Jürgen Stumpfhaus und Daniel Suhm wollen ihr Museumsprojekt nicht aufgeben
Bürgerbegehren für "Tower" in Gengenbach ist gestartet

Jürgen Stumpfhaus (links) und Daniel Suhm vor dem Gengenbacher Wahrzeichen | Foto: Foto: gro
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Gengenbach (gro). Viele Jahre lag das ehemalige Wasserkraftwerk zwischen dem Reichen- und dem Mühlbach in Gengenbach im Dornröschenschlaf. Nun ist ein heftiger Streit um das pittoreske Bauwerk entbrannt. Begonnen hat alles mit der Idee von Jürgen Stumpfhaus, dem Gebäude wieder seinen alten Glanz zurückzugeben. Dem Gengenbacher gefällt es, historische Gebäude originalgetreu zu restaurieren, und er verliebte sich in das Wahrzeichen, das von der B33 aus zu sehen ist.

Es gehörte Hans-Henning Junk, Geschäftsführer der Albert Köhler Pappenfabrik in Gengenbach. Von seinem Vorfahren wurde das Gebäude 1900 errichtet. "Damit ist es das erste Wasserkraftwerk in Baden", erzählt Jürgen Stumpfhaus. Entworfen wurde es vom Architekten Friedrich Abel aus Offenburg. Was Stumpfhaus begeistert, ist, dass die Wasserkraftanlage noch im Originalzustand im Erdgeschoss erhalten ist. Er wurde schnell mit dem Besitzer einig. Zu ihm stieß Daniel Suhm, der in Gengenbach eine Schreinerei betreibt. Bei einer Begehung wegen der Restaurierung begeisterte er sich für das Projekt. Zusammen kauften sie das Gebäude im April 2021 und beantragten Denkmalschutz. Mittlerweile ist es ein eingetragenes Kultur-, Architektur- und Technikdenkmal.

Ein kleines Heimatmuseum

Sie wollen das Gebäude instand setzen und der Öffentlichkeit zugänglich machen: Aus dem Maschinenraum soll ein Museum werden. Der erste Stock soll wieder in alter Pracht mit Eichenholzparkett und Stuck erscheinen und Platz für Lesungen, Ausstellungen und Tagungen bieten. Der Turm, der 1945 einem Angriff der Royal Air Force zum Opfer fiel, soll eine ursprüngliche Form erhalten. Im Außenbereich sollen kleine private Feiern möglich sein, denn vielen Gengenbachern ist der "Tower" noch in bester Erinnerung. Bis in die 1980er-Jahre wurden dort private Feste veranstaltet. Viele haben sich dort kennengelernt. Zudem möchten die Käufer mit Felsen und Sandlinsen ein Naturreservat für geschützte Arten wie die vorkommenden seltenen Zaun- und Smaragdeidechsen schaffen.

Doch das Projekt steht nun auf der Kippe. Der Grund liegt in einem 1947 eingetragenen Vorkaufsrecht der Stadt Gengenbach. Laut dem Verkäufer sei der Stadt vor einigen Jahren dieses Verkaufsrecht angeboten worden, diese habe damals aber abgelehnt. Das sieht heute anders aus: In einer nicht öffentlichen Sitzung entschied sich der Gemeinderat, das Vorkaufsrecht zu beanspruchen. Nun sind die Fronten verhärtet.

Bürgerbegehren ins Laufen gebracht

Jürgen Stumpfhaus und Daniel Suhm sammeln nun Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das ihnen durch einen Bürgerentscheid ermöglicht, ihre Pläne doch umzusetzen. In der Gemeinderatsitzung am vergangenen Mittwoch teilten sie dies offiziell mit. "Es zählen nur die Stimmen von Gengenbacher Bürgern", so Stumpfhaus. Nun bleiben ihnen zwei Monate, um die notwendige Anzahl von 660 Unterschriften zu erreichen.

Die Stadt Gengenbach gibt in einer Pressemitteilung an, dass sie in der künftigen Erweiterung der Kläranlage als auch bei der geplanten Verlagerung des Baubetriebhofs und der Stadtwerke nicht durch ein privates Vorhaben eingeschränkt werden wolle. Auf Anfrage sagt Bürgermeister Thorsten Erny, dass der Stadt Gengenbach kein konkretes Kaufangebot vor Jahren gemacht worden sei. Dem widerspricht der Verkäufer.

"Ich begrüße jedes demokratisches Verfahren und dazu gehört auch das Recht der Bürgerinnen und Bürger gesetzlich verankerte Beteiligungsprozesse zu nutzen", so Erny mit Blick auf das angestoßene Bürgerbegehren. "Die Stadt Gengenbach ist für den aktuellen Zustand des Gebäudes nicht verantwortlich. Die Stadt Gengenbach wird selbstverständlich wie mit allen anderen erhaltungswürdigen und unter Denkmalschutz stehenden städtischen Gebäuden verantwortungsvoll umgehen. Gerade in der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde der Verwaltung vorbildliches Arbeiten im Falle der Sanierung des Obertorturmes vom Landesamt für Denkmalschutz bestätigt", so Erny, auf die Frage, was die Stadt damit vorhabe. Jürgen Stumpfhaus sagt, dass in der öffentlichen Gemeinderatsitzung bekannt gegeben worden war, dass die Stadt das Gebäude nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen wolle.

Seit Samstag ist die Facebookseite /RettetDenTower von Stumpfhaus und Suhm online, auf der sie informieren wollen.

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