Kinderferienspaß im Haus der Jugend
Kreativangebot seit 20 Jahren

Jugendarbeiter Andreas Martzloff (rechts im Bild) zeigt den Kindern beim Ferienspaßprogramm, wie sie aus Nägeln, Faden und Holz kleine Kunstwerke schaffen können. | Foto: Norman Mummert/Stadt Kehl
  • Jugendarbeiter Andreas Martzloff (rechts im Bild) zeigt den Kindern beim Ferienspaßprogramm, wie sie aus Nägeln, Faden und Holz kleine Kunstwerke schaffen können.
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Kehl (st)Rund 65 Mädchen und Jungen toben derzeit durch das Haus der Jugend in Kehl. Es ist der Auftakt zum dreiwöchigen Kinderferienspaß, so die Stadt Kehl. Gleichzeitig ist es ein stilles Jubiläum: Vor 20 Jahren wurde erstmals im Haus der Jugend ein Ganztagsprogramm für Kinder in den Sommerferien angeboten.

Es ist Kreativtag im Haus der Jugend. Im Innenhof drängen sich die Kinder an den aufgestellten Tischen auf der Wiese und im Backhaus. Es wird getöpfert, gehämmert, gesägt, gemalt – kurzum gebastelt. Im Backhaus formen Kinder aus Ton Schälchen, Becher und filigrane Figürchen. Direkt daneben hat Jugendarbeiter Andreas Martzloff eine Art Nagelstudio für Handwerksbegeisterte eingerichtet. Dort gibt es keine Maniküre, sondern Hammer, Holz, Nägel und Schnüre. „Dabei kommen witzige Sachen heraus“, staunt Andreas Martzloff. So zimmern die Kinder an seinem Tisch nicht nur anschauliche Nagelbilder, sondern auch Miniaturmodelle von Fußballfeldern und Wrestling-Ringen.

Kreativangebote

Insgesamt sechs Kreativangebote, Ateliers genannt, erwarten die Kinder im Innenhof, aber auch im Hauptgebäude selbst. Um den Mädchen und Jungen eine möglichst große Auswahl zu bieten, kooperiert das Team der Offenen Jugendarbeit mit Vereinen und Institutionen. Beispielsweise bastelt Insa Espig von der Landesforstverwaltung mit den Kindern Kronkorken-Rasseln und Rehfiepen, mit denen sich Rehe im Wald anlocken lassen. Und unter der Ägide der Künstlerin und Restaurateurin Camilla Ponti vom kürzlich gegründeten Verein Die kleine Kulturakademie in Kork malen, zeichnen und schnippeln die Kinder gemeinsam das Bild einer Stadt.

Längst nicht jeder der jungen Ferienspaßbesucher lässt sich von dem Kreativangebot mitreißen. Der elfjährige Paul und sein Kumpel haben nach eigenem Bekunden „keine Lust“ und widmen sich einer Partie Fußball. Für Binja Frick, bei der Stadt für Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit zuständig, sowie für Alex Neumann, Leiter des Hauses der Jugend, gehört genau das auch zum Kinderferienspaß. „Es gibt hier keinen Zwang“, betont Binja Frick. Vielmehr verfolge das Team der Offenen Jugendarbeit mit dem Ferienprogramm das Ziel, den Kindern ein Stückweit auch Erholung von Schulroutine und engen Tagesstrukturen zu bieten. „Unsere einzigen Vorgaben sind der Betreuungsbeginn, das Betreuungsende und wann das Mittagsessen serviert wird“, sagt sie. „Die Erfahrung zeigt allerdings auch“, ergänzt Alex Neumann, „dass Kinder mit anfänglichem Desinteresse sich im Laufe des Tages still und heimlich Appetit holen und dann doch mitmachen.“

Für das Ferienprogramm hat sich das Team der Offenen Jugendarbeit um Binja Frick gemeinsam mit den Jugendsozialarbeiterinnen an den Schulen bereits im Frühjahr zusammengesetzt. An einigen Programmpunkten führt dabei kein Weg vorbei: Etwa das montägliche Goldschürfen im Wasserband. „Das wird regelmäßig eingefordert“, berichtet Alex Neumann. In diesem Jahr geht es dienstags und donnerstags in den beliebten Didi‘land-Freizeitpark im elsässischen Morsbronn-Les-Bains sowie ins Freizeitbad nach Renchen. „Der Kinderferienspaß ist jedes Jahr eine Team-Leistung“, betont Binja Frick. „Wir haben ein seit Jahren eingespieltes Team aus Offener Jugendarbeit und Schulsozialarbeit“, sagt sie. „Das schafft Verlässlichkeit.“ In diesem Sommer hat das Kinderferienspaß-Team ein neues Mitglied in Form des Mensa-Küchenteams aus der Tulla-Realschule dazubekommen. Statt das Mittagsessen selbst in der Küche im Haus der Jugend zubereiten zu müssen, wird es nun geliefert. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Döner im Fladenbrot und Spaghetti Bolognese sowie vegetarische Alternativen.

Ein stilles Jubiläum

Ein Sommerferienprogramm gibt es in Kehl bereits seit 1979. Damals wurde der sogenannte Kinderferienpass gegründet und bot Eltern und Erziehungsberechtigten die Möglichkeit, ihre Kinder für verschiedene Ferienangebote anzumelden. Die Auswahl war abwechslungsreich: „Leben wie die Indianer“, „Feuertechniken der Cowboys“, Übernachtungen auf dem Sohlberg, ein Baseballtraining bei der Kehler Turnerschaft oder ein Besuch auf der Feuerwache standen auf dem Programm. Nach den Einzelveranstaltungen wurden die Kinder von ihren Eltern wieder abgeholt. Insbesondere für Erziehungsberechtigte mit weitem Anfahrtsweg brachte dies lange Wartezeiten mit sich. Denn oftmals lohnte es sich nicht, bis zum Ende eines zwei- bis dreistündigen Programmpunkts nach Hause und wieder zurückzufahren.

Das änderte sich im Jahr nach der Landesgartenschau 2004. Alex Neumann erinnert sich, dass er mit seinem Vorschlag, im Haus der Jugend in den Sommerferien ein Ganztagsprogramm anzubieten, beim damaligen Leiter für Jugend, Schulen und Kindergärten, Cornel Happe, und dem damaligen Leiter des Jugendzentrums, Rolf Fischerkeller, „offene Türen einrannte“. Und nicht nur bei ihnen. „Das Konzept hat eingeschlagen wie eine Bombe“, berichtet Alex Neumann. Ursprünglich war die Ferienbetreuung für 40 Kinder ausgelegt. Doch bereits im ersten Jahr 2005 wurde diese Grenze gerissen: Am Ende kamen 65 Mädchen und Jungen ins Haus der Jugend. Das sind Anmeldezahlen, die der Kinderferienspaß auch heute noch erreicht. Inzwischen läuft das Anmeldeprozedere vollständig online ab. Die Platzvergabe wird ausgelost. „Bislang hat es noch immer geklappt, dass jede Familie einen Platz im Ferienprogramm bekommen hat“, berichtet Binja Frick. Überwiegend handelt es sich bei den angemeldeten Kindern um Stammgäste, wie Alex Neumann sie bezeichnet. Er schätzt, dass lediglich jedes fünfte Kind erstmals am Kinderferienspaß teilnimmt. Das ist eine stille Bestätigung, dass sich das vor 20 Jahren überlegte Konzept bislang bewährt.

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