transport zwei kilometerlange Flöße mit mehreren Etagen erstellt, um auch andere Waren vom Oberrhein in die Welt zu schaffen. "So entstand durch Raubbau in den Wäldern eine Art Goldgräberstimmung durch die Erschließung neuer Märkte", so Heinzelmann. "Bisher gab es keine zusammenhängenden Veröffentlichungen über die Region vom Schwarzwald und den Vogesen", nennt Heinzelmann sein Ziel, Neues zu schaffen: "Mein Buch darüber hat bisher bereits 65 Seiten." Kohle und Stahl bedeuteten schließlich das Ende der Flößerei.
Heute lebt Heinzelmann in Willstätt. Während seiner Zeit in Diersburg war er 20 Jahre lang auch als Gemeinderat aktiv. Regelmäßig sucht er seit einigen Jahren die Ruhe und Einfachheit des Lebens in Klöstern. "Das passende Wort dafür ist: Kontemplation", beschreibt Heinzelmann die Konzentration auf das Wesentliche. "Das Beten in den frühen Morgenstunden brauche ich dafür nicht unbedingt", erklärt er. Aber das Leben im Alltag zusammen mit den Mönchen ist für ihn inzwischen zum Urlaub im Ruhestand geworden.
Rembert Graf Kerssenbrock

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