Gedenken an Claus Rosenthal
Ehemaliger jüdischer Kehler stirbt mit 96 Jahren

Stolpersteine im Gedenken an Claus Rosenthal und seine Familie wurden 2011 von Künstler Gunter Demnig vor der Hauptstraße 57 verlegt. | Foto: Stadt Kehl
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  • Stolpersteine im Gedenken an Claus Rosenthal und seine Familie wurden 2011 von Künstler Gunter Demnig vor der Hauptstraße 57 verlegt.
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Kehl (st). Eine traurige Nachricht erreicht die Rheinstadt: Mit Claus Rosenthal ist ein ehemaliger jüdischer Mitbürger am Mittwoch, 27. Januar, - dem internationalen Gedenktag an die Holocaust-Opfer - verstorben. Ihm sowie seinem Vater Dr. Klaus Rosenthal, seiner Mutter Olga Rosenthal und seinem jüngeren Bruder Gert Rosenthal widmeten der Arbeitskreis 27. Januar und die Stadt 2011 einen Stolperstein vor dem Gebäude in der Hauptstraße 57. Dort hatte die Familie bis zu ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten im Jahr 1938 gelebt.

Claus Rosenthal wurde am 26. Februar 1924 als ältester Sohn von Dr. Klaus Rosenthal und dessen Ehefrau Olga Rosenthal, geb. Kuhn, in Rastatt geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Kehl und besuchte dort ab 1937 die Oberrealschule. Sein Vater hatte eine Praxis in der Hauptstraße 59 und arbeitete zudem als Schularzt. Früh – bereits 1931 – war die Familie den Schikanen der Nationalsozialisten ausgesetzt. So kündigte der von der NSDAP dominierte Gemeinderat dem Vater seinen Vertrag als Schularzt. Die Familie floh 1938, kurz vor dem Novemberpogrom, vor dem NS-Terror.

Dies geschah allerdings ohne den 14-jährigen Claus Rosenthal. Ihn schickten die Eltern bereits im Oktober zu Verwandten nach Mannheim. Von dort aus begab er sich ins französische Exil. Seinen jüngeren Bruder Gert setzten die Eltern im September 1939 in einen Kindertransport, der ihn nach England in Sicherheit brachte. 1942 sah Claus Rosenthal seine Eltern wieder – und zwar im Internierungslager Rivesaltes bei Perpignan in den Pyrenäen. Mit falschen Papieren verschaffte sich Claus Rosenthal Zugang zum Lager, um dort seine Eltern zu treffen. Allerdings flog der junge Mann auf und wurde verhaftet.
Im selben Jahr wurden er, sein Vater und seine Mutter über Drancy bei Paris zu den Vernichtungslagern im Osten deportiert. Die Familie wurde getrennt, Mutter Olga fiel im Konzentrationslager Auschwitz der Todesmaschinerie der Nazis zum Opfer. Der Zufall führte Vater und Sohn im September 1942 im KZ Gräditz in Oberschlesien wieder zusammen, wo Claus Rosenthal Zwangsarbeit verrichtete und sich Dr. Klaus Rosenthal als Lagerarzt um die Gefangenen kümmerte. Einen Monat später starb der Vater an Flecktyphus.

Nach Kriegsende

Nach Kriegsende und der Befreiung durch die Alliierten zog Claus Rosenthal nach Paris und nahm dort eine Arbeit in einer Maschinenfabrik auf. 1950 heiratete er Margot Weil, eine Freundin aus seinen Kindertagen in Kehl. 1952 verließ Claus Rosenthal zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter Sylvie Paris und wanderte in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires aus. Margot Rosenthal starb 1977, 2011 verlor er seine Tochter.

Bruder Gert Rosenthal überlebte den NS-Terror im englischen Exil und wanderte in den 1960er-Jahren nach Australien aus. Seiner alten Heimatstadt Kehl stattete Claus Rosenthal 2011 erneut einen Besuch ab. In seinem Beisein verlegte Künstler Gunter Demnig Stolpersteine vor der Hauptstraße 57, dort wo dereinst das Zuhause der Familie war.

Claus Rosenthal starb am Gedenktag für die Opfer des Holocausts im Alter von 96 Jahren. Bis heute erinnert sein Stolperstein zusammen mit vielen weiteren im Stadtgebiet an das grausame Schicksal zahlreicher ehemaliger jüdischer Mitbürger.

Stolpersteine im Gedenken an Claus Rosenthal und seine Familie wurden 2011 von Künstler Gunter Demnig vor der Hauptstraße 57 verlegt. | Foto: Stadt Kehl
Bei einem Besuch in Kehl 2011 treffen sich Claus Rosenthal (l.) und seine damalige Frau mit Oberbürgermeister Dr. Günther Petry. | Foto: Stadt Kehl

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