Christian Meyer im Sonntagsporträt
Kein direkter Weg zum Pfarrer

- Christian Meyer wechselt als Pfarrer von Haslach ins Hanauerland. Dort wird er – gemeinsam mit sechs Kollegen – die neue Großgemeinde Hanauerland betreuen.
- Foto: Michael Bode
- hochgeladen von Christina Großheim
Willstätt Zwölf Jahre war Christian Meyer evangelischer Gemeindepfarrer in Haslach: "Ich habe an der Grundschule unterrichtet, Gottesdienste abgehalten, mit Brautpaaren gesprochen und Beerdigungen vorgenommen."
Nun beginnt ein neues Kapitel in seinem Leben: Seit Anfang September ist der 48-Jährige Teil der Großgemeinde Hanauerland. "Elf Gemeinden haben sich zu einer zusammengeschlossen. Wir sind sieben Pfarrer, die sich gegenseitig unterstützen", bringt Christian Meyer die Weiterentwicklung des Gemeindelebens auf den Punkt. "Ich übernehme die Geschäftsführung der Gemeinde, auch für meine Mitpfarrer." Dafür wird er von diesen bei anderen Aufgaben entlastet. "Wir bauen eine neue Kirche. Das wird spannend und ein Lernprozess", erklärt Meyer.
Keine Angst vor großenVeränderungen
Die Lust auf Veränderung verspürte der in Bayern aufgewachsene Meyer immer wieder. Sein Abitur machte er in Traunstein. "An demselben Gymnasium wie der verstorbene Papst Benedikt XVI.", sagt er mit einem Augenzwinkern. Schon als Jugendlicher engagierte er sich in der evangelischen Gemeinde. "Ich hatte eine Kurzpredigt gehalten und wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, Pfarrer zu werden", erzählt Christian Meyer. "Ich war zwar immer ein gläubiger Mensch, aber daran hatte ich nicht gedacht."
Durch seinen Zivildienst nach dem Abitur in einer diakonischen Einrichtung in der Nähe von La Rochelle in Frankreich wurde ihm klar: "Ich möchte Pfarrer werden." Damals sammelte er erste ökumenische Erfahrungen. Es folgte das Theologiestudium "überwiegend in Heidelberg". Seine Schwerpunkte waren Ökumene und Sozial- und Wirtschaftsethik. Die Schnittstelle zwischen Kirche und Wirtschaft faszinierte ihn und er machte Praktika in Unternehmen in den Bereichen Marketing und Vertrieb. Als einziger evangelischer Student absolvierte er ein Auslandsjahr in Santiago de Chile. Zudem machte er ein Gemeindepraktikum in Upstate New York. "Die Kirchengemeinden in den USA finanzieren sich selbst. Ich habe dort Fundraising für Gemeindeprojekte kennengelernt", erinnert sich Meyer. Ein weiteres wichtiges Thema war dort der interreligiöse Dialog: "Der war in Deutschland damals noch nicht relevant."
Zuerst in die Wirtschaft, dann in die Seelsorge
Nach seinem Examen entschied er sich erst einmal für einen Job in der freien Wirtschaft. "Ich habe in Düsseldorf als PR-Berater gearbeitet", verrät Christian Meyer. "Ich musste erst die Welt entdecken." Eine seiner beruflichen Stationen dabei war die Ortenau: "Hier habe ich meine Frau kennengelernt und geheiratet." Erst mit 35 Jahren entschied er sich, als Pfarrer zu arbeiten. "Es hat ins Leben als Familienvater gepasst", findet er. Nach seinem Vikariat in Offenburg wechselte er nach Haslach, wo die Familie Wurzeln schlug. "Deshalb bleiben wir mit unseren beiden Kindern dort wohnen", erklärt Christian Meyer.
In seiner Haslacher Zeit entwickelte er sein Talent als Fund-raiser: "Es ist uns gelungen, den Fehrenbacher Hof zu retten", sagt er nicht ohne Stolz. Gemeinsam mit dem Förderverein und vielen Mitstreitern wurde das 700.000-Euro-Projekt gestemmt: "Heute ist der Fehrenbacher Hof ständig ausgebucht." Auch bei der Chapelle de Rencontre in Straßburg war er engagiert. Und in Willstätt steht bereits ein Fundraising-Projekt in den Startlöchern: "Das Gemeindehaus soll zum Gemeinschaftshaus werden."
Christian Meyers persönliche Tipps
Kirchenbauten
- protestantische Kirchen in Frankreich (temples)
- Stadtkirche Offenburg
- evangelische Kirchen im Hanauerland
Synagogen
- Grande Synagogue in Paris
- sephardische Synagoge in Straßburg
- Synagoge in New York


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